Deutschland ist doch kein Gottesstaat!

Ralf Michalowski (Foto: privat)

Ralf Michalowski (Foto: privat)

In meiner Schulzeit, in den fünfziger und sechziger Jahren, war es noch so, dass es für katholische und evangelische Schüler zweier benachbarter Volksschulen versetzte Pausenzeiten gab – die Schüler sollten sich auch in den Pausen (am Drahtzaun) nicht begegnen. Das war nicht im Irak, sondern in der Bundesrepublik Deutschland so. Es war die Zeit, da man eine Ehe zwischen einem katholischen Mann und einer evangelischen Frau als Mischehe bezeichnete.

von Ralf Michalowsky

Heute, 2014, gibt es immer noch katholische und evangelische Kindertagesstätten, katholische und evangelische Grundschulen, konfessionelle Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Die Trennung nach Religionen geht weiter bis hin zum Altenheim und zum Friedhof.

Die evangelische Krankenschwester bleibt oft ohne Job, wenn es vor Ort nur ein katholisches Krankenhaus gibt. Selbst die Reinigungskräfte bleiben von dieser Ausgrenzung nicht immer verschont!

O.k., in Deutschland wird man (seit einigen hundert Jahren) nicht mehr umgebracht, weil man eine andere Religion hat – die Ausgrenzung findet aber immer noch statt.

Für einen Atheisten wie mich ist es nur schwer nachzuvollziehen, was in den Köpfen derer vor sich geht, die sich solchen religiösen Separatismus einfallen lassen. Sie sagen natürlich, dass die weltweit stattfindenden Religionskriege nur Machtkämpfe unter dem Deckmantel der Religionen seien.

Dann frage ich mich aber, ob der religiöse Separatismus hier in Deutschland sinnvoll ist, zumal er staatlich gefördert wird. Denn das gesamte kirchliche Sozialsystem gäbe es nicht, wenn der Staat es nicht mit vielen Milliarden Euro finanzieren würde. Alle Minister der Bundesregierung gehören einer Religionsgemeinschaft an, der militante Bundespräsident war früher evangelischer Pfarrer, die Kanzlerin ist eine Pfarrerstochter, mehrere MinsterInnen kommen aus Pfarrerfamilien. Einige haben hohe Nebenämter in kirchlichen Gremien, einzelne sind nach Jahrzehnten wieder in eine Kirche eingetreten, eine Ministerin hat sich gar mit 30 Jahren noch taufen lassen…


(Der Autor aus NRW ist Sprecher der LINKEN Laizisten.)

[Erstveröffentlichung Freigeist Weimar]


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