Bild: Wikipedia/Thomas Holbach
3:3-Unentschieden nach einem Rückstand und das auswärts bei der Ukraine im EM-Finalstadion von Kiew. Bundestrainer Joachim Löw hat wichtige Erkenntnisse aus einem der letzten Testspiele in diesem Jahr gezogen. Für die Systemumstellung wurde Löw zwar teils heftig kritisiert, doch warum das der Fall ist, lässt sich nicht so ganz nachvollziehen. Ein Testspiel ist schließlich zum testen da.
Natürlich hat die Mannschaft nicht richtig harmoniert, natürlich kamen die Pässe teilweise nicht an oder hat das Zuspiel nicht gepasst. Aber was hätte die DFB-Elf denn schon anders machen sollen? Joachim Löw hat von Anfang an angekündigt, er werde das Spiel nutzen, um zu experimentieren, neue taktische Anweisungen zu proben und neue Spielzüge auszuprobieren. Im Endeffekt war das Spiel dank des Rückstands in der Halbzeitpause die perfekte Gelegenheit für Löw, vor dem entscheidenden EM-Jahr 2012 noch einmal unter Realbedingungen zu testen.
So tüftelte Löw an der Viererkette rechts hinten. Nachdem Philipp Lahm wieder auf der linke Seite spielt, sucht der Nationalcoach nach einer geeigneten Lösung und hat dabei ein kleines Luxusproblem: zu viele gute Spieler im Mittelfeld. Die Lösung liegt auf der Hand. Ein Spieler weniger in der Defensive, dafür einer mehr im Mittelfeld.
Auffällig war vor allem das ordentliche Pressing der DFB-Elf. Und zwar von der erste Minute an. Khedira und Kroos machten den langen Weg raus aus dem Zentrum, um die Ukrainer schon auf Höhe ihrer Innenverteidiger abzuholen. So schalteten auch Offensivspieler wie Özil, Götze und Gomez falls erforderlich um und halfen in der Verteidigung mit, wodurch sie viele Bälle zurückbekamen. Außerdem dürfen sich bis auf die beiden Außenspieler Träsch und Aogo alle im Mittelfeld fast frei bewegen und überall auf dem Feld auftauchen, wodurch das Spiel der Deutschen variabler wird.
Um auf die Dreierkette in der Abwehr zurückzukommen: Vielleicht bringt genau die einen Vorteil. Schließlich stehen drei gelernte Innenverteidiger in der Reihe vor dem Torhüter. Und genau die werden durch die zentral angeordnete Aufstellung dazu, den Ball vertikal und flach ins Mittelfeld zu spielen und so die gegnerische Offensivreihe auszuhebeln.
Alles in allem kann Löw zufrieden sein mit seinem Test gegen die Ukraine. Der relativ hohe Rückstand zwang die Mannschaft, offensiver zu spielen, was vor allem in der zweiten Hälfte durch Boateng noch unterstützt wurde. Wie wichtig dem Bundestrainer es war, die Formation auszuprobieren, zeigt allein die Tatsache, dass er sie die kompletten 90 Minuten ohne Rücksicht auf das Ergebnis testen ließ.
Bastian Weber bloggt zu Sportnachrichten und Bundesliga News