Der rote Regenschirm

Heute gibt es mal wieder einen super langen Text! Enjoy :) (Videos kommen erstmal keine, weil mich die Technik grad nicht leiden mag!)
Der rote Regenschirm
Der feine Nieselregen benetzte hauchfein mein Haar als ich aus der Tür heraustrat. Es war kalt und ungemütlich und ich wünschte, dass ich mich so schnell wie möglich zurück in mein Bett verkriechen konnte. An sich mochte ich den Herbst, aber ich hasste den Regen. Ich versprach mir nach meinem kleinen Ausflug in die Stadt eine heiße Dusche, wenn nicht sogar ein wohltuendes Schaumbad. Bei dem Gedanken an das warme Nass musste ich leicht lächeln.
Ich holte meinen roten Regenschirm aus meiner geräumigen Handtasche und spannte ihn auf. Als ich den Weg in Richtung Einkaufszentrum einschlug, überlegte ich was ich noch alles besorgen konnte, damit sich der Einkauf auch wirklich lohnte. Im Grunde war mein Heißhunger auf ein warmes Brötchen mit Butter und hausgemachter Konfitüre mein einziges Verlangen. Für das Schaumbad später fehlten mir aber auch noch die Zutaten.
Es regnete immer heftiger und als es gerade anfing auch noch zu Donnern, war ich am Ziel meiner Reise. Rasch ging ich durch die große Eingangstür des Gebäudes und spürte die warme Luft auf meiner Haut, die aus den Lüftungsdüsen strömte. Ich klappte meinen Regenschirm zu und ließ ihn um mein Handgelenk baumeln, sodass ich eine Spur von Wassertropfen auf dem   Boden hinterließ. Meine Nase führte mich vorbei an all den Imbissbuden und Parfümerien zu meinem liebsten Bäcker in der zweiten Etage.
Ich bestellte mir einen Pfefferminztee und ein warmes Brötchen mit Butter und Heidelbeerkonfitüre und setzte mich an einen Tisch für Zwei im vorderen Teil des Ladens, sodass ich die vorbeigehenden Passanten beobachten konnte. Meine Tasche legte ich auf den Stuhl neben mir und den nassen Regenschirm auf den Boden, um nicht das Polster auf dem Stuhl mit Regenwasser zu durchtränken.
An diesem Tag waren nicht viele Menschen hier unterwegs und auch sonst passierte nichts interessantes, so dass ich letztendlich meine ungeteilte Aufmerksamkeit meinem Brötchen und dem Tee widmete.
Nach dem letzten Bissen und dem letzten Schluck stand ich auf, schüttelte ein paar Krümel von meinen Kleidern und verließ den Laden. Ich überlegte, wo ich als nächstes hingehen sollte, da es draußen noch immer heftig gewitterte und ich gerne darauf verzichten würde bei dem Wetter wieder nach Hause laufen zu müssen. Gerade als ich eine Drogerie ansteuerte, um mir Kerzen und Badeschaum zu besorgen, hielt mich jemand am rechten Arm fest. Ich drehte mich um und sah einen jungen Mann vor mir stehen, der mich frech angrinste. Seine hellblauen Augen strahlten mich regelrecht an. "Sie haben ihren Regenschirm auf dem Boden liegen lassen" sagte der fremde Mann zu mir. Ich schaute zunächst auf seine rechte Hand, die meinen Arm festhielt und dann zu seiner Linken, in der er meinen roten Schirm hielt. "Oh je, denn habe ich ja total vergessen. Vielen Dank!" Ich fragte mich wie blöd ich sein konnte, meinen Regenschirm bei dem Wetter einfach irgendwo liegen zu lassen. Als ich mit meiner rechten Hand nach dem Schirm greifen wollte, hielt der Mann sie jedoch immer noch fest umschlossen. Fragend schaute ich in seine wunderschönen Augen und fragte mich, wieso er mich nicht losließ. Einen Moment lang schwiegen wir uns an und ich nahm langsam seine ganze Gestalt war. Er war groß und seinem Griff nach zu urteilen auch nicht gerade schwach. Er trug sein dunkelblondes Haar etwas länger, so dass einige Strähnen in sein markantes Gesicht fielen.
