Ich freue mich sehr, dass sich heute mal wieder der Papa zu Wort meldet und beschreibt die letzten vier Wochen, in denen er mit uns den ganz normalen Wahnsinn verbracht hat, weil er Elternzeit hatte. Lest selbst:
Am kommenden Montag, dem 1. Juni, beginnt für mich wieder der Arbeitsalltag. Gleichzeit endet für mich der erste von zwei Monaten Elternzeit. Ich muss dazu sagen: Es ist bereits mein dritter Monat Elternzeit, da ich bereits für Tochter 1.0 zwei Monate Elternzeit “genossen” habe. Die Betreiberin dieses Blogs bat mich nun meine Meinungen und Ansichten zu diesem Monat Elternzeit in Form eines Gastbeitrags niederzuschreiben.
Mein erster Gedanke ging in die Richtung eines zwei-Wort Beitrags: Nie wieder. Das erschien mir aber ein wenig hart und den letzten vier Wochen nicht angemessen. Also muss ich ein wenig ausholen.
Elternzeit sind nicht einfach vier Wochen schlecht bezahlter Urlaub. Elternzeit sind vier Wochen schlecht bezahlter Urlaub, der zudem mit einer ordentlichen Ladung innerer Zerrissenheit garniert ist. Nimmst du die Elternzeit in Anspruch, dann bist du für die Gesellschaft der moderne Vater. Für die Kollegen und den Arbeitgeber aber möglicherweise der Nestbeschmutzer. Willst du es Letzteren Recht machen, dann bist du in den Augen der Gesellschaft ein Rabenvater (gibt es das Wort überhaupt?). Man enttäuscht also in jedem Fall eine der beiden Parteien. Das wäre halb so wild, würde einen die dritte Partei, der Staat, nicht auch noch über den Tisch ziehen. Der hat es zwar gut gemeint, auch das mit der Bezahlung, aber so im Detail ist das irgendwie Murks: Bürokratie, man kommt sich an jeder Stelle vor wie ein Bittsteller usw. Also Elternzeit.
Über mein Vorhaben habe ich meinen Arbeitgeber frühzeitig informiert. Wir kannten das Prozedere von Tochter 1.0. Aus bestimmten betriebsinternen Gründen war die Zeit vor der Elternzeit sehr durchgeplant. Gott sei Dank hat sich Tochter 2.0 an den Plan gehalten und ist am 1. Mai auf die Welt gekommen. Drei Wochen vorher hätten mir doch sehr die Tour versaut. Gut, Tochter 2.0 war da, Vater hatte also ab dem 1. Mai Elternzeit.
Was waren meine Erwartungen an die Elternzeit? Es gab keine. Warum auch? Wenn es sowas wie eine Erwartungshaltung gab, dann die, dass die vier Wochen ohne Katastrophen über die Bühne gehen, wir uns alle gemeinsam einleben und alle einen entspannten Start in das Familienleben zu viert haben. Den Start in das Familienleben zu viert kann man durchaus als “entspannt” bezeichnen. Ich habe von anderen Familien gehört, wo mit dem Familienzuwachs mehr Leben in der Bude war. Tochter 1.0 verhält sich vorbildlich. Tochter 2.0 ist auch ziemlich pflegeleicht. Ihr Leben ist noch ein wenig einseitig und besteht mehrheitlich aus gestillt werden und schlafen. Mir fiel in den letzten vier Wochen mehrheitlich die Aufgabe zu Tochter 1.0 zu bespaßen. Also habe ich die Aktivitäten übernommen, zu der sie sonst die Mama begleitet hat (Kinderturnen, Musikgarten, Schwimmen etc.). Dazu kommen etliche Nachmittage auf Kinderspielplätzen
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und im neu erstandenen Garten. Eine schöne Zeit. Es hat auch gezeigt, dass Kinderbetreuