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Liebe Mitbürger,
wir mussten gestern gegen Mittag zur Kenntnis nehmen, dass unser aller Bundespräsident (BunPrä) sein Amt niederlegte. Schon wieder. Ganz Deutschland (aber vor allem die Bild-Leser) hat in den letzten Wochen mitverfolgt, wie die schreibenden Medien diverse Hinweise darauf aufgedeckt haben, dass Christian Wulff sich diverse geldwerte Vorteile über vermögende Freunde verschafft haben soll. Während er selbst dies über Wochen wahlweise bestritt und/oder sich entschuldigte, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, der Antrag der Staatsanwaltschaft die Immunität des BunPrä aufzuheben.
Just in diesem Moment zeigt die ARD eine Zusammenfassung der ganzen Geschichte, zeigt einen Wulff, der im dritten Anlauf Ministerpräsident von Niedersachsen wurde und die Freunde des Vorgängers Gerhard Schröder erbte, die sich im Glamour seines Amtes sonnten. Sie sprechen über die schwere Kindheit Wulffs einerseits und seine gezielte mediale Selbstinszenierung im Politischen sowie im Privaten andererseits. Einer, der sich gerne bejunbeln läßt sch aber nicht hinterfragen oder kritisieren lassen will. Ein häufiger Kommentar am gestrigen Tag war, dass Wulff nicht seine möglicherweise rechtswidrigen Taten zu Fall gebracht haben, sondern sein schlechtes “Krisenmanagement”, sein verzögertes Veröffentlichen von Halbwahrheiten und seine inkonsequenten Entschuldigungen, die immer auch mit Beschuldigungen an andere Adressen (insbesondere die Medien) verknüpft waren.
Nach den Berichterstattungen der letzten Wochen kann Wulff vieles sein: Ein Täter, der gezielt getäuscht und sich private Vorteile verschafft hat, ein Opfer der Medien, die sich ja durchaus gerne mal an moralischen Verfehlungen hochziehen oder eben ein Opportunist, der wie viele andere Politiker, ach was, Menschen dieses Landes gern die Möglichkeit nutzte, sich selbst zu bedienen in der Hoffnung, dass es keiner merkt. Und daran im Grunde auch nichts Falsches finden kann. Was tatsächlich passiert ist weiß man nicht, wird man wohl auch kaum wissen, will man vielleicht auch gar nicht.
Der Schaden, in meinen Augen, liegt aber eindeutig darin, dass der Glaube an ein funktionierendes politisches System mal wieder von ganz oben erschüttert wurde. Schon der zweite BunPrä zieht sich vor Ablauf der vollen Amtszeit zurück, was man sowohl als Unvermögen der politischen Klasse als auch des Souveräns sehen muss, der ihn gewählt hat. Liebe Mitbürger, das sind letztendlich wir. Die Minister wechseln sowieso alle paar Monate, keiner hat augenscheinlich noch Lust, Politiker zu sein, wenn man dann für jede Verfehlung gescholten wird. Daran hat man sich ja schon fast gewöhnt. Aber wenn wir es nicht mal hinkriegen, einen Typen über 40 in Deutschland zu finden, der fünf Jahre Dauerrepräsentation skandalfrei hinter sich bringen kann (oder wenigstens so schlau ist, sich beim Bescheißen nicht erwischen zu lassen), dann scheint mir das kein gutes Zeichen zu sein. Aber vielleicht sollten wir einfach kollektiv aufhören, den Politzirkus überhaupt noch ernst zu nehmen.
Und nun zu etwas vollkommen anderem: