die 1000ste Coming Out-Story.

Oder so.

Es ist Asexual Awareness Week! Das ist schon eine tolle Sache. Finde ich. Eine GANZE Woche. Ich zwinge meiner Umgebung einfach das Thema auf, mehr als sonst. Weil ich es kann – oder so.

Es ist 23 Uhr und ich sitze hier und tippe und freue mich, weil ich so viel im Internet lese und sehe.

Wir benötigen Aufklärung (auch andere MOGAI brauchen das, diese Tatsache will ich nicht leugnen!).

Fast jede Coming Out-Geschichte, die ich von Asexuellen gelesen habe, beginnt in etwa mit “Ich dachte immer, mit mir stimmt etwas nicht…”. Meine auch.

Mit 16 Jahren war ich in einer Beziehung mit einem wahnsinnig manipulativen jungem Mann. Er überredete mich zu Sex. Furchtbar schlechtem Sex. Das sage ich nicht als Asexuelle, sondern als Frau mit einer enttäuschten Vagina (denn ich hatte guten Sex in meinem Leben). Ich blieb 10 Monate bei ihm. Ich hätte gehen sollen, als er nach einem Monat fragte, wann wir endlich Sex haben.

Ich wusste nichts von Asexualität zu diesem Zeitpunkt. Ich habe erst spät davon erfahren.

Aber hinterher ist man immer schlauer (oder so).

Nach, nennen wir ihn Heinz, war ich Single für eine sehr lange Zeit.

Ich erinnere mich an unsere letzte Abi-Party in der Garage eines Mitschülers. Heinz und ich waren in etwa zwei Jahre auseinander. Da setzte er sich neben mich. Er wirkte traurig. Heinz sprach davon, wie seine aktuelle Freundin ihn gerade mit einer anderen Frau betrogen hatte. Das schlimmste für ihn war eher, dass er nicht mitmachen durfte, glaube ich, auch wenn er das nicht gesagt hatte. Dann sagte er, er würde mich vermissen. Ich lächelte, weil ich ihn nicht laut auslachen wollte. Dann machte er auf nostalgisch und da musste ich mich wirklich zusammenreißen nicht laut zu lachen. Ich wusste, was er wollte. Er wollte ficken. Er wollte nie etwas anderes. Und er sprach von unserem Sex. Das war klar, weil er nur deswegen mit mir zusammen war. Er sprach davon, dass er immer an mich dachte, wenn er Doggy-Style machte. Ob ich auch manchmal den Sex vermisse. “Nein.” Ob ich jemand neues habe. “Nein.” Aber ich müsse doch furchtbar unbefriedigt sein. “Nein.”

Ich hätte es da wissen müssen, aber ich kannte den Begriff “asexuell” einfach nicht.

Wenn ich so schreibe, was Heinz da erzählt hatte, lache ich leise. Er war so lächerlich. Wahrscheinlich ist er es immer noch. Und ein Arschloch, aber das ist etwas anderes.

Als ich nach dem Abi nach Berlin kam, probierte ich aus, ob ich vielleicht lesbisch bin. Ich bin es nicht. Sie war süß und konnte gut küssen, aber sie hat mich sexuell nicht angezogen. So wie jeder.

Ich hatte ein paar One-Night-Stands. Vielleicht bin ich spät dran. Vielleicht kommt da ja noch was. Vielleicht lag es am schlechtem Sex mi Heinz.

Irgendwas war falsch mit mir, dachte ich.

Ich hatte eine Affäre über den letzten Sommer. Ich war ein wenig verliebt. Der Sex war gut. Ich hatte wirklich Spaß. Sexuell hingezogen zu ihm fühlte ich mich trotzdem nicht. Wie immer.

Um diese Zeit herum las ich zum ersten mal den Begriff “Asexualität”. Eine Freundin aus der Grundschule hatte sich geoutet. Eigentlich war ich nur neugierig, wissen, was ich auf keinen Fall zu ihr sagen darf, und vermeiden ihr zu dumme Fragen zu stellen.

Und es begann in mir zu rattern.

Und irgendwann machte es dann einfach klick.

Ich musste 22 Jahre werden, um meine Sexualität definieren zu können. Ich finde das sehr spät. Heute surfe ich durch das Internet und sehe 15-jährige, die genau ihre Sexualität definieren können, weil sie über tumblr und co. so einfach Zugang zu Informationen haben. Ich hatte kein tumblr. Ich dachte jahrelang, etwas mit mir sei falsch. Ich wusste es einfach nicht.

Und deswegen finde ich die “Asexual Awareness Week” wichtig. Darum mache ich “Frag ein Klischee” bei HyperboleTV. Vielleicht bin ich da naiv. Mir würde es ja schon reichen, wenn 3 Menschen durch diese Videos etwas lernen – vielleicht über sich selbst.

Ich wünsche mir nicht viel, wenn es um meine Asexualität geht.

Ein wenig Respekt und die Anerkennung, dass es eine sexuelle Identität ist.

Und ich möchte nicht mehr lesen, dass es durch ein Trauma entsteht. Meine Identität ist nicht weniger valide, weil ich Missbrauchserfahrungen habe. Selbst wenn es da einen Zusammenhang gäbe, würde er meine Aussage “Ich bin asexuell” nicht weniger glaubwürdig oder valide machen.

Ich möchte auch nicht mehr lesen, dass ich nur den richtigen finden muss. Wieso eigentlich nie die richtige? Gerade habe ich, nichtsdestotrotz den richtigen. Keine Ahnung, wie lange er das bleiben wird. Ich hoffe noch eine Weile. Ich bin seit Juli mit einem heterosexuellem Mann zusammen. Bis jetzt ohne Sex. Vielleicht habe ich irgendwann mit ihm Sex, aber im Moment möchte ich nicht. Es funktioniert.



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