Deutschland und die Burka

In Frankreich und Belgien haben die Parlamente die Burka, den Ganzkörperschleier mit Sehschlitz für islamische Frauen, verboten. Ob dieses Verbot der anstehenden verfassungsrechtlichen Überprüfung in beiden Ländern stand hält, ist noch offen.
Auch in Deutschland wird das Burka-Verbot diskutiert. Nachdem alle Konservativen und Islam-Phobiker Marke Henryk Broder sich längst positioniert haben, musste nun auch Alice Schwarzer in der FAZ für das Burka-Verbot eintreten.
Nun muss Europa wirklich nicht jeden Unfug, der von irgenwo auf unseren Kontinent schwappt, tolerieren. Weder den Linksverkehr der Briten, noch die Todesstrafe der US-Amerikaner per Giftspritze, noch die Steinigungen von Menschen, wie sie im Iran und ein paar anderen islamischen Ländern immer noch üblich ist.
Und die Burka? Da wird es schon kritisch. Klar ist: Es handelt sich um ein archaisches, den islamischen Glauben offensiv demonstrierendes Kleidungsstück – so wie die Ordenstracht katholischer Nonnen, bei denen man ja auch von Haar nichts sehen darf, lediglich den Rest des Gesichts, was ein bisschen mehr ist, aber doch immer noch dem Tschador der meisten islamischen Frauen entsprechend (die Burka ist ja nun wirklich eine Ausnahme. Selbst wenn man durch Berlin-Neukölln oder -Wedding geht, sieht man bestenfalls drei, vier von tausenden Frauen, die eine Burka oder eine ähnliche Totelverschleierung tragen).
Die Schlüsselfrage kann also nur sein, ob die Menschenwürde, die unser Grundgesetz garantiert oder die Menschenrechtcharta der Vereinten Nationen, der wir durch unsere Mitgliedschaft verpflichtet sind, durch die Burka verletzt werden. Das ist sicher immer dann der Fall, wenn Männer ihre Frauen durch physischen oder psychischen Zwang veranlassen, diese Verhüllungen zu tragen.
Ob das der Fall ist, kann aber eigentlich nur ein Gericht klären und nicht die Politik. Geschieht es freiwillig, kann jeder tragen was er will, solange er nicht Sitte und Anstand verletzt. Und das tut die Burka ja bestimmt nicht.
Physischen Zwang kann man relativ leicht nachweisen, weil er zumeist sichtbare Verletzungen hervorruft, so wie bei allen geprügelten Frauen, die deutschen Nicht-Moslems tragen dann gerne riesige Sonnenbrillen und erzählen ihren Freunden, sie seinen die Treppe herunter gefallen oder hätten die Kühlschranktür ungeschickt aufgemacht. Ähnliches droht natürlich auch bei engeschüchterten islamischen Frauen, was ärgerlich, aber kein Unterschied zu ihren abendländischen Geschlechtsgenossinnen ist. Bei Burka-Trägerinnen sieht man es halt auch nicht. Das ist sozusagen die für solche Fälle ultimative Sonnenbrille.
Noch schwerer nachweisbar ist psychische Gewalt, die man zwar im Falle der Burka in vielen Fällen berechtigt annehmen kann, was aber nicht stimmen muss. Ein Drittel der Burka-Trägerinnen in Deutschland sind zum Islam konvertierte Frauen, die vielleicht meinen, ihre neue Frömmigkeit besonders exzessiv demonstrieren zu müssen.
Psychologen können sicher sowohl bei psychischer als physischer Gewalt der Ursache ziemlich sicher auf die Spur kommen. Dazu aber müssten die Frauen bereit sein, sich zu offenbaren. Das sind misshandelte Frauen aber leider nur selten - muslimischen Glaubens oder nicht.
Einen zunächst plausibel klingenden Grund für ein Burka-Verbot gibt es jedoch tatsächlich: Der Koran gibt in Sachen Totalverschleierung nichts mehr und nicht einmal in den islamischen Republik Iran käme irgend jemand auf die Idee, die Burka zur Pflicht zu machen. Lediglich im Afghanistan der Taliban, die den Islam weniger als Religion denn als politische Waffe begreifen, gab es den Zwang zur Burka - ganz klar als Unterdrückungselement gegen die Frauen und Mädchen, verbunden mit einem Verbot, Schulen zu besuchen oder einen Beruf auszuüben.
Definiert man aber die Burka als politisch-islamistisch-extremistisches Demonstrationsobjekt, ließe sich ein gesetzliches Verbot begründen. Ob die Verfassungsrichter in Karlsruhe diesen Weg allerdings absegnen würden, bliebe abzuwarten...


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