Alle trugen sie Trauerworte auf der Zunge. Die sozialdemokratische Gemeinde stand zusammen, als Egon Bahr, einer der Väter der neuen Ostpolitik und Macher des Wandels durch diese Annäherung, hochbetagt starb. Er sei ein ganz großer ihrer Partei gewesen, behaupteten sie alle zu Recht. Thomas Oppermann schrieb zum Beispiel, dass Bahr ein "fester Teil der bundesrepublikanischen Geschichtsschreibung" sei. Und Außenminister Steinmeier erklärte, dass "seine Vorstellungen [...] buchstäblich den Lauf der Geschichte" verändert hätten. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel indes behauptete ganz ähnlich, dass Bahrs "politische Lebensleistung [...] herausragend [sei] und vor der Geschichte Bestand haben" würde. Das klingt alles gut. Nur was können diese Herren eigentlich von Bahr lernen?