Die 6-Hüte-Methode – mit Perspektivenwechsel zur Lösung

Dein Team und Du sind auf der Suche nach kreativen Antworten für ein Problem? Ein Brainstorming generiert wenige und immer nur die gleichen Ideen? Dann bringt Euch vielleicht die ‚6-Hüte-Methode‘ von Edward de Bono zum Ziel. Anders als wie beim klassischen brainstormen, nimmt hier jeder eine feste Rolle ein und kann offen ohne Vorbehalte aus dieser Perspektive argumentieren. Im Beitrag zeige ich Dir, wann im Consulting der richtige Zeitpunkt für diese Kreativitätstechnik ist und wie Du diese als Leiter perfekt koordinierst.

6-Hüte-Methode

Ideen aus dem Hut zaubern mit der 6-Hüte-Methode

Im Jahr 1986 stellte der britische Kognitionswissenschaftler die Gruppendiskussionsmethode 6-Hut-Denken vor (siehe Wikipedia). Auch genannt Denkhütte von De Bono, 6-Hüte-Methode bzw. 6-Thinking-Hats, handelt es sich um eine Kreativitätstechnik um strukturiert Ideen zu einer Fragestellung zu generieren.

Anders als im Brainstorming vertreten beim bei der 6-Hüte-Methode die sechs Teilnehmer nicht ihren persönlichen Standpunkt, sondern nehmen stattdessen die Position und Denkweise einer der sechs Hüte ein. Jeder Hut – bzw. jede Person – vertritt dabei eine andere Denkweise mit welcher sie den Sachverhalt betrachtet.

Als Consultant bringst Du die Technik in zwei Situation zum Einsatz: 1. Lösungsfindung und 2. Entscheidungsfindung. Im ersten Fall erarbeitest Du gemeinsam mit dem Kunden und/oder Kollegen Ideen, um eine komplexe Fragestellung zu knacken. Im zweiten betrachtest Du im Team mindestens eine Entscheidungsoption und entwickelts Gründe und Konsequenzen für bzw. gegen diese Alternative heraus.

Ein Hut, eine Rolle – die 6 Hüte im Detail

Jeder der sechs Hüte besitzt eine andere Farbe. Trägt ein Teilnehmer einen bestimmten Hut so übernimmt er damit eine der folgenden Rollen:

  • Weiß: Die Person mit einem weißen Hut ist der neutrale und objektive Analytiker. Sie konzentriert sich auf die Zahlen, Daten und Fakten.
  • Rot: Persönlich und emotional geht es bei der Person mit dem roten Hut zu. Für diese Person stehen die Gefühle, Ängste, Hoffnungen und Meinungen im Zentrum.
  • Schwarz: Buchstäblich malt diese Person schwarz. Sie ist der kritische Zweifler im Treffen, fokussiert sich auf das Risiko, die Probleme, Bedenken und Ängste.
  • Gelb: Der Optimist trägt einen gelben Hut. Die Person sucht die Chancen, Vorteile, Pluspunkte und Nutzen am diskutierten Thema.
  • Grün: Der Grün-Hut träger vertritt die Kreativität. Aufgabe dieser Person ist es, assoziativ zu denken, damit neue Ideen, Impulse und Denkanstöße zu geben.
  • Blau: Die Person mit dem blauen Hut agiert als Moderator. Mit ihrem Gesamt-überblick über den Prozess, strukturiert sie das Treffen und leitet die Teilnehmer.

Die 6-Hüte-Methode anwenden

Wie bei jeder Kreativitätstechnik untergliedert sich auch die 6-Hüte-Methode in Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung. Die Phasen im einzelnen sind:

  1. Sitzung vorbereiten
    Vor dem Treffen informierst Du die Teilnehmer über das Diskussionsthema. Sorge dafür, dass mit einem grundlegenden Verständnis an die Sache herangegangen wird. Basiswissen und Kernbegriffe sollten allen Personen bekannt sein. Um Dich als Leiter zu entlasten kannst Du im Vorfeld einen Zeitnehmer sowie einen Protokollanten festlegen.
  2. Rollen vergeben
    Verteile zu Beginn Eures Treffens die farbigen Hüte (alternativ Armbänder, Tischkärtchen, Moderationskarten oder Badges) an die Teilnehmer und lege damit Art der Rolle fest, in welcher diese nun denken und diskutieren. In Euren Gesprächen solltest Du darauf achten, dass eine Person ihren Hut nicht ablegt, d.h. immer mit den vom Hut geforderten Eigenschaften argumentiert.
  3. Ideen finden
    Reihe um äußert sich nun jeder Teilnehmer zur Fragestellung aus seiner entsprechenden Hut-Perspektive. Der Protokollant hält das Gesagte auf einem Flipchart, Whiteboard bzw. einer Pinnwand fest. Hat sich jedes Gruppenmitglied geäußert, heißt es die Perspektive zu wechseln. Dazu wandern die Hüte eine Person weiter und die Diskussion beginnt erneut. Wie auch bei Brainstorming gilt: in dieser Phase wird gesammelt, nicht gewertet.
  4. Ideen bewerten
    Nachdem jeder Teilnehmer jeden Hut einmal aufgehabt hatte macht ihr Euch nun an die Bewertung. Erneut bist Du als Leiter gefordert wenn es um die Sammlung, Konsolidierung und die Ausarbeitung nächster Schritte geht. Die Phase endet nachdem alle Ideen abgearbeitet bzw. die vordefinierte Zeit verstrichen ist.