"Tut mir leid, aber den bekommen sie nur wieder, wenn ich sie wiedersehe." - "Bitte, was?!" Ich schrie ihn mehr an als ihn höflich zu bitten. Darauf war ich nicht gefasst und der erste vernünftige Gedanken, denn ich zu Worten fassen konnte war daraufhin: "Aber draußen schüttet es wie aus Eimern!"
Der Mann grinste mich weiterhin frech an und hatte wohl Spaß an meiner ausweglosen Situation. Ich fragte mich, ob ich hier in der Halle des Einkaufszentrums einfach um Hilfe schreien sollte.
Gerade als ich beschloss mich mit Gewalt von seinem Griff zu befreien und in Richtung Damentoilette zu fliehen, die nur zwei Geschäfte weiter den Gang runter lag, ließ er mich endlich los. Ich umfasste meinen freigewordenen Arm mit meiner linken Hand und machte einen Schritt weg von diesem Typen.
Sein Grinsen verschwand aus seinem Gesicht und plötzlich sah er wie ein kleiner Junge aus, der voller Vorfreude und Spannung auf meine Antwort wartete. Ich schaute ihn weiterhin verdutzt an und wusste nicht, ob ich einfach gehen oder doch meinen Regenschirm zurückverlangen sollte. Immerhin konnte ich mir im nächsten Ramschladen einen neuen für zwei Euro kaufen.
"Ich finde sie sehr attraktiv und würde sie gerne kennen lernen. Ich bin übrigens Tom." Seine Stimme zitterte leicht und ich merkte, wie nervös er doch eigentlich war. Daraufhin konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich fühlte mich geschmeichelt, obwohl dieser Mann mir vor wenigen Sekunden noch eine Heidenangst eingejagt hatte. Was sollte ich nun tun?
Wir schauten uns tief in die Augen. Diese unfassbar mitreisenden schönen Augen. Auch ich wollte ihn kennen lernen, dennoch hatte ich Hemmungen. Immerhin habe ich eben in Erwägung gezogen ihm im Fall der Fälle zwischen die Beine zu treten.
"Ich gebe ihnen mal meine Nummer und dann können sie es sich ja in Ruhe überlegen. Dennoch würde ich gerne wissen wie sie heißen?" Er zog seinen Geldbeutel aus seiner Gesäßtasche, öffnete sie, zog eine Visitenkarte zwischen den unzähligen Scheckkartenfächern hervor und reichte sie mir. Ich schaute darauf:
Tom Jacob. Immobilienmakler.
Als mein Blick wieder nach oben zu Toms Gesicht wanderte, schaute er mich wieder mit einem fragenden Blick an.
"Ich... ich werde es mir überlegen." Das würde ich in der Tat tun.
Sein Blick veränderte sich nicht. Worauf wartete er denn?
Um nicht einfach wie angewurzelt vor ihm zu stehen, kramte ich meinen Geldbeutel aus meiner Tasche und steckte Toms Visitenkarte in das letzte freie Scheckkartenfach, welches sich im letzten Winkel meines Geldbeutels befand. Würde ich ihn jemals anrufen?
Wieder schaute ich ihn an. Immer noch der gleiche Blick.
Mein Blick wanderte nach unten. Da bemerkte ich, dass er meinen Regenschirm noch immer in seiner linken Hand hielt. "Ach, mein Regenschirm! Geben sie ihn mir bitte?" Ich wollte nach ihm greifen, doch Toms Hand wich zurück. "Ihren Namen wollte ich noch wissen." Bei dieser Aussage grinste er mich wieder frech an. Diese Bitte von ihm hatte ich total ignoriert.
"Ach, ja. Ich heiße Viktoria." Wieder wollte ich nach dem Regenschirm fassen, doch Tom drehte sich um und ging zwei oder drei Schritte. Dann drehte er sich wieder zu mir, mit dem Regenschirm über seinem Kopf wedelnd  sagte er mit einem neckischen Unterton:
"Tut mir leid, Viktoria, aber den bekommen sie nur wieder, wenn wir uns wiedersehen!"
Da drehte er sich wieder um und verschwand in den Menschen, die ihren Einkäufen nachgingen.
Der rote Regenschirm

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