Der Pflastermaler
Heute werde ich einmal wieder die Sammlung Ecce Homo füllen, denn sie passt nicht nur vom Titel her gut in die Karwoche.
“Ecce Homo” sagte laut dem Johannesevangelium der römische Statthalter Pontius Pilatus zu den jüdischen Mützenträgern, als sie ihm den gefolterten Jesus von Nazareth zur Verurteilung brachten.
“Siehe, der Mensch!” sagte er zu dem aufgewühlten Mob. “Der da ist ein Mensch, wie alle anderen auch. Er hat gelitten, aber er hat dennoch seine Würde. Warum sollte man ihn verurteilen?”
Aber diesen spinnerten Aufrührer mit seinen Fischerfreunden vom See Genezareth wollte man lieber loswerden.
Der Pflastermaler auf diesem Foto, dem das Leben schon so manche Kerbe ins Gesicht geschnitzt hat, ist wahrscheinlich arm, auf jeden Fall schmutzig und lebt anscheinend davon, die Domplatte am Kölner Dom mit großflächigen Malereien zu verzieren.
Er ist vielleicht nicht mit seinem Motiv Albert Einstein zu vergleichen.
Aber auf jeden Fall ist er ein Mensch.
Ein Mensch, der gelitten hat, dem aber trotzdem seine Würde bleibt.
Wir anderen, die vorbei gehen, sein Bild betrachten und ihm vielleicht ein paar Münzen in die Mütze schmeißen, können glücklich sein, wenn wir ein komfortableres, auskömmlicheres Leben haben, als er.
Ein Absturz kann heutzutage schnell geschehen.
Und dann kann man wirklich von Glück reden, wenn man weingstens auf dem Pflaster großflächige Bilder malen kann.
Foto: Der Pflastermaler ©Traumalbum.de
Text: Der Pflastermaler ©Traumalbum.de