Dreiecksbeziehungen oder Beziehungen mit noch mehr verschiedenen Partnern sind in der Schweiz vor allem Männerfantasien, in der Realität aber verpönt. Nur gerade 19% der erwachsenen Schweizer Bevölkerung können sich vorstellen, in einer solchen „polyamoren“ Beziehung zu leben, und die Zahl jener, die dies tatsächlich tun, liegt bei gerade einmal 3%. Dies zeigt eine neue repräsentative Umfrage der führenden Online-Partneragentur PARSHIP.ch bei insgesamt 1’000 Schweizerinnen und Schweizern im Alter zwischen 18 und 69 Jahren. Männer stehen solchen Beziehungsmodellen generell positiver gegenüber als Frauen, und regional betrachtet finden sie am ehesten in Zürich und der Westschweiz Befürworter.
Polyamore Beziehungen, also offen gelebte Partnerschaften mit mehr als einem Partner, waren in letzter Zeit in den Medien oft ein Thema, spiegeln aber in keinster Weise den Beziehungsalltag von Herr und Frau Schweizer wider. Auch wenn sich 29% der befragten Männer durchaus offen gelebte Mehrfach-Beziehungen vorstellen könnten, stehen diesen Gedankenspielen nur 9% der Frauen offen gegenüber. Dass es tatsächlich nur Gedankenspiele sind, zeigt die Tatsache, dass lediglich 3% der Befragten in polyamoren Beziehungen leben. 67% der Männer und 88% der Frauen lehnen Mehrfach-Partnerschaften kategorisch ab.
Parship-Psychologin Barbara Beckenbauer sieht das Problem von polyamoren Beziehungen vor allem auf der emotionalen Ebene: „Es gibt sicher Menschen, die gleichzeitig mehr als einen Menschen lieben können und bereit sind, dies auch ihrem Partner zuzugestehen. Nur dann kann so ein Beziehungsmodell funktionieren. Doch die grosse Mehrheit wünscht sich nur einen Partner, mit dem man die Alltagsprobleme bewältigen und zu dem man ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl aufbauen kann.“
Tatsächlich zeigt die Umfrage, dass die Mehrheit der Befragten in einer Beziehung besonders Wert auf Vertrauen (Männer 65%, Frauen 77%), Treue (Männer 51%, Frauen 68%) und gleiche Werte (je 29%) legen. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist aber auch, dass Männer in der Beziehung grösseren Wert auf die Sexualität (40%) legen als Frauen (21%).
Dies könnte mitunter eine Erklärung dafür sein, dass sich fast ein Drittel der befragten Männer eine polyamore Beziehung vorstellen kann. Barbara Beckenbauer gibt aber zu bedenken: „Für viele Männer mag der Gedanke im ersten Moment verlockend sein, mehr als eine Partnerin zu haben und diese Partnerschaften auch offen leben zu können. Doch es ist fraglich, ob sie dies ebenso aufgeschlossen sehen würden, wenn nicht sie, sondern ihre Partnerin mehr als eine Beziehung unterhalten würde und sie ihre Liebe teilen müssten.“
Auch regional stösst die Umfrage nach polyamoren Beziehungen auf unterschiedlichen Respons: Am offensten für Mehrfach-Beziehungen zeigen sich Züricher und Westschweizer (je rund 22%), am wenigsten Zustimmung findet man bei den Nordwestschweizern (13%) und Mittelländern (15%).
Eifersucht und Kinder sind grösstes Hindernis für polyamore Beziehungen
Gefragt nach Vor- und Nachteilen von polyamoren Beziehungen sehen die Meisten vor allem die Nachteile: So glauben 42% der Männer und 53% der Frauen, dass es trotz Zustimmung aller Beteiligten schwer sein dürfte, die Eifersucht zu unterdrücken. Beide Geschlechter sind sich einig, dass spätestens bei der Familienplanung oder wenn Kinder im Spiel sind diese Beziehungsform nicht mehr vertretbar wäre (46%). Auch glauben beide, dass sich mit der Zeit einer der Partner vernachlässigt (41%) oder sogar minderwertig (38%) fühlen könnte. Vor allem Frauen (40%) finden, dass es in einer Partnerschaft nur Platz für zwei Menschen hat (Männer 30%) und dass jemand in eine solche Beziehungsform nur deshalb einwilligen könnte, um den anderen Partner nicht ganz zu verlieren (Frauen 40%, Männer 25%). 62% der Frauen und 42% der Männer können in polyamoren Beziehungen gar keine Vorteile erkennen.
Diejenigen, die diese Beziehungsform sachlicher betrachten, sehen die Vorteile darin, dass man die Sexualität offener ausleben kann (Männer 32%, Frauen 17%) und das Sexualleben in der Partnerschaft dadurch länger spannend bleibt (Männer 27%, Frauen 10%). Einige glauben auch, dass ein Partner allein kaum allen Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht werden kann. Durch einen weiteren Partner könnte man demzufolge die eigenen Bedürfnisse besser abdecken (Männer 19%, Frauen 15%) und gleichzeitig den eigenen Partner weniger unter Druck setzen, etwas in die Partnerschaft einzubringen, was er oder sie nicht bieten kann oder will.
Quelle: parship.ch