![Der Tod ist ein Kassenwart aus Deutschland Der Tod ist ein Kassenwart aus Deutschland](http://m3.paperblog.com/i/108/1088929/der-tod-ist-ein-kassenwart-aus-deutschland-L-KIPRnL.jpeg)
Kein Land der Erde exportiert so viele Kurzwaffen und Gewehre wie Deutschland. Etwa zehn Prozent aller Exporte ziviler Schusswaffen stammen von hier. Im gesamten Sektor ziviler Schusswaffen ist man zweitstärkstes Exportland. Militärische Waffen verkauft man als vierte Größe auf dem Weltmarkt (sechs Prozent des Exportmarktes). Anders gesagt: Wenn es auf der Welt Tote oder Verwundete bei Schusswechsel gibt, so ist jeder zehnte Tote oder Verwundete ein Opfer deutscher Waffenschmieden. Jeder zwanzigste Versehrte oder Gefallene in Kriegen und Konflikten ist das Produkt deutscher Waffentechnologie. Man guckt recht häufig auf der Welt in Läufe, die in Deutschland gezogen wurden.
Von fast jährlich 470.000 Morden weltweit (UNODC Homicide Statistics 2011), sind also gut 47.000 mit Waffen aus Deutschland getötet worden. 80.000 von 800.000 Suiziden im Jahr (WHO 2012) sichern den Standort Deutschland. Die Zahlen sind nicht ganz richtig, denn nicht jede Tötung und nicht jede Selbsttötung erfolgt durch Schusswaffen. Aber dafür werden an dieser Stelle auch keine anderen Opfer ziviler Schusswaffen genannt, schlicht weil es an Zahlen fehlt. Das gleicht sich wohl aus. Schusswaffengebrauch mit Todesfolge von Polizei und Sicherheitskräften in etwa - da findet man nichts. Außerdem sind die Verwundeten nicht genannt, die einen Mordversuch oder einen Suizidversuch überlebten. Sie sind die »stille Reserve«. Zu den Kriegsopfern lässt sich noch weniger sagen. Nicht jeder Tote eines Krieges starb durch eine Kugel. Die Mehrzahl von ihnen stirbt an den Folgen von Unterernährung und an mangelnder Hygiene. Aber die Toten und Verwundeten, die direkt mit den Folgen eines Schusswaffeneinsatzes konfrontiert wurden, dürften insgesamt die Hunderttausend übersteigen. Ein Zwanzigstel davon rechnet sich direkt als Profit für deutsche Waffenexporteure. Der Tod ist eben ein Kassenwart aus Deutschland. Allerdings ist es generell schwierig, verifizierbare Zahlen zu Kriegsopfern zu bekommen. Kriege sind unübersichtlich und Kriegsparteien nicht ehrlich bei der Dokumentation ihrer Vorgehensweise. Was bleibt ist Spekulation. Und die Gewissheit, dass an Krieg gut verdient werden kann, wenn man im Waffengeschäft tätig ist. Geschossen wird immer.
Doch nichts von diesen Zahlen und Einsichten spielt momentan eine Rolle. Die 130 toten Franzosen sind nicht unsere Baustelle. Da kann man durchatmen. Wenigstens da ist unsere Weste rein. Zumindest kann man bis dato nicht nachweisen, dass die Tatwaffen aus deutschen Landen kommen. Nur das ist uns wichtig. Die anderen Toten, die so vielen Menschen hier Arbeitsplätze sichern, die kehren wir unter den Teppich, über die reden wir nicht. Die Meldungen gestern zeigen mal wieder, zu welchem Zynismus wir hier fähig sind. Das deutsche Gewissen ist eine Mördergrube.