Der Tick mit den jungen Frauen

Von Stefan Sasse
Die vom Verpassen der 5%-Hürde bedrohte Saar-FDP hat für die anstehende Landtagswahl eine geradezu brillant-raffinierte Wahlkampfidee gehabt: auf Platz zwei der Landesliste, gleich hinter dem Vorsitzenden Oliver Luksic, kommt eine hübsche junge Frau. Denn wenn Röslers Übernahme des Parteisitzes eines gezeigt hat, dann dass es völlig ausreichend ist, einfach nur eine verhältnismäßig junge Person vorzuschieben. Wenn das dann auch noch eine fotogene Frau ist, kann ja quasi nichts mehr schiefgehen, oder? Spaß beiseite. Wenn solche Tricks je funktioniert haben, dann war das vor zehn, fünfzehn Jahren, zur Hochzeit der "Bringt Frauen in Führungspositionen"-Bewegung. Aber glaubt die FDP ernsthaft, dass sie attraktiver wird, nur weil sie noch ein junges Gesicht vorschiebt? Niemand will, niemand braucht diese Kosmetik ernsthaft. Sie tut nichts zur Sache und wirkt eigentlich nur hohl und leer, weswegen mit Fug und Recht anzunehmen ist, dass die Operation für die Saar-FDP erfolglos bleiben wird. Die Partei kämpft mit völlig anderen Problemen. 
Dazu gehört, vor allem, ihr mittlerweile (zu Recht) gewandeltes Image. Statt wie früher ein Pfeiler bürgerlicher Grundwerte zu sein, ist man heute eine reine Klientelpartei, die billige Straßennutte der Hoteliers. Wer muss nicht lachen, wenn er "FDP" und "Hotel" in einem Satz hört? Dazu kommt die geradezu lächerliche inhaltliche Leere. Von dem halbjährlichen Ruf abgesehen, jetzt aber endgültig zu liefern und "die Steuern" zu senken - welche das überhaupt sein sollen ist in zweieinhalb Jahren nicht ernsthaft debattiert worden - gibt es bei der FDP rein gar nichts. Die persönlich wirklich netten und wirklich auch sehr jungen Kandidaten, die man verzweifelt an die Stelle Guido Westerwelles geschoben hat, ist bereits nicht mehr übrig. Lindner ist zurückgetreten, Rösler nur Parteichef auf Abruf, und Bahr hat ausgerechnet das Gesundheitsamt, was für die FDP in etwa gleichbedeutend mit der Übernahme eines Hotelministers ist - es stinkt nach Klientelpolitik und ermöglicht kaum eine vernünftige Profilierung, schon allein, weil die radikalen FDP-Ideen (praktisch vollständige Privatisierung und Verramschung des Sektors) nicht mehrheitsfähig sind, weder bei Wählern noch Koalitionspartnern. 
Klingt es für irgendjemanden so, als könnte die Berufung einer "jungen Frau" (mittlerweile ein politischer Archetyp, ein müdes Klischee) irgendetwas tun, um diese substantiellen Probleme zu mindern? Die SPD war eine Weile auf dem gleichen Trip, als sie Manuela Schwesig von Talkshow zu Talkshow schickte und irgendwie hoffte, dass die Leute die SPD schon wieder liebhaben würden, wenn eine junge Frau statt einem alten Mann heiße Luft verbreitet. Aber das funktioniert nicht. Zwar wird gerne und ausdauernd gefordert, dass die Politik "näher am Menschen" sein müsste, und dass man jünger und weiblicher sein müsse, schon alleine wegen der Bevölkerungsanteile und so weiter, aber letzten Endes ist doch jedem instinktiv klar, dass das Geschäft eine gewisse Erfahrung, Vernetzung und gravitas erfordert - und die haben nun mal eher Personen wie Steinmeier und Leutheusser-Schnarrenberger als irgendwelche austauschbaren BWL-Schnösel, mit denen man eben noch ein Sympathie-Stimmen abzugreifen hofft. Es ist ein durchschaubares und armseliges Manöver, mit dem man sich in geradezu peinlicher Weise hip zu machen versucht. Es ist zum Scheitern verurteilt, berechtigterweise.

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