Der Westen gefährdet seine Stärken

So die etwas dick aufgetragene Überschrift eines aktuellen Artikels beim standard.at. Es geht darum, dass nach Meinung des Autors, Gerfried Sperl, der Westen seine Hoheit (?) über die philosophische Erklärung der Welt aufgibt. Dabei beruft er sich unter anderem auf dem Artikel von Alessandro Topa in der NZZ (siehe hier). (Weshalb der standard.at keine Links setzt, wird wohl ewiges Geheimnis bleiben.)

Der 18. November ist der “Welttag der Philosophie”. Dazu haben sich die islamistischen Machthaber im Iran schon vor geraumer Zeit etwas einfallen lassen. Sie veranstalten in Teheran einen “Weltkongress der Philosophie” – ursprünglich mit dem Segen der Unesco in Paris, deren Spitzen diesen Plan ganz super fanden.
Vor kurzem hat sich die Unesco zurückgezogen – nach heftigen Protesten und Warnungen aus westlichen, aber auch asiatischen Universitäten.

Bei allem Verständnis; aber dass eine philosophische Konferenz in Teheran eine dämliche Idee war – und zwar von Beginn an – sollte spätestens seit letztem Sommer jedem klar sein.
Natürlich bin ich für einen Dialog zwischen den Kulturen; es gibt wenig, was mir dringender geboten scheint. Aber dies im Land veranstalten zu wollen, dass von Verbrechern regiert wird, musste schief gehen. Jede Anerkennung dieses verbrecherischen Regimes – und ein internationaler Philosophie-Kongress ist genau das – ist ein falsches Signal.

Nun ist das Kind schon fast im Brunnen. Denn was bleibt, ist, dass die Mullahs sich nun wieder als Märtyrer darstellen können: wenn die ganze (böse) Welt nicht mit ihnen will… dann müssen sie das Besondere – das Bessere in ihrem Selbstverständnis – sein.

Während die Islamisten also auf breiter Front eine Eroberung der Grundlagen der Geisteswissenschaften planen, nehmen die angeblich so abwehrbereiten politischen Führer des Westens den Human- und Geisteswissenschaften die Luft. Auch in Österreich. Hier will man bei den Kürzungen vor allem jene außeruniversitären Institute treffen, die sich der Philosophie, der Soziologie, den politischen Denkrichtungen, den interkulturellen Entwicklungen widmen.

Was ich für… sehr westlich gedacht halte. Und zudem noch falsch. Vielleicht ist es an Gerfried Sperl vorübergegangen; aber in Iran sollen alle universitären Fächer abgeschafft werden, die Naturwissenschaften betreffen. Aber auch geisteswissenschaftliche Fächer – wie zum Beispiel auch Philosophie – sind davon betroffen.

Wenn er dann allerdings abschließend Politikern in den Mund legt:

“Uns Politikern geht es besser, wenn wir Kritik und Zweifel erst gar nicht unterstützen. Schon gar nicht über wissenschaftliche Initiativen.”

dann versöhnt mich das wieder. Zwar sicherlich nicht mit den Politikern, aber sicherlich mit dem Autoren des Artikels.

Nic


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