Soweit zur Kurzform. Sehr viel detaillierter hat das natürlich de Bono selbst in seinem englischsprachigen Buch Six Thinking Hats* dokumentiert. Im Großteil der 192 Seiten geht der Autor auf die spezifischen Charakteristika, Gedankengerüste und Einstellungen der Hüte ein.

Pros und Cons der 6-Hüte-Methode

Der Hauptvorteil des 6-Hut-Denkens ist in Offenheit die entsteht wenn jeder Teilnehmer eine definierte Rolle spielt. Statt für sich selbst zu stehen und argumentieren, spricht die Person aus der Sichtweise des Hutes. Ungewöhnliche Vorschläge gehen damit leichter von der Zunge, festgefahrene Sichtweisen werden aufgebrochen.

Ein großer Nachteil der 6-Hüte-Methode ist die fixe Teilnehmeranzahl. Genau sechs Personen müssen sich einfinden damit die Methode am besten funktioniert. In großen Organisationen mit zahlreichen Parallelprojekten und Betriebsaufgaben kann das für Dich als Berater zum Problem werden. Selten findet sich da ein Termin an welchem neben Dir weitere fünf Personen Zeit haben.

Auch die die Loslösung vom eigenen Standpunkt führt gelegentlich dazu, das die Teilnehmer sich etwas zu stark in die durch den Hut vorgegebene Rolle versetzen. Es wird übersteigert, theatralisch statt sachlich argumentiert.

Tipps aus der Beratungspraxis

  • In Balance bleiben
    Je stärker sich das Teilnehmerfeld in seiner Persönlichkeit unterscheidet (z.B. Temperament, extrovertierte vs. introvertierte Orientierung), desto wichtiger wirst Du als Leiter. Stelle sicher, dass eine bestimmte Rolle nicht überviel Raum zuteil wird.
  • Übung macht den Meister
    Fast jeder kennt Brainstorming. Hingegen ist die 6-Hüte-Methode vielen Personen unbekannt. Erwarte daher nicht, dass ihr gleich in Eurer ersten Sitzung eine hohe Menge von qualitativ erstklassigen Ergebnissen generiert. Wie immer macht Übung den Meister.
  • Der Reihe nach
    Um sich unvoreingenommen einem Problem zu nähern sollte der weiße Hut – der neutrale und objektive Analytiker – eine Runde beginnen. Hingegen beendet der blaue Hut – der Moderator – mit zusammenfassenden Worten den Durchgang.
  • Verdeckte Ermittlung
    Analog dem Brainstorming kann es auch bei der 6-Hut-Methode zu gruppendynamischen Prozessen kommen. Die Aussage einer Person beeinflusst die Gruppenmitglieder in ihre Gedanken und Handeln. Um solche Effekte zu reduzieren, bitte einfach die Teilnehmer ihre Ideen verdeckt auf einem Zettel zu notieren. Am Ende der Runde werden dann die Ergebnisse geschlossen visualisiert.
  • 6-Hüte für Solo
    Auch im Alleingang lässt sich der 6-Hüte-Ansatz anwenden. Steckst Du mit einem Problem fest betrachte dieses aus dem Blickwinkel der sechs Hüte.

Ein 5-minütiges Anleitungsvideo zum 6-Hüte-Denken findest Du unter diesem Link. Die Hochschule Ravensburg-Weingarten hat sich hier mächtig ins Zeug gelegt und liefert Dir neben der verständlichen Erklärung auch ein praxisnahes Beispiel.

Fazit

Als interessante Abwechslung zum Brainstorming hilft Dir die 6-Hüte-Methode Lösungsideen für ein Problem zu entwickeln. Mit der Analyse des Themas aus verschiedenen Blickwinkeln, erhalten Du, Dein und Kunde und Deine Kollegen einen umfassenden Überblick.

Jedoch: nicht jedes Projektmitglied lässt sich ohne weiteres auf die Methode ein, tut diese unter Umständen als ergebnislose Spielerei ab. Erfolgreiche Consultants haben es im Gespür, wann das Projekt und seine Teilnehmer reif für die Kreativitätstechnik sind.

> Statt zum 1.001-Male zu einem Brainstorming Treffen einzuladen, schlage beim nächsten Kreativ-Meeting einfach einmal die 6-Hüte-Methode vor. Welche Erfahrungen haben Du und Deine Kollegen mit der Technik gemacht?


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