„Hast du einen Menschen gern, so musst du ihn versteh'n.
Musst nicht immer hier und da, seine Fehler seh'n.
Schau mit Liebe und Verzeih', denn am Ende bist du selbst nicht fehlerfrei.“ Johann Wolfgang von Goethe
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen.
Diese Geschichte habe ich schon einmal erzählt, möchte sie aber heute unter einem anderen Blickwinkel betrachten:
"Der Zettel"
Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, Sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben. Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin. Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den einzelnen aufgeschrieben hatten. Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste.
Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. "Wirklich?", hörte man flüstern. "Ich wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!" und "Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen" ,waren die Kommentare. Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.
Einige Jahre später war einer der Schüler verunglückt und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte, ging am Sarg vorbei und erwies ihm die letzte Ehre. Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Männer, die den Sarg trugen, zu ihr: "Waren Sie Marks Mathe Lehrerin?" Sie nickte: "Ja". Dann sagte er: "Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen."
Nach dem Begräbnis waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. "Wir wollen Ihnen etwas zeigen", sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. "Das wurde gefunden, als Mark verunglückt ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen." Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinandergefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten. "Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben" ,sagte Marks Mutter. "Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt."
Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Charlie lächelte ein bisschen und sagte: "Ich habe meine Liste auch noch. Sie ist in der obersten Lade in meinem Schreibtisch". Chucks Frau sagte: "Chuck bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben." "Ich habe meine auch noch", sagte Marilyn. "Sie ist in meinem Tagebuch." Dann griff Vicki, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschen-kalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. "Ich trage sie immer bei mir", sagte Vicki und meinte dann: "Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt." Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden."
Ihr Lieben,
wir alle leben, als wenn wir ewig lebten, als wenn uns der Tod nicht betreffen würde. Wir alle, auch ich, fürchten uns vor dem Tod, dabei zeigt uns Japan in diesen Tagen in großer Deutlichkeit, wie schnell, wie unerwartet und wie brutal er in das Leben der Menschen einbrechen kann.
Ich möchte aber jetzt nicht über den Tod sprechen und ich halte auch nichts davon, dass wir nun, gelähmt von Angst vor einem möglichen Unglück leben.
Nein, ich möchte dazu aufrufen, zu begreifen, dass die Tatsache, dass es den Tod gibt und dass er eines Tages jeden von uns betrifft, dazu führen sollte, anders mit unseren Mitmenschen umzugehen.
Ich war in den letzten Jahren auf etlichen Beerdigungen und dort hörte ich immer wieder einen Satz:
"Ach hätten wir uns doch mehr um ihn gekümmert!" Dieser Satz ist völlig sinnlos und nur eine billige Ausrede!
Stattdessen sollten wir den Menschen, die wir lieben und um die wir uns sorgen, immer wieder sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind und dass wir sie mit unserem ganzen Herzen lieben.
Ich habe mir auch angewöhnt, immer wieder Briefe an Menschen zu schreiben, um Ihnen zuzurufen: DU bist etwas Besonderes, DU bist mir wichtig, DU bist liebens-wert:
Ihr Lieben,
wenn Ihr Liebe verschenkt, werdet Ihr Liebe empfangen.
Das zu erfahren, wünsche ich Euch von ganzem Herzen und ganzer Seele.
Ich wünsche Euch heute einen liebevollen, trotz allem fröhlichen Tag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer zuversichtlicher und fröhlicher Werner
vom Weserstrand
Musst nicht immer hier und da, seine Fehler seh'n.
Schau mit Liebe und Verzeih', denn am Ende bist du selbst nicht fehlerfrei.“ Johann Wolfgang von Goethe
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen.
Diese Geschichte habe ich schon einmal erzählt, möchte sie aber heute unter einem anderen Blickwinkel betrachten:
"Der Zettel"
Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, Sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben. Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin. Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den einzelnen aufgeschrieben hatten. Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste.
Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. "Wirklich?", hörte man flüstern. "Ich wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!" und "Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen" ,waren die Kommentare. Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.
Einige Jahre später war einer der Schüler verunglückt und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte, ging am Sarg vorbei und erwies ihm die letzte Ehre. Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Männer, die den Sarg trugen, zu ihr: "Waren Sie Marks Mathe Lehrerin?" Sie nickte: "Ja". Dann sagte er: "Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen."
Nach dem Begräbnis waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. "Wir wollen Ihnen etwas zeigen", sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. "Das wurde gefunden, als Mark verunglückt ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen." Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinandergefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten. "Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben" ,sagte Marks Mutter. "Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt."
Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Charlie lächelte ein bisschen und sagte: "Ich habe meine Liste auch noch. Sie ist in der obersten Lade in meinem Schreibtisch". Chucks Frau sagte: "Chuck bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben." "Ich habe meine auch noch", sagte Marilyn. "Sie ist in meinem Tagebuch." Dann griff Vicki, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschen-kalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. "Ich trage sie immer bei mir", sagte Vicki und meinte dann: "Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt." Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden."
Ihr Lieben,
wir alle leben, als wenn wir ewig lebten, als wenn uns der Tod nicht betreffen würde. Wir alle, auch ich, fürchten uns vor dem Tod, dabei zeigt uns Japan in diesen Tagen in großer Deutlichkeit, wie schnell, wie unerwartet und wie brutal er in das Leben der Menschen einbrechen kann.
Ich möchte aber jetzt nicht über den Tod sprechen und ich halte auch nichts davon, dass wir nun, gelähmt von Angst vor einem möglichen Unglück leben.
Nein, ich möchte dazu aufrufen, zu begreifen, dass die Tatsache, dass es den Tod gibt und dass er eines Tages jeden von uns betrifft, dazu führen sollte, anders mit unseren Mitmenschen umzugehen.
Ich war in den letzten Jahren auf etlichen Beerdigungen und dort hörte ich immer wieder einen Satz:
"Ach hätten wir uns doch mehr um ihn gekümmert!" Dieser Satz ist völlig sinnlos und nur eine billige Ausrede!
Stattdessen sollten wir den Menschen, die wir lieben und um die wir uns sorgen, immer wieder sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind und dass wir sie mit unserem ganzen Herzen lieben.
Ich habe mir auch angewöhnt, immer wieder Briefe an Menschen zu schreiben, um Ihnen zuzurufen: DU bist etwas Besonderes, DU bist mir wichtig, DU bist liebens-wert:
Ihr Lieben,
wenn Ihr Liebe verschenkt, werdet Ihr Liebe empfangen.
Das zu erfahren, wünsche ich Euch von ganzem Herzen und ganzer Seele.
Ich wünsche Euch heute einen liebevollen, trotz allem fröhlichen Tag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer zuversichtlicher und fröhlicher Werner
vom Weserstrand
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt