Die ältesten Dinge der Welt

Ich höre neulich immer wieder das wichtige Argument, dass Prostitution das älteste Gewerbe der Welt sei. Das ist angeblich ein Argument dafür, dass alle so weitermachen wie bisher. Ich bin verwirrt und habe mir Gedanken gemacht über die ältesten Dinge der Welt.

Marter – die älteste Sozialisierungsmethode der Welt.

Physische Bestrafung war früher sehr beliebt. Wer als Verbrecher verurteilt wurde, den konnte man öffentlich hinrichten. Verbrennen, vierteilen, rädern, hängen, henken. Die Liste ist lang und die Menschen legten viel Eifer an den Tag, die Methoden zu verfeinern. Wichtig war es bei dieser Prozedur, den Körper der zu bestrafenden Person zu verletzen und sie ihrer Würde durch das öffentliche zur Schau stellen zu berauben. Außerdem hatte die Öffentlichkeit der Folter noch den abschreckenden Effekt zum Sinn. Bestraft wurden unter anderem unverheiratete Frauen und Männer die für ihre Familie etwas zu Essen gestohlen hatten. Diese älteste Form der Erziehung konzentrierte sich hauptsächlich auf den Körper der Betroffenen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde schließlich damit begonnen, die Bestrafung vom Körper abzuwenden und man begann, Methoden zu suchen, die die Seele eines Menschen erreichen müssten. Bis heute arbeitet man an diesen Techniken. Heute konzentrieren wir uns größtenteils auf den Aspekt der Resozialisierung. Die Resozialisierung soll einen verurteilten Menschen wieder in die Gesellschaft zurückführen. Experten kritisieren, dass unser dezeitiges Strafsystem diesen Anspruch noch immer nicht zu erfüllen vermag. Die Entwicklung unseres Straf- oder Resozialisierungssystems ist also noch im vollen Gange. Wir entwickeln uns weiter.

 

Die Muntehe – die älteste Zwei-Personen-Ehe unserer Gesellschaft

Munth bedeutet soviel wie Schutz. Aber auch Herrschaft. Bei dieser Form der Heirat wurde mit den Frauen zwischen den Germanensippen gehandelt. Eine Frau war sehr teuer und wurde aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen gehandelt. Zu sagen hatte sie nichts, zu tun eine Menge. Man erwartete, dass sie dem Mann viele Kinder schenkte und sich um deren Aufzucht bemühte. Außerdem gab es noch die Kebsehe, geschlossen zwischen einem freien Mann und einer sog. Unfreien. Kebse bedeutet Sklave. Die Frau wurde also zur Sklavin des Mannes bestimmt. Ab dem zehnten Jahrhundert breitete die Macht der Kirche sich mehr und mehr aus und sie setzte eine monogane Konsensehe auf. Ab dem 13 Jahrhundert war die Macht der Kirche inzwischen sogar so ausgebreitet, dass nur die kirchliche Ehe ein Paar ermächtigte zusammenzuleben. Eine Ordnung der Abtei St. Peter in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bestimmt, wer ohne den Segen der Kirche zusammenlebe, der solle “des Gebietes verwiesen und von einem Abt nach seinem Willen bestraft werden.” Wie Menschen damals bestraft wurden für dieses Verbrechen, siehe: Marter – die älteste Sozialisierungsmethode der Welt.

1792 wurde die Ehe das erste Mal zur Staatssache erklärt. In Frankreich im Zuge der Revolution. In Deutschland wurde die Ehe im dritten Reich zur Staatsangelegenheit. Heute haben Homosexuelle noch eingeschränkte Eherechte und seit den Neunzigern werden Ehen immer seltener geschlossen und Menschen leben in den unterschiedlichsten Lebensformen zusammen. Die Zahl der Alleinerziehenden, Patchworkfamilien und losen Zusammenschlüssen wächst stetig, während die Ehe allmählich an Bedeutung verliert.

 

Gewalt – die älteste Durchsetzungsmethode der Welt

Am Anfang der Erdgeschichte herrscht rohe Gewalt. Schwere Unwetter, Epochen voller Naturgewalten, eine Kreatur nach der anderen wird ausgemerzt und macht Platz für eine neue Spezie. Die Urgewalten bestimmen den Lauf der Welt. Wer zu solch frühen Zeiten unsere Erde bewohnte, der brauchte schon einiges an Durchsetzungsvermögen, um den brachialen Wettkampf zu überleben. Der Mensch setzte sich als einer der Stärksten durch und entwickelte sich weiter. Das Gehirn wuchs, soziale Fähigkeiten verfeinerten sich, der Körper passte sich an, Werkzeuge wurden erdacht und der Mensch begann, mit Gewalt zu herrschen. Die Erde wurde mehr und mehr versucht, zu erzwingen und den Zwecken der Menschen unterzuordnen. Die Stärksten erschlugen die Schwächsten und setzten sich so durch. Mit zunehmender Zivilisation wurde versucht, der Gewalt Herr zu werden. Diese Rolle wurde mehr und mehr von der Kirche übernommen, die mit Gewalt über die Menschen herrschte. Später wurde es die Aufgabe der Staatsgewalt, die Freiheit (sic.) des Menschen zu vertreten. Gewalt ist noch heute Alltag, wird inzwischen aber von der Gesellschaft als negativ eingestuft und zu bekämpfen versucht. Die Demokratie soll es dem Menschen eigentlich ermöglichen, selbstbestimmt, freiheitlich und gleichberechtigt über die Geschicke unseres Lebens zu bestimmen. Die Gewalt ist wohl das größte Paradox der Weltgeschichte. Denn sie ist unvermeidbar. Während ich diesen Artikel schreibe, treibt Sturm Xaver sein Unwesen vor dem Fenster. Die Natur ist noch immer der größte Gewaltherrscher der Geschichte. Niemand kann soviel Leben ausrotten wie eine Naturgewalt. Wir Menschen folgen jedoch mehr und mehr dem Ansatz, Gewalt zu vermeiden und abzuwenden. Die Gewalt – wie auch die Ehe, unsere Arbeitsverhältnisse, unser Staats- und Rechtssystem – sind und bleiben sich wandelnde Prozesse. Selbst wenn man versucht, die jeweilgen Entwicklungen nicht zu beurteilen, springt ein Fakt ganz sicher ins Auge. In allen Bereichen haben wir versucht, es besser hinzubekommen. Wir zeichnen an den Plänen, die noch nie perfekt waren und noch lange nicht perfekt sein werden. Eines war für diese Entwicklungen jedoch immer unabdingbar. Schon immer mussten die Menschen sich für etwas neues öffnen, das sie teils ängstigte, sie meist überforderte und selten reibungslos von statten ging. Bis jetzt haben wir dabei aber immer nur gewonnen und eine Menge dazu gelernt.

“Prostitution, das älteste Gewerbe der Welt.”
Menschen, die diese Floskel kaufen, kauften auch:
   Sklaverei – die älteste Beschäftigungsmethode der Welt
   Exorzismus – die älteste Psychotherapie der Welt
   Kutsche – das älteste Gefährt, das es gibt

Die ältesten Dinge der Welt

Ein Beitrag von Maike von Wegen / mutterseelenalleinerziehend.de

 


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