Die 10 Gebote – Das achte Gebot

Du sollst nicht stehlen

Das Stehlen hat in unserer modernen demokratischen Gesellschaft Formen angenommen, die es als solches nicht mehr klar erkennen lassen. Es fehlt oft auch die rechtliche Basis um damit strafrechtlich korrekt umzugehen.

Beispielsweise redet die Obrigkeit nicht von einem Stehlen, wenn sich Firmeninhaber oder leitende Vorstände Traumgagen auszahlen lassen, sündteure Luxusgüter als Arbeitsmittel deklarieren und Bilanzen derart frisieren, damit entsprechendes Budget für derartige Extravaganzen vorhanden ist. Der Mindestlohn in ihren Firmen dagegen liegt nahe an der Existenzgrenze.

Ebenso denkt der Fiskus nicht ans Stehlen, wenn manche Manager auf Beratung der ach so gewinkelten Steuerberater Anlagevermögen beliebig transferieren können, um sich damit der Steuer zu entziehen und Finanzamt und Staat dabei sogar mitspielen. Hingegen werden Kleinunternehmer bei geringster Steuerschuld sofort zur Kasse gebeten, gleichgültig ob diese damit unmittelbar in den Konkurs getrieben werden.

Oder ob mit anvertrautem Geld wüste Spekulationen betrieben werden, damit Bonzen sich groß rühmen können, wenn sie einen besonders cleveren Deal landen. Wenn es aber schief geht, übernimmt man dafür hingegen nicht die Verantwortung sondern lässt sich mit Millionenbeträgen abfertigen und scheidet ganz ruhig aus dem Unternehmen aus.

Ich dagegen bin mir ganz schön blöd vorgekommen, als mich eines Tages die Polizei anrief und mir mitteilte, dass sich meine beiden Söhne auf ihrer Wachstube befinden (sie waren damals 12 und 13 Jahre alt). In einem Laden hatten sie gemeinsam ein Päckchen Spielkarten gestohlen, wurden vom Ladenhüter dabei erwischt, und dieser verständigte die Polizei.

Natürlich bekamen sie sowohl von den Polizeibeamten als auch von mir eine gehörige Zurechtweisung und sie schämten sich für ihr Tun. Aber was lernt ihnen die Gesellschaft, wenn sie älter und reifer werden und erkennen, dass im Großen Stil alles um sie eine riesige Heuchelei ist?

Jesus sagte einmal: Wer in kleinen Dingen nicht treu ist, der ist es auch nicht in den großen. Und wer schon mit dem vergänglichen Mammon nicht korrekt umgeht, an dem so viel Unrecht haftet, wer wird einem solchen die wahren Güter anvertrauen?

Wir stehen also wieder vor der Wahl. Entweder entscheidest du dich für ehrliche Arbeit, wenn du Glück hast gedeiht es gut und wenn nicht dann weniger, oder man beteiligt sich am Mammon-Nachlaufspiel, das in unzähligen Varianten und Facetten gespielt wird, biblisch aber einfach nur „Habgier“ heißt.

Es gibt aber auch den Trost für die, die meinen, wegen ihrer Ehrlichkeit auf der Strecke geblieben zu sein. Ich zitiere König David (aus Psalm 37, es lohnt sich den gesamten Psalm zu lesen):

Ich bin jung gewesen und alt geworden, doch habe ich nie den Gerechten verlassen gesehen, oder seinen Samen um Brot betteln.


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