Schwedenurlaub bei tropischer Hitze
In Schweden war ich bis jetzt im tiefsten Winter oder auf dem Motorrad in der Vorsaison. Daher kam mir das Angebot als Urlaubär auch mal im Sommer nach Schweden zu reisen ganz gelegen.
So ging es diesmal im Juli mit meinen Freunden ins waldreiche Värmland in Mittelschweden. Ob das wohl warm genug sein würde? Ich sollte mich wundern, die Hitzewelle, die bei uns in Deutschland schon seit Anfang Mai herrschte, hatte auch Schweden erfasst. Und zwar so sehr, das in Schweden die schlimmsten Waldbrände wüteten ...
Unser Ferienhaus lag im Norden der Provinz Värmland in der Nähe des Flusses Klarälven und war nicht von den Waldbränden betroffen. Diese herrschten erst 100 Kilometer weiter nördlich. Unsere Urlaubsregion Finnskogen (Finnenwald) im norwegisch-schwedischen Grenzgebiet war bis dahin von einer solchen Feuersbrunst verschont geblieben.
Überhaupt war unser kleines, rotes Holzferienhaus nur über wellblechartige Schotterpisten zu erreichen und lag mitten im schattigen Wald: perfekt! An Ruhe sollte es also nicht mangeln. Auf dem Klockargården, in der Nähe des kleinen Örtchens Sysslebäck, lagen insgesamt vier Ferienhäuser. Aufgrund des sechs ha großen Waldgebietes, auf dem der 1901 erbaute Hof lag, bekamen wir von den anderen Urlaubern aber rein gar nichts mit.
Von der Terrasse unseres Hauses hatten wir einen wunderschönen Blick in das bewaldete Tal des Klarälven. Morgens konnten wir hier in der Sonne frühstücken und ab vormittags lag das Haus dann im Schatten der großen Fichten rings um das Haus herum.
Aufgrund der großen Wärme fanden unsere täglichen Unternehmungen in Schweden etwas weniger ausgiebig statt. Denn trotz Klimaanlage im Auto wurden die Ausflüge in die Umgebung bei bis zu 33°C im Schatten schnell sehr schweißtreibend.
Überhaupt: die Entfernungen! Die sind hier in Mittelschweden etwas anders einzuordnen als im dichtbesiedelten Deutschland. Wenn nicht zufällig ein kleiner sogenannter „Lanthandel" in der Nähe ist (wie in unserem Fall), kann die Strecke zur nächsten Einkaufsmöglichkeit schon mal 50 km betragen. So war der Hauptort der Gemeinde zum Beispiel 78 Kilometer von unserem Ferienhaus entfernt ...
Gleichzeitig sorgten die langen Anfahrten aber auch immer wieder für wunderschöne Aus- und Ansichten auf den Fluss Klarälven, auf die bewaldeten Berghänge und auf Seen sowie kleine Holzkirchen. Die reißenden Wasserfälle in Schweden waren aufgrund der Hitze jedoch fast vollständig ausgetrocknet und kamen lediglich noch als plätschernde Rinnsale daher.
Auf größere Wandertouren, die wir geplant hatten, verzichteten wir aufgrund der tropischen Wetterverhältnisse vorsichtshalber gleich ganz. Ich glaube, die Schokolade in meinem Tragerucksack wäre dann auch geschmolzen ...😉
Wir nutzten aber auch immer mal wieder die zahlreichen Schotterpisten in den Wäldern um mit dem Auto zu unseren Zielen zu gelangen. Zum Beispiel bei der Suche nach Badestellen an Seen oder um freilebende Elche zu sehen.
Doch leider war der einzige freilebende Elch, den wir zu Gesicht bekamen bereits tot, weil er kurz zuvor versucht hatte eine Straße zu überqueren und von einem Wohnwagengespann erfasst wurde ... 🙁 Ich als Urlaubär muss sagen, der Wohnwagen sah nach dieser unfreiwilligen Kollision wesentlich schlimmer aus als die Elchkuh.
