Der Traum vom Aufzug

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Ich hab geträumt, ich wäre mit dem Aufzug an der Heinrich-Heine-Allee gefahren, nicht mit dem auf dem Foto. Den da unten, der ist viel düsterer und gruseliger. Und genau so war auch mein Traum. Ich weiß nicht, ob die Kabine um mich herum von Anfang an nicht mehr da war. Auf jeden Fall in der Fahrt selbst, war sie nicht mehr da. Die Kabine bestand plötzlich nur aus dem Boden, der sich in diesem schrägen Aufzugschacht befand. Nichts mehr zwischen mir und dem quietschenden verrosteten Metall im Schacht, dem Dreck, den dieser umgibt. Ich hatte nicht die Zeit darüber nachzudenken, dass da zwischendurch Mäuse umher huschen. Der Aufzug bewegte sich ganz langsam nach vorne. Ich hatte den Eindruck, dass er unter mir stehen bleibt und ich gefangen sein werde. Der Aufzug fährt schräg, die Konstruktion der Kabine gleicht die Schräglage aus, aber jetzt nicht mehr. Der Boden war schräg. Mein Rollstuhl fing zu rutschen an. Ich musste es ausgleichen. Immer leicht nach vorne, dagegenhalten. Bloß nicht zu viel, sonst wäre ich nach vorne weg vom Boden gefahren. Zu wenig und ich wäre abgerutscht in den Schacht. In jeder Faser meines Körpers Angst. Fast starr vor Angst. Am liebsten hätte ich Panik bekommen und angefangen zu schreien. Aber es hätte nichts gebracht. Ich weiß, ich wurde beobachtet, aber ich weiß nicht, ob man mir nicht helfen konnte, oder wollte.

Ich habe nachgeschaut, was der Traum bedeuten könnte. Unter „Aufzug“ fand ich so was wie Aufstieg. Nicht ganz so überraschend, oder? Wohl eine Art der Weiterentwicklung, des Vorankommens. Auch nicht überraschend, ich weiß. Auch noch logisch, dass die Veränderung und Bewegung passiv von statten geht. Ja, aber ich musste ja mich gegen den Fall aktiv wehren, also so ganz passiv kann es nicht sein. Vielleicht bin ich auch zu kompliziert in meiner Art. Zum Thema schräge Aufzüge an der Heinrich-Heine-Allee hab ich nichts gefunden. Auch, dass man sich die Aufzugfahrt erkämpfen muss, war nicht aufgelistet. Im Bezug auf die eigene Passivität im Aufzug war die Rede von Realitätsferne und Selbstüberschätzung. Aber wenn ich nicht über zig Stockwerke hinaus will, sondern einen Weg zurücklege, den ich eigentlich täglich befahre, ist es zu viel verlangt? Vielleicht will ich, oder mein Unterbewusstsein mir damit sagen, dass Normalitäten für mich anstrengender sind als erwartet. In der Traumdeutung war dazu aber auch nichts zu finden. Vielleicht wollte mich auch mein Unterbewusstsein dazu inspirieren, ein neues Wirkungsfeld zu finden. Und trotzdem drückt mein Traum laut Traumdeutung, ohne Rücksicht auf Individualität, alleine dadurch, dass der Aufzug nach oben fuhr, den Wunsch nach Erfolg und Bestätigung aus.

Was bedeutet das nun für mich? Bei der Fahrt mit dem Aufzug weiß ich zumindest wo der Weg hingeht. Im übertragenden Sinne, welches Ziel wünsche ich mir denn zu erreichen? Die Liste ist, wenn ich ehrlich bin lang. Manches scheint unerreichbar. Manche Dinge habe ich erreicht, die zuvor mir unerreichbar schienen. Oder ist es so wie Einstein sagt, wenn er es überhaupt war “Je mehr ich weiß, umso mehr weiß ich was ich nicht weiß” ? Auf mich bezogen „umso mehr ich erreiche, desto mehr weiß ich, was ich nicht erreichen kann“? Oder wird aus dem Aufzug und seiner Eindimensionalität ein Hamsterrad? Ohne Ende, ohne Ziel. Nee, ich glaube, so pessimistisch bin ich dann doch nicht. Und wenn ich nicht in einer Aufzugfahrt aufgeben kann, so werde ich wohl auch nicht bei was anderem aufgeben. Übrigens, egal gegen welche Widerstände ich aktuell unbewusst ankämpfe, so muss gesagt werden, ich kam oben an. Eigentlich war ich erschrocken über mich, als ob nichts gewesen wäre, habe ich zu denen, die auf den Aufzug gewartet haben gesagt, dass sie besser mit dem Aufzug nicht fahren sollten. Und was die Traumdeutung dazu sagt, es ist wohl ein positives Erlebnis. Ach ja, wer hätte denn das gedacht. Aber die weitere Entwicklung ist wohl abgeschlossen. Und ich bin innerlich bereits auf das was kommen mag vorbereitet. Das zu wissen gibt mir Rückenwind, auch wenn ich diesen Aufzug täglich zu benutzen jetzt noch gruseliger finde, als je zuvor. Jetzt muss ich nur noch herausfinden gegen was ich ankämpfen werde.


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