Der Riesenstreit der Vorhänge

Vorhänge

In dem kleinen Häuschen am Waldrand herrschte an jenem Frühlingstag Tumult. Es begann eigentlich ganz friedlich damit, dass die alte Frau Rainer, die dort zuhause war, ihre Vorhänge gewaschen hat. Ja diese Vorhänge hatten schon lange eine gründliche Wäsche nötig, denn der Staub von ganzen fünf Jahren liessen sie recht grau erscheinen, und jetzt leuchteten sie wirklich wieder herrlich an der Wäscheleine. Aber nicht mehr lange, denn hört, was jetzt passierte.

Der eine von den beiden Schlafzimmerfenstervorhängen sagte: „Also ich finde, in der neuen Runde sollte ich mit meinem ehrenwerten Kollegen vorne am Wohnzimmerfenster hängen, denn fünf Jahre lang waren wir an einem hinteren Fenster zum Waldrand.“ Das sahen aber die beiden Wohnzimmervorhänge ganz anders: „Lieber Schlafzimmervorhang, das siehst du ganz falsch. Wir sind die geborenen Wohnzimmerfenstervorhänge, wir passen genau auf dieses Fenster und da gibt es beileibe nichts zu maulen. Wir bleiben, wo wir sind.“

Nun, schon dieser Ton ärgerte die andern Vorhänge. Das Häuschen hatte nämlich fünf Fenster mit insgesamt zehn Vorhängen. Immer zwei an jedem Fenster, einer links und einer rechts. Der eine Badezimmerfenstervorhang war schon immer etwas vorlaut und er schrie: „Das würde euch so passen, ihr seid wohl die Vorhänge und wir die Nachhänge, was? Ich bin auch fürs Wechseln.“ Und der andere Badezimmerfenstervorhang war etwas frech, er nahm einen Tannzapfen und warf ihn mitten in den Wohnzimmerfenstervorhang. Dieser aber nicht faul, nahm einen Grasbüschel und warf zurück, verfehlte aber den Badezimmerfenstervorhang, und der Grasbüschel fiel in eine kleine Pfütze und der Schmutz spritzte hoch, direkt in den stillen Nähzimmerfenstervorhang. Der fing natürlich laut an zu heulen. Und dann ging es los!

Die Vorhänge begannen laut schreiend Dreckklumpen und Rindenstückchen, Blätter und Staub aufeinander zu werfen, und als zwei Vorhänge den Wäschekorb packten, um ihn zu werfen, sprang natürlich Mauzi, Frau Rainers Kätzchen, das dort drinnen geschlummert hatte, auf, und rannte entsetzt in das Haus. Dort war Frau Rainer am Marmeladekochen, aber dass Mauzi so verstört herein kam, erstaunte sie, und so ging sie ans Fenster, um mal nachzuschauen, was da los war: Und sie sah einen Riesentumult, zehn Vorhänge in wildem Gemenge, einer dreckiger als der andere!

Frau Rainer rannte natürlich raus und versuchte, die Streithähne auseinander zu kriegen. Als dann Ruhe einkehrte, wurden alle Vorhänge etwas verlegen – es wurde ihnen bewusst, dass sie etwas falsch gemacht hatten. Aber vorne hängen – das wollten immer noch alle. „Das ist mir wirklich noch nie passiert, “ brummte Frau Rainer „dann wasche ich euch halt nochmals.“

Brav hielten alle Vorhänge hin, als sie nochmals gewaschen wurden. Beim Aufhängen sagte ihnen Frau Rainer: „Also hört mal, ich habe mir das Ganze überlegt. Wenn ihr jetzt keinen Streit macht, dann dürft ihr alle am Wohnzimmerfenster hängen.“ Also hingen die zehn Vorhänge ganz still an der Sonne, bis sie am späten Nachmittag dann trocken waren.

Am nächsten Tag hängte Frau Rainer alle Vorhänge vor dem Wohnzimmerfenster auf. Das war ein dicker Bausch von Tüchern, kaum mehr zu bewegen, und viel Licht kam auch nicht mehr rein. So hingen sie alle dicht übereinander am Fenster. Aber noch vor dem nächsten Samstag baten die Vorhänge Frau Rainer, das wieder zu ändern. „Wir haben es uns überlegt. Wir wollen doch wieder jeder in seinem Zimmer sein. Denn jeder ist ja eigentlich genau für sein Fenster genäht worden, und wir vermissen unsere eigenen Zimmer.“ Und auch die Wohnzimmerfenstervorhänge waren keine Aufschneider mehr. So kam es, dass sie alle wieder zufrieden und sauber vor ihrem jeweiligen Fensterchen Dienst taten.


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