Die Schatzkoffer des Königreiches waren allerdings nicht bodenlos und so stellte Schatzmeister Schaubier bald fest, dass beim nächsten Besuch des Monsters nicht genug Gold vorhanden wäre, alle Häuser wieder aufzubauen. Und das Monster war schon wieder gesichtet worden. Im Süden bei einem Nachbarland, wo stets die Sonne schien und die Menschen nicht so fleißig arbeiteten wie in Angies Königreich. Es drohte, das ganze Land aufzufressen und jeder war besorgt, was dann geschehe.
Angie und der Kronrat berieten sich. Sie stritten sich. Es kam zu Handgreiflichkeiten. Guy erlitt einen Nervenzusammenbruch, als Schaubier vorschlug, die Schulden des Königreichs im Süden zu übernehmen. Horst jagte Zuschi durch den Garten. Philip grub sich ein Loch und beschloss, Wurzeln zu schlagen und Graf von und zu Rumpelstilzchen stampfte mit den Füßen auf, bis der Boden unter ihm nachgab. Nur Rainer war nirgendwo aufzufinden. Da sprach Angie ein Machtwort: „Machen wir es halt so, wie Schaubier gesagt hat. Was Besseres fällt mir auch nicht ein. Oder?“ Dann verdaute sie geräuschvoll.
Am Ende kam der Rat auf die geniale Idee, das Monster einfach nicht über die Grenze zu lassen, wenn es kam. Zuschi, die Kleinste, hatte den rettenden Einfall: „Wenn das Monster kommt, verstecken wir uns einfach. Dann glaubt es, niemand ist zu Hause und geht zu einem anderen Königreich.“ Die Freude war groß im Königreich und Zuschi der Hase des Tages.
Aber das Ende nahte unaufhaltsam. Es begann, als der König sein Heer besuchte. Graf von und zu Rumpelstilzchen hatte kurz vorher entdeckt, dass es tatsächlich Gold kostete, ein Heer zu unterhalten. Nun dachte er darüber nach, wie man es so klein machen konnte, dass es zu den leeren Schatzkammern passen würde. Die Soldaten wandten sich besorgt an den König und fragten ihn, ob sie wohl noch gebraucht würden. Vor allem, da man ja jetzt beschlossen hatte, alle Gefahren einfach zu ignorieren statt gegen sie vorzugehen. Der König, der ein Köhler war, dachte eine wenig nach und sagte dann: „Um Kohle zu machen, braucht man ein Feuer.“
Zeugen aber hatten verstanden: „Für Kohle“, also Gold, „auf alles feuern.“ Das empörte die Indianer und die grünen Kobolde über alle Maßen und Tritt-Ihn!, der Koboldchef regte sich ohne Ende über den Kriegskönig auf. Der wiederum hatte bloß eine ruhige Kugel schieben wollen. Das wurde ihm jetzt alles zu viel und er dankte dankend ab.
Plötzlich war das Land ohne König. Das durfte nicht sein. Angie wurde damit beauftragt, einen neuen König zu besorgen, der dann vom Ständerat bestätigt werden musste. Angie sah sich nachdenklich unter den Sieben Geißeln um. Sah Zuschi, die immer noch die populärste unter ihnen war, aufgeregt auf und ab hüpfen. Sie schloss die Augen einen Moment. Öffnete sie wieder. Sah Zuschi an, die schon einmal versuchte, so königlich wie möglich zu gucken. Und sagte: „Wolfff!“
Der Wolfff war ein ziemlich langweiliger Wolf, der sich mit drei ‘f“ schrieb, um wenigstens etwas Herausragendes zu besitzen. Er war ein Weggefährte von Angie und ihr treu ergeben. Bis zu dessen Ausscheiden aus dem Kronrat war er der erklärte Feind von Getöntes Haupthaar gewesen, was dieser aber kaum registrierte. Man übersah den Wolfff leicht.
Plötzlich hatte er endlich die ersehnte Chance, dass jeder im Königreich von ihm erfuhr. Und nicht nur das. Er sollte herrschen! Irgendwie. Und so. Na ja, gut aussehen und Angie nicht widersprechen, aber das ging schon klar.
Aber die Indianer und die Kobolde sahen ihre Chance, Angie eins auszuwischen und stellten ihren eigenen Kandidaten für das Königsamt auf, den Gockel Jo.
Jo war ein Kriegsheld und weithin beliebt im Volk und auch bei den Adeligen aller Parteien. Den Wolfff kannten hingegen alle nur als Angies Kreatur. Wenn sie überhaupt wussten, dass es ihn gab. In den folgenden Wochen gockelte Jo landauf und landab vor den Wahlmännern aller Parteien und machte so einen guten Eindruck, dass selbst die Gurken ihn wählen wollten und nicht wenige von Angies eigenen Leuten. Die wurde immer mürrischer und Befahl ihren Parteigängern schlicht, den Wolfff zu wählen, sonst würde es was setzen und basta. Guy erklärte seinen Gurken, dass sie die Steuern nur senken könnten, wenn sie den Wolfff wählten. Warum das so sei, wusste allerdings niemand. Auch Guy wohl nicht.
Der Wolfff selbst blieb weitgehend unsichtbar. Oder nicht, aber ich erinnere mich wirklich nicht daran, ihn in den Wochen vor der Königskür gesehen zu haben.
Es kam, wie es kommen musste. Am Mittsommertag trafen sich die Edlen und weniger Edlen des Landes, um darüber abzustimmen, wer ihr König sein sollte. Im ersten Wahlgang scheiterte der Wolfff, weil er keine absolute Mehrheit der Stimmen bekam. Und im zweiten. Und im Dritten. Im vierten Wahlgang, als Angie schon Anfälle von BSE vortäuschte, um Sympathie zu erwecken endlich die erlösende Mehrheit. Für Jo.
Das Gelächter der Indianer und Kobolde hallte hämisch durch den Palast und der Häuptling Dicke Wampe hielt sich eben diese. Tritt-Ihn! und Kühn, Ast., die Anführer der Kobolde mussten sich aneinander lehnen um nicht umzufallen.
Da stand Angie auf, trat Guy „versehentlich“ zu Püree und verschwand wortlos und leise pupsend zu grüneren Weiden. Dicke Wampe übernahm das Regierungsgeschäft zusammen mit den Kobolden. Der Wolfff verschwand da, wo er hergekommen war, auch wenn niemand wirklich wusste, wo das war. Die Sieben Geißeln verließen zeternd und streitend das Schloss und man sagt, Graf von und zu Rumpelstilzchen habe sich noch am gleichen Abend an Wildschweinbraten gelabt. Nur Zuschi musste eine Woche später völlig entkräftet zum Heiler gebracht werden. Sie hatte sich hinter einem Schrank versteckt.
Tja, das war die Geschichte vom Wolfff und den Sieben Geißeln. Geben Sie mit jetzt den Heller, den Sie mir versprochen haben? Seit das Monster unser Haus zerstört und die Bank all unser Vieh genommen hat, konnte ich meiner Familie nicht mal mehr jeden Tag Brot kaufen. Besonders seit ich krank wurde. He? He? Was heißt „Sozialschmarotzer“?! Kommen Sie mal mit 200 Talern im Monat aus. Arschloch.