Am Tag der Arbeit bekam der DGB-Vorsitzende Sommer kurz nach dem Mittagessen fünf Minuten Redezeit im Ersten zugesichert. Ich hatte den Eindruck, als wollte er per Ansprache den Eindruck vermitteln, dass die Regierung die Verbündete im Kampf gegen die Ausbeutung sei. Den Mindestlohn lobte er. Denn er sichere die Würde der menschlichen Arbeit. Diese Formulierung stieß mir übel auf. Sie ist ein rhetorisches Armutszeugnis und grenzt aus.
Von der »Würde des Menschen« spricht man sonntags gerne. Der Tag der Arbeit war aber ein Donnerstag. Vermutlich konnte man da die Menschenwürde auch etwas laboraler umdeuten. Wenn menschliche Arbeit Respekt und Würde verdient hat, was hat dann das Menschliche, dem man keine Arbeit hintan stellen kann - ganz einfach weil der Mensch keine Arbeit hat, findet, bekommt - für einen Anspruch darauf? Wird Würde über die Arbeit an den Menschen vermittelt?
Am Tag der Arbeit gedenkt man eigentlich nicht der Arbeit als Würdenträger. Es ging an diesem Kampftag immer um geringere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung, Urlaubsansprüche, Kündigungsfristen - kurz und gut, um existenzielle Einrichtungen, die des Menschen Würde herstellen und gewährleisten sollten. Dass man vom »Tag der Arbeit« spricht ist gewissermaßen irreführend. Eigentlich ist der »Tag der Arbeit« der »Tag der Menschen, die sich am Arbeitsmarkt verdingen müssen«. Und weil sie das müssen, hat ihre Arbeit so gestaltet zu sein, dass ihnen das Leben lebenswert bleibt. Anders gesagt: Dass sie in Würde leben können. Und da der Arbeitsmarkt nicht nur »das Arbeiten« beinhaltet, sondern auch die Arbeitslosigkeit und »das Arbeitsunfähigwerden«, ist es auch der Tag für Menschen, die nicht arbeiten und trotzdem Würde besitzen. Der Arbeiterbewegung ging es ja immer auch um die Absicherung von Menschen die nicht oder nicht mehr arbeiten können. Also um die Versorgung bei Arbeitslosigkeit, Krankheit und im Alter.
Es ist schon schade und vielleicht auch bezeichnend für unsere arbeitsteilige, arbeitswütige und arbeitsfixierte Gesellschaft, dass einer der obersten Gewerkschafter den Tag der Arbeit als einen Tag begeht, bei dem es um die Würde und des Respekt vor menschlicher Arbeit geht. Dass der »Kampftag der Arbeiterbewegung« ein Tag ist, an dem es um weitaus mehr, um die existenziellen Fragen von Menschen in allen Lebenslagen und nicht nur am Arbeitsplatz geht, verschwindet bei dieser Rhetorik Sommers fast völlig. Gewerkschaften sind doch nicht nur die Vertretungen arbeitender Menschen, sondern in gewisser Weise auch Sozialverbände. Insofern ist Kippings für viele schrullige Forderung nach Namensänderung schon verständlich.
Menschliche Arbeit ist nötig. Aber nichts, was Würde verleiht. Die haben Menschen jedoch von vorneherein. Ob mit oder ohne Arbeit. Ob arbeitsfähig oder nicht. Die Würde ist unveräußerlich und bedingungslos. Und genau diese Botschaft will dieser Kampftag eigentlich jedes Jahr neu betonen. Wenn das selbst Gewerkschafter nicht mehr richtig verstehen, dann sieht es auch weiterhin trist aus. Und ich rede jetzt nicht davon, dass Sommer sich weitestgehend zufrieden mit der Regierung zeigte. Auch das ist kein Benehmen für einen Kampftag. Aber das sind wir ja schon gewohnt.
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Von der »Würde des Menschen« spricht man sonntags gerne. Der Tag der Arbeit war aber ein Donnerstag. Vermutlich konnte man da die Menschenwürde auch etwas laboraler umdeuten. Wenn menschliche Arbeit Respekt und Würde verdient hat, was hat dann das Menschliche, dem man keine Arbeit hintan stellen kann - ganz einfach weil der Mensch keine Arbeit hat, findet, bekommt - für einen Anspruch darauf? Wird Würde über die Arbeit an den Menschen vermittelt?
Am Tag der Arbeit gedenkt man eigentlich nicht der Arbeit als Würdenträger. Es ging an diesem Kampftag immer um geringere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung, Urlaubsansprüche, Kündigungsfristen - kurz und gut, um existenzielle Einrichtungen, die des Menschen Würde herstellen und gewährleisten sollten. Dass man vom »Tag der Arbeit« spricht ist gewissermaßen irreführend. Eigentlich ist der »Tag der Arbeit« der »Tag der Menschen, die sich am Arbeitsmarkt verdingen müssen«. Und weil sie das müssen, hat ihre Arbeit so gestaltet zu sein, dass ihnen das Leben lebenswert bleibt. Anders gesagt: Dass sie in Würde leben können. Und da der Arbeitsmarkt nicht nur »das Arbeiten« beinhaltet, sondern auch die Arbeitslosigkeit und »das Arbeitsunfähigwerden«, ist es auch der Tag für Menschen, die nicht arbeiten und trotzdem Würde besitzen. Der Arbeiterbewegung ging es ja immer auch um die Absicherung von Menschen die nicht oder nicht mehr arbeiten können. Also um die Versorgung bei Arbeitslosigkeit, Krankheit und im Alter.
Es ist schon schade und vielleicht auch bezeichnend für unsere arbeitsteilige, arbeitswütige und arbeitsfixierte Gesellschaft, dass einer der obersten Gewerkschafter den Tag der Arbeit als einen Tag begeht, bei dem es um die Würde und des Respekt vor menschlicher Arbeit geht. Dass der »Kampftag der Arbeiterbewegung« ein Tag ist, an dem es um weitaus mehr, um die existenziellen Fragen von Menschen in allen Lebenslagen und nicht nur am Arbeitsplatz geht, verschwindet bei dieser Rhetorik Sommers fast völlig. Gewerkschaften sind doch nicht nur die Vertretungen arbeitender Menschen, sondern in gewisser Weise auch Sozialverbände. Insofern ist Kippings für viele schrullige Forderung nach Namensänderung schon verständlich.
Menschliche Arbeit ist nötig. Aber nichts, was Würde verleiht. Die haben Menschen jedoch von vorneherein. Ob mit oder ohne Arbeit. Ob arbeitsfähig oder nicht. Die Würde ist unveräußerlich und bedingungslos. Und genau diese Botschaft will dieser Kampftag eigentlich jedes Jahr neu betonen. Wenn das selbst Gewerkschafter nicht mehr richtig verstehen, dann sieht es auch weiterhin trist aus. Und ich rede jetzt nicht davon, dass Sommer sich weitestgehend zufrieden mit der Regierung zeigte. Auch das ist kein Benehmen für einen Kampftag. Aber das sind wir ja schon gewohnt.
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