Die alte Qual Pokal

Die alte Qual PokalSelbe Stelle, selbe Delle: Nicht einmal ganz sechs Monate nach dem
letzten Pokalauftritt beim Stadtrivalen Ammedorf ist der Hallesche FC in der neuen Pokalrunde schon wieder zum Sechstligisten geladen. Spannung macht sich breit wie im Burgenlandkreis vor der Parlamentswahl in Burma, ein Kribbeln befällt Fanvolk und Spieler, als gehe es in einer 45.000 Mann-Arena gegen einen Bundesligisten und nicht auf einem Sportplatz am Stadtrand gegen eine Elf, in der überwiegend ehemalige Spieler des eigenen Vereins um ihr fußballerisches Gnadenbrot kicken.
Das Spiel hält durchaus, was es verspricht. Soviel Leben ist da drin, dass die erste Halbzeit nach einem Fernschuß von Stier aufs Ammendorfer Tor auch schon beendet werden kann. Der Gastgeber, ehemals fußballernder Arm des größten Waggonbautriebes zwischen San Francisco und - Richtung Westen gedacht - Paris, liefert Volksbildung mit einem Lied, nach dem Mohammed ein Prophet war, der vom Fußballspielen zwar nichts verstand, der sich aber "aus all der schönen Farbenpracht / das Rot und Weiße ausgedacht" habe. Ketzerei, Hetzerei, Islamdebatte, kein Thema im Schunkelsound. Passend dazu gibt labbrige Wurst auf trendigem Dauertoast und kerndeutsche Kommentare: "Diese Mappe", illustriert ein annähernd hackedichter Zuschauer, was er alles nicht genau gesehen hat, "da muss der doch pfeifen!"
Macht er nicht, sonst wäre er ja auch der einzige, der hier arbeitet. Der Hallesche FC, aufgelaufen mit einer Art verstärkter Reserveelf, tut sich schwer, Ammendorf, angeführt vom früheren HFC-Kapitän Marcel Geidel, kann nicht mehr. So braucht es bis zur 73. Minute und zudem die wohlwollende Unterstützung des Schiedsrichterkollektivs, bis Neuzugang Alan Lekavski eine Flanke von Angelo Hauk aus dem Abseits in die Maschen drücken kann. natürlich, der Ball wäre sowieso reingegangen, und natürlich, Halle hatte zwar keine Chancen, davon aber immer noch mehr als Ammendorf, so dass die Führung in Ordnung geht.
Aber Marcel Geidel, der in seinen ganz großen Tagen gelegentlich sogar gegen Schiedsrichter handgreiflichst wurde, ist nicht bereit, einen irregulären Treffer wortloch zu schlucken. Minutenlang bekommt der Anführer der Ammendorfer sich nicht mehr ein, abwechselnd reklamiert er beim Schiedsrichter, beschwert sich beim Linienrichter, fährt die Arme gen Himmel aus und lamentiert in Richtung von Gegen- und Mitspielern, die Ansätze zur Rudelbildung erkennen lassen. Ahhh, es kommt beinahe so etwas wie Pokalstimmung auf, leider aber nur für ein paar Minuten. Dann bekommt Ammendorfs Koch eine gelb-rote Karte, zischend entweicht die Luft aus dem kurzzeitig unter Druck stehenden Pokalfight. Die 89. Minute sieht dann Lindenhahn ziemlich allein aufs Tor laufen, Kanitz spielt ihn unbedrängt an, Geidel dreht sich schon weg, bevor der Ball unter der Latte klebt.
Nächsten Mittwoch kommt der richtige Pokal, dann muss Halle gegen Duisburg ran. Die Späher des Bundesligisten, der der HFC wie alle großen Gegner in dieser Saison im heimischen Leipziger Zentralstadion empfangen darf, dürften ausreichend irregführt worden sein. In der nächstes Landespokalrunde geht es dann wie immer wieder gegen den liebsten halleschen Gegner, der FC Magdeburg. Terminiert hat der weise Landesverband das Spiel vorerst auf den Tag vier Tage vor dem Punktspiel gegen den FC Magdeburg. Das wird spannend werden wie die Parlamentswahl in Burma, aus dem Burgenlandkreis betrachtet.


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