Dicke Kinder stärken

Viele von uns kennen es nur zu gut. Das Gefühl, in einer Gruppe unerwünscht zu sein, weil wir nicht den “Erfordenissen” entsprechen.

Besonders schmerzhaft ist es für Kinder zu erleben, dass sie nicht dabei sein dürfen, weil sie optisch nicht dazupassen oder nicht die erforderliche Leistung bringen.  Die Gruppe, um die es geht, sind Sportvereine und Sportclubs an Schulen.

Ein dicker Junge möchte Fußballspielen. Eigentlich sollte da jeder Beifall klatschen, denn Bewegung wird ja von dicken Kindern gefordert. Doch der Trainer will ihn nicht spielen lassen, weil er nicht rasch genug dem Ball hinterher rennen kann. Ein Fußballverein, selbst wenn es der Nachwuchs ist und keine Ligamannschaft, ist dem Erfolgsdruck unterworfen und da kann der Trainer niemanden brauchen, der die Leistung des Teams schmälert.

Ähnlich sieht es in vielen anderen Vereinen aus. Wo immer die “Mannschaft” eine Erwartung erfüllen muss, Wettkämpfe zu bestehen sind, da ist der Spaß am Sport zweitranigig. Und unter die Räder kommen vor allem die dicken Kinder.

Wundert es da noch, dass  sich kaum ein dickes Kind traut, seinen Trausport auszuüben? Verspottet im Freibald und im Hallenbad, ausgegrenzt beim Mannschaftssport.

In der Wangener Reha-Klinik wird mit einer fünf- bis sechswöchigen Tour versucht, dicke Kinder aufzubauen, ihnen den Spaß an Bewegung und vielseitige Ernährung näherzubringen, wie in diesem Artikel hier zu lesen ist.

Dieser Ansatz kann sicher jenen Kindern helfen, die wirklich aus Frust essen oder nur JunkFood kennen.  Essen lernen und sich viel bewegen wird genau bei dieser beschränkten Zielgruppe sicher für eine Gewichtsabnahme sorgen, so wie viele Kurprogramme helfen, solange sie andauern.

Was Hoffnung gibt, dass die Kinder auch im Alltag nicht mehr so allein gelassen sind mit ihrem Frust und ihren Enttäuschungen, ist die Erwähnung eines Netzwerkes, das aktiviert wird und die Kinder auffängt, wenn sie wieder in den Alltag zurückkehren.

Dass angesichts zahlreicher Sendungen auch auf den primären Unerhaltungskanälen, wo man dem Übergewicht den Kampf ansagt, es immer noch nötig sein soll, Eltern zu schulen, wundert mich etwas. Sollte es wirklich noch Eltern da draußen geben, die nicht wissen, dass große Mengen von fettigem, salzigem, süßem Fertigprodukten keine optimale Ernährung für Kinder sind?  Es ist bedauerlich, dass in dem sonst sehr  verständnisvollen Ton des Artikels dann wieder die Nadelstiche längst bekannter Vorurteile verteilt werden. So sind die Eltern schuld, die ihr Kind nicht richtig ernähren, so sind es wieder die unteren Schichten, die nur vor dem Fernseher sitzen, weswegen die Kinder sich nicht bewegen wollen usw…

Wo bleibt die Forderung, dass der Sport gerade für Kinder und Jugendliche mehr auf Gesundheit und Spaß und weniger auf Leistung ausgerichtet sein soll?  Wo bleibt die Forderung, dass die Trainer, die Sportfunktionäre und die verantwortlichen Politiker genauso zu einer neuen Haltung finden müssen, wie es das Reha-Camp von den Kindern und Eltern erwartet?

Es ist richtig, zu kritisierien, dass dicke Kinder von Sportvereinen ausgegrenzt werden. Doch zeitgleich müsste man auch überlegen, was dagegen getan werden könnte.

Die Erzieher, die Sportlehrer in diese Richtung sensibilisieren wäre ein Schritt.

Die Geldtöpfe für Sportvereine für Nachwuchsarbeit nicht an Medaillien und Pokalen festzumachen, sondern an deren Integrationsleistung auch für dicke und aus anderen Gründen ausgegrenzte Kinder wäre ein anderer.

Doch welcher Politiker wäre bereit, dieses heiße Eisen anzufassen?


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