Der spirituelle Weg ist eine Evolution des inneren spirituellen Wesens. Dabei tritt der Suchende in unterschiedliche Landschaften des bewussten Seins ein. Es begegnen ihm allerdings auch verschiedene Zustände. Während Zustände oder Phasen flüchtigen Charakter haben und auch Gnadengeschenke darstellen können, sind Stufen von bleibender Wesensart. Es gibt unzählige Darstellungen von der Entwicklung der menschlichen Seele. In den meisten Schriften wird sie als siebenstufiger Pfad oder eine Reise durch sieben Täler bzw. über Berge beschrieben. Ausgehend von einer niederen, unreifen Qualität soll die Seele den Weg zur Ganzheit finden. Das spirituelle Wesen des Menschen beschreitet so den Weg zur Vollkommenheit.
Lebens(ver)lauf
Der Pfad der Seele ist ein Weg des Empfindens und der geistigen Eindrücke. Im Unterschied zur äußeren Geschichte verläuft die Seelengeschichte in anderen Entwicklungsschritten. Als eine Entfaltung des Lebensauftrages – der Berufung bzw. Lebensvision – hängt sie vom Wechselspiel zwischen Seelenkraft und Lebensumständen ab. Die sich darin ergebenden Unterschiede und/oder Gemeinsamkeiten hindern oder fördern auf dem Pfad der Seelenentwicklung.
Wesensanteile, Wesensaspekte und Seelenkräfte wollen ins Dasein gebracht werden. Die verschiedenen spirituellen Traditionen bieten Landkarten für eine Beschreibung der Herkunft wie auch des weiteren Fortgangs der Seelenbiographie. Spirituelle Traditionen weisen wiederholt auf diese Ganzheit des Lebens hin. Der Tod wird dabei nicht als die endgültige Zerstörung des Individuums angesehen, sondern gilt als eine Form des Übergangs und der Wandlung des Bewusstseins. Allerdings sind in diesem Zwischenzustand Prägungs- wie auch Befreiungsmöglichkeiten gegeben. Je nach dem Grad des Bewusstseins kann man sich von vergangenen Taten befreien oder sich aufs Neue noch tiefer verstricken.
Lebenswirklichkeit
Die menschliche Wirklichkeit wird durch den inneren Dialog aufrecht gehalten. Durch das Gewahrwerden dieses Dialogs erkennen wir die Wirklichkeit, in der jeder von uns lebt. Liebende Güte bzw. Freundlichkeit bilden das Fundament dieser Praxis zur Transformation des Herzens. Durch das Erkennen und Annehmen der vorhandenen Wirklichkeit, werden die Wirkkräfte des Geistes erfahren.
In jedem negativen, hemmenden Gefühl steckt gleichzeitig auch sein heilsames Potential. Wenn Zorn nicht Befreiung beinhalten würde, könnte man ihn nicht transformieren. Diese heilsamen Qualitäten in den Gefühlen zu entdecken und durch Verständnis zu verwandeln, ist Ziel.
Achtsamkeit und Gewahrsein bilden die methodischen Grundlagen für eine Wandlung der Herzensqualitäten. Übungen zur Reinigung des Körpers, der Rede und des Geistes führen zu einem Wachsen am Pfad des Herzens. Dabei kann der ursprüngliche Geist erfahren werden. Kommt das diskursive Denken zur Ruhe, dann kann Friede im Herzen entstehen. Dies führt zur Befreiung zum Wohle aller Wesen.
Die Verbindung zum Herzen
Damit wir uns aus diesen Verstrickungen befreien können, ist es notwendig unser eigenes Potential zu erkennen. Wir erkennen dadurch unseren eigenen Wert und unseren Platz im Leben.
Ein Spruch in den Weisheitstraditionen lautet: „Wie im Kleinen, so im Großen.“ Wichtig ist zuerst einmal ein achtsame Beziehung zu uns(erem) SELBST zu finden. Wenn wir in unserem Inneren Sicherheit und Kraft gefunden haben, so können wir dies auch nach außen weitergeben. Daher ist die Verbindung zum Herzen – als Synonym für den/die „Löwen“ in uns allen – von großer Bedeutung.
Vorleben & Nachwirkung
Vorleben und mögliche Leben nach dem Tode werden meist unter dem Blickwinkel des Ich-Bewusstseins gesehen. Doch ist das Ich eine Ansammlung von Identitätsmerkmalen und eigentlich ein beständiger Prozess der Identifikation. Dieser Prozess geht zwar ständig weiter, doch die Bestandteile, mit denen man sich identifiziert, wechseln.
Das Wort „Herkunft“ beschreibt eine Kraft, die wo herkommt. Die Ahnen sind eben diese Herkunft. Was wirkt nun alles zusammen, damit das Individuum entsteht und auch weiter bestehen kann? Zunächst sind die Eltern und die Großeltern als die unmittelbaren Vorfahren für eine körperliche und psychosoziale Identifikation wichtig. Der Zeugungsakt ist für die körperliche Gestaltung und Ausformung selbstverständlich.
Die psychosoziale Identifikation erfolgt durch den Einfluss der eigenen Entscheidungen und der Handlungen der Vorfahren. In diesem Erlebnisrahmen erkennt das Individuum seine ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Allerdings sind diese Grenzen über die Familienmythen willkürlich durch die sozialen Gewohnheiten definiert, sodass wir alle, wenn wir ein ernsthaftes Wachstum zu unserer wahren Bestimmung anstreben, diese Familienmythen transzendieren müssen.