Der Urlaub

Ja, der Urlaub. Provence. Südfrankreich. Sonne. Viel Sonne. Lavendelfelder, die zwar nicht mehr in zartem Lila erstrahlen, aber dennoch duften. Der Duft der Provence, das ist Lavendel, das sind Kräuter. Der erste Tag, die Abfahrt begann mit Regen und Stau. Eigentlich der beste Urlaubsbeginn, den man sich vorstellen kann, denn es ist ein wunderbarer Gedanke, dem Stau, dem Regen, dem Naß und dem ungemütlichen Grau zu entkommen. Weg, nur weg, ab in die Sonne.
Der Mann verdrehte ob meiner romantisch verbrämten, ein wenig verschwurbelten Kommentare genervt die Augen und murmelte irgendetwas in seinen Bart hinein. So ganz verstanden habe ich ihn nicht, aber es muß irgendetwas Kritisches gewesen sein. Am ersten Tag - wir sind spät aufgebrochen - kamen wir nicht weit. Haltingen liegt an der französischen Grenze und bis dorthin sind es ziemlich genau ungefähr 240 Kilometer. Trotzdem waren wir erst um 21 Uhr abends da, ohne Abendessen und vollkommen durchnäßt, verfroren und überhaupt...
Der UrlaubAch ja, durchnäßt? werden Sie nun irritiert fragen. Wie das? Ganz einfach: auf zwei, bzw. drei Rädern ist man nun einmal exponiert. Den Unbilden des Wetters ausgeliefert und man kommt einfach auch nicht so weit. Das Teufelsgefährt des Mannes (denken Sie sich Ihren Teil - ich garantiere, ich denke das Gleiche...*seufz*) ist gelb, schnell und das Kind liebt es aus irgendeinem Grunde.
Am nächsten Tag ging es deutlich sonniger weiter. Einmal quer durch die Schweiz, über irgendwelche schwindelerregenden Alpenpässe mit permanenten Visionen aller möglichen und unmöglichen Unfallarten. Ich bin manchmal ein wenig ängstlich...Gelandet sind wir in Annecy. Danach Gap, das man aber nicht kennen muß, da es eine Scheußlichkeit von Stadt ist. Das dauert nun mal länger mit Motorrädern, tut weh und geht über kurvige Straßen. Je kurviger, desto besser. Und dann noch möglichst hoch.
Der Urlaub
Der Urlaub
Der Urlaub
Der Urlaub
Südfrankreich war so betrachtet das ideale Urlaubsziel, denn die Straßen dort bestehen eigentlich aus nichts anderem als Kurven. Am dritten, nein vierten Tag endlich sind wir angekommen im Ort, mitten in den Lavenldefeldern und Kräuterfeldern. Der Lavendel war bereits abgeerntet, die Kräuter standen noch. Geduftet hat alles. Mit dem Dörfchen haben wir einen echten Glückgriff getan, denn es war so abgelegen, daß es nicht von Touristen überflutet war aber auch nicht so weit weg, daß wir ewig unterwegs waren.
Wir haben mehr oder minder das übliche gemacht, was man als Provence-Tourist eben so tut: wir waren in den Jardins de Salagon. In den Ockerbergen von Roussillon waren wir, auf dem Mont Ventoux, haben uns das Village des Bories angeschaut. Die Papiermühle von Fontaine-de-Vaucluse samt einer wunderbaren kleinen Kanufahrt auf dem örtlichen Flüßchen haben wir auch noch mitgenommen und natürlich den Klassiker schlechthin: den Papstpalast von Avignon, wo das Kind mir ehrfüchtig verkündet hat, daß dort "neun Päbbste" gewohnt haben. Er hat mir den Audioguide gemopst. Er war ein wenig enttäuscht, als ich ihm anschließend erklärt hatte, daß dort nicht neun auf einmal gewohnt haben, sondern alle hintereinander.
Bei den Ockerfelsen wurde das Kind hingegen von einem kleinen Größenwahn heimgesucht, denn er hat behauptet, er hätte die alle gemacht. 6.000 Stunden habe er dafür gebraucht. Bemerkenswert. Das schlechte Wetter habe er auch bestellt, weil alles so trocken sei. Nun ja. Auf das Gewitter hätten wir nur allzu gerne verzichtet, obwohl - das muß ich einfach zugeben - danach die Luft besser und die Temperaturen erträglicher waren. Nicht, daß ich Hitze nicht mag, aber wenn man die dicke Kluft trägt, dann...Am Ende des Urlaubs ein kleines Bedauern, weil es einfach zu schön war: die Herberge, unsere Gastgeber, alles einfach. Es hat einfach alles gestimmt. Und die Erkenntnis, daß man niemals zurückkehren kann: damals, ja damals, als ich das erste Mal in der Provence war, war alles noch so, wie man es sich so vorstellt, die Provinz im Süden. Lavendelfelder, malerische, ein wenig verfallen wirkende Dörfchen, Landschaft. Kaum eine Spur von dem Bemühen, Südfrankreich in eine Art Disneyland zu verwandeln. Heimelig war da kaum noch was, keine Bauernromantik, keine Verträumtheit in der Sommerhitze. Das war Business. Ein wenig wehmütig wurde mir da. Verständnis, denn die Leute sind davon abhängig, aber es macht einfach auch vieles kaputt, was für mich Südfrankreich bedeutet hat. Und was hätte wohl Petrarcha gesagt, der so mühsam den Berg hinaufgekraxelt ist, damals im Mittelalter? Der über den Mont Ventoux gesagt hat:
"Den höchsten Berg dieser Gegend, den man nicht unverdient Ventosus, den Windum-brausten, nennt, habe ich am heutigen Tage bestiegen, einzig von der Begierde getrieben, diese ungewöhnliche Höhenregion mit eigenen Augen zu sehen"..."Auf den Gipfel ist das Ziel und das Ende unseres Lebens, auf ihn ist unsere Wallfahrt gerichtet."
(Francesco Petrarca)
Denn als wir oben waren, ich muß gestehen, war die Enttäuschung groß. Von Erhabenheit keine Spur, vielmehr ein Gefühl wir auf dem Hauptbahnhof. Was sagte mein Mann? Ein Drive-In-Schalter. Gut, wir waren auch Touristen, aber irgendwie...fehlte dem Ganzen ein klein bißchen die Würde. Aber gut, ändern können wir es nicht und die Aussicht von dort oben ist nach wie vor einfach nur sensationell.
Zurück ging es im gleichen gemütlichen Tempo wie hin, nur mit einem Tag Verspätung, woran ein kleiner Nagel schuld war, der sich hinterlistig in meinen Hinterreifen gebohrt hatte. Zwar hat der weltbeste Ehemann diesen geflickt, doch Luft hat er immer noch verloren, weswegen wir einen neuen brauchten. Der neue Reifen kam erst am Abfahrtstag, was aber zum Glück kein Problem war, wir konnten einen Tag schieben und uns obendrein noch, sozusagen als kleines Goodie, Abt anschauen.
Mitgebracht haben wir die Erkenntnis vom der Unwiderbringlichkeit der provencalischen Idylle, die ohnehin nur in den Köpfen der Touris existiert, eine Menge Lavendel, Lavendelhonig, die Enttäuschung, daß der kleine Kermikladen im Dorf, der die wunderbarsten Schüsseln herstellte, nie aufhatte, ein paar Fotos und den Tipp, daß man, sollte man jemals auf die Idee kommen, im Le Gargantua Couscous zu bestellen, entweder einen mordsmäßigen Hunger haben sollte oder man, alternativ, noch zwei bis vier Freude mitbringen sollte um die Portion für zwei zu schaffen.
Kleine Anmerkung zum Schluß: Ich hätte jetzt gerne noch ein paar mehr Fotos gezeigt, aber Blogger weigert sich mal wieder. Nun ja, warten wir halt, bis das Gezicke ein Ende hat und versuchen es noch mal.

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