Foto: Sandra Kaliga
Im Wahlkampf bleibt wenig Zeit, sich in Ruhe mit tieferen Fragen politischer Betätigung zu beschäftigen. Dies war beim von der LINKEN Basisorganisation Luise organisierten Roten Salon im Kavalierhaus in Pankow am vergangenen Freitag anders. Andrej Hermlin, Jazz- und Swingmusiker aus Pankow, und Heidi Knake-Werner, ehemalige Sozialsenatorin und heutige Vorsitzende der Volkssolidarität Berlin, veröffentlichten unlängst ihre Autobiografien und waren deshalb eingeladen, über ihr Leben zu erzählen. Heidi Knake-Werner musste allerdings krankheitsbedingt absagen, erfreulicherweise sprang ihr Ehemann Harald Werner ein, der, da die beiden seit 40 Jahren zusammen sind, auch viel über seine Frau erzählen konnte.Andrej Hermlin (li), Moderator Klaus Lederer (mitte) und Harald Werner Foto: Sandra Kaliga
Andrej Hermlin, geboren 1965, erzählte von seinem Werdegang, der als Sohn des bekannten Schriftstellers Stephan Hermlin eher untypisch für die meisten Bürgerinnen und Bürger der DDR war. Er konnte z.B. in den Westen reisen, was zu einem kritischen Blick auch auf die DDR führte. In der Schule, die später den Namen Carl von Ossietzky tragen würde, galt er bald als "politisch unzuverlässig". Dennoch fand er mit der 1989er Wende den Weg in die damalige PDS und setzt sich dafür ein, dass der damalige Geist des Aufbruches - wie der Bruch mit dem Stalinismus als System oder die Unvereinbarkeit des Antisemitismus mit linker Programmatik - gültig bleibt.Harald Werner, geboren 1943, erzählte sehr anschaulich, wie der Umbruch des Jahres 1989 seine Frau und ihn bewog, gerade wegen des Scheiterns des staatlich verordneten Sozialismus weiter politisch aktiv zu bleiben. Heidi Knake-Werner und er hatten, obwohl früher in der DKP aktiv, keine Illusionen über das System, das gerade auf der anderen Seite der Mauer zusammenbrach - und als West-Berliner hatte er keine Sympathien für die Mauer.
Ein interessanter, zum Nachdenken anregender Abend, und zwei Bücher, die lesenswert sind.
- Heidi Knake-Werner: "In roten Schuhen. Meine politischen Wege"
- Andrej Hermlin "My Way - Ein Leben zwischen den Welten"