Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik

Michaela Preiner

Thomas Essl (Scherasmin) und Anna Brull (Fatime) (Foto: Oliver Wolf) „Oberon oder des Elfenkönigs Schwur“ erlebt nach längerer Bühnenabsenz derzeit wieder eine kleine Renaissance. 2017 an der Bayerischen Staatsoper in München aufgeführt, wird diese Inszenierung von Nikolaus Habjan in wenigen Tagen am Theater an der Wien gezeigt. In der Grazer Oper hatte das Werk nun konzertant unter der präzisen und zugleich einfühlsamen Leitung von Oksana Lyniv Premiere. Christian Weißenberger steuerte eine Videoinstallation bei, die sich elegant in die Inszenierung schmiegt, sie sphärisch hebt, ohne von den Solistinnen und Solisten abzulenken. Standbilder wechseln mit computeranimierten ab, Schwarz/Weiß Projektionen kommen ebenso zum Einsatz wie kolorierte Sujets. Diese verbinden subtil Historie mit der Gegenwart, speziell bei der Wiedergabe eines Gebäudes, das Spuren von Verfall, vielleicht sogar auch kriegerischen Handlungen aufweist und an den derzeitigen Syrienkonflinkt erinnert. Dennoch arbeitet Weißenberger nicht mit einem Zeitbezug-Holzhammer, sondern richtet die Intention seines Videos zuallererst auf die Übermittlung und Verstärkung jener Gefühle aus, die in den einzelnen musikalischen Nummern angesprochen werden. Er verweist mit seinem Schlussbild zugleich auch an den Anfang und das Ende der Erzählung am Hofe Kaiser Karls – mit der Innenansicht der Pfalzkapelle in Aachen. Jenem berühmten Zentralbau, der als bedeutendstes, architektonisches Beispiel für die karolingische Renaissance gilt.

„Oberon“, das letzte Werk des Komponisten, das er, schon von Krankheit gezeichnet, für die Uraufführung in London schrieb, ist extrem symphonisch angelegt. So wundert es nicht, dass die Ouvertüre auch öfter in den Konzertsälen dieser Welt zu hören ist. Dramaturgisch sind die einzelnen Nummern wie ein Reigen an bunten, hoch emotionalen Bildern angelegt. Es zeigte sich, dass sich durch die Einarbeitung von Christoph Martin Wielands Epos „Oberon. Ein Gedicht in zwölf Gesängen“, das Werk konzertant äußerst gut eignet. Vor allem auch durch den herausragend packenden und zugleich kunstvollst artikulierten Vortrag der Erzählerin Birgit Minichmayr. Ihre Leistung ist umso höher zu bewerten, als Wielands Sprache ein unregelmäßiges Metrum und ein ständig wechselndes Reimschema aufweist. Zwar hört sich dies sehr reizvoll und abwechslungsreich an, ist aber alles andere als leicht zu sprechen.

Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik Birgit Minichmayr (Foto: Oliver Wolf) Die Erzählung selbst berichtet vom jungen Adeligen Hüon, der Kaiser Karl erzürnte und von diesem daraufhin an den Hof des Kalifen Harun al Raschid nach Bagdad entsandt wird. Dort soll er dem, der zu dessen Linken sitzt, den Kopf abschlagen und Rezia, die Tochter des Kalifen, danach als Zeichen der Eroberung drei Mal küssen. Was von Karl als Himmfelfahrtskommando gedacht war, entwickelt sich dank der Einmischung des Feenkönigs Oberon zu einer aufregenden Liebesgeschichte.

Bis Hüon letztlich mit seiner angebeteten Rezia glücklich werden kann, benötigt es drei Akte, eine große Anzahl an Arien, aber auch romantischen Duetten, Terzetten, Quartetten und den Einsatz eines großen Chores.

Jason Kim präsentiert Hüon als Helden wider Willen, der gar nicht richtig weiß, wie ihm geschieht, vorbildlich. Für seine wunderbare, zu Herzen gehende Intonation des Gebetes „Vater hör mich fleh´n zu dir“, in welchem er Gott bittet, seine Geliebte zu schützen, erhielt er zurecht lang anhaltenden Zwischenapplaus und Bravo-Rufe. Er überzeugte vor allem durch seine Natürlichkeit, die die Figur des Hüon sehr sympathisch erscheinen ließ.

Auch Gisela Stille, in der schwierigen Rolle der angebeteten Rezia, meisterte ihre Partie, die nicht nur aufgrund des großen Tonumfanges herausfordernd ist, ausgezeichnet. Die Koloraturen haben es in sich und können noch als musikalisch-historischer Verweis auf jene Zeit aufgefasst werden, in welcher die phantastische Erzählung angesiedelt ist.

Thomas Essl als Scherasmin, der Knappe von Hüon und Anna Brull als dessen angebetete Fatime, gaben ein zweites Liebespaar, das auch altersmäßig sehr gut besetzt war. Ilker Arcayürek hatte als Oberon eine relativ kleine Rolle zu singen. Er war aber mit seinem grimmig aufgesetzten Blick in der Mitte der Bühne so platziert, dass er auf diese Weise einen ständig präsenten Feenkönig verkörperte, der das Geschehen permanent überblickte.

Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik Anna Brull (Fatime) und Gisela Stille (Rezia) – © Oliver Wolf Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik Jason Kim (Hüon von Bordeaux) (Foto: Oliver Wolf) Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik Ilker Arcayürek (Oberon) – © Oliver Wolf Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik Ilker Arcayürek (Oberon) und Mareike Jankowski (Puck) – © Oliver Wolf Der „Oberon“ in der Grazer Oper schafft es, das Publikum knappe drei Stunden zu verzaubern und in eine musikalische Welt eintauchen zu lassen, aus deren Fülle und Farbigkeit man am Schluss schwer wieder auftaucht.

In weiteren Rollen überzeugten Mareike Jankowski als Puck und Tetiana Miyus als Meermädchen. Weitere Termine hier auf der Website der Oper Graz.


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