Auf einer unserer Touren durch die schier unendlichen Wälder entdeckten wir mitten im Wald bei der Ortschaft Höljes eine alte Verteidigungsstellung der schwedischen Armee aus dem zweiten Weltkrieg. Die sogenannte „ Skans 179 " . Diese Schanze wurde zwischen 1940 und 1945 erbaut und bestand aus mehreren verschiedenen Bunkern, Laufgräben sowie Maschinengewehrstellungen. Diese sollte vor einem möglichen Angriff der Wehrmacht aus Norwegen schützen.
Heute ist vieles davon kaum noch im Wald auszumachen und überwuchert. Alles kann aber besichtigt werden. Es gibt sogar einen Grillplatz und Sitzbänke. Ich habe da so einige witzige Behausungen für mich gefunden ... 😉
Anderntags sind wir auf den 542 Meter hohen Hovfjället gefahren und gestiegen. Eigentlich ist das eines der vielen Skigebiete in dieser schwedischen Region.
Zu dieser Zeit und bei dieser Hitze sah es auf dem Gipfel dieses Berges mit seinen ungenutzten Skiliften jedoch einfach nur trostlos aus. Die Aussicht auf die umgebenden Waldflächen war jedoch trotzdem beeindruckend und verschaffte uns einen guten Überblick.
Das schönste auf diesen Ausflügen waren für mich, als bekennenden Süßspeisenfanatiker, jedoch immer die Pausen unterwegs: Entweder gab es dann schwedische Zimtschnecken oder einen leckeren Kuchen auf die Hand!
Wurde es tagsüber zu heiß, haben wir es uns auch einfach mal auf der großen Holzterrasse unseres Ferienhauses bequem gemacht. Die anderen haben dann ein Buch gelesen oder einfach nur gedöst, während ich im Haus die Köttbullar gesucht habe, die es abends geben sollte ...
Besonders angetan waren wir alle von den Quads, die wir immer wieder in den Wäldern und an den Seen umherdüsen sahen. Schon kleinste Kinder fuhren mit ihrem eigenen Quad hinter den Eltern auf ihrem Quad her zu den Stränden der Seen in der Umgebung. Das mussten wir auch ausprobieren und machten bei einem örtlichen Verleiher eine geführte Quad-Safari durch die unwegsame Wildnis der Wälder in Värmland.
Diese auch All Terrain Vehicle (ATV) genannten kleinen vierrädrigen Geländefahrzeuge machten riesigen Spaß ... obwohl sie bei der herrschenden Trockenheit Unmengen von Staub aufwirbelten, dem wir ausgesetzt waren! Diese Tour ging auch für mich viel zu schnell vorbei. In einer Pause gab es sogar kleine Zimtschnecken von unserem Tourguide.
Generell ging der ganze Urlaub viel zu schnell vorüber. Der Rückweg führte, wie schon die Anreise, durch Norwegen bis in die Hafenstadt Langesund. Hier nahmen wir die Autofähre der Fjord Line Reederei über die Nordsee ins dänische Hirtshals. Und von hier aus ging es der Länge nach durch Dänemark nach Hause
Fazit
Wer einen entspannenden Urlaub in absoluter Ruhe sucht, ist in Värmland genau richtig. Die vereinzelten Ferienhäuser in den dichten Wäldern bieten in der Regel absolute Stille. Man sieht nichts und hört nichts, außer den Geräuschen der Natur. Gleichzeitig ist die Region aber auch hervorragend für mittelschwere Wandertouren geeignet und bietet eine Menge Seen zum Baden, für Wassersport und zum Angeln.
Ach ja, in Schweden sollen Mücken ja eine richtige Plage sein, sagte man uns. Wir haben in unserem ganzen Urlaub keine einzige Mücke gesehen oder gehört! Weder an einem See noch im Haus. Dafür hatten wir ab und zu mal eine Bremse auf der Terrasse.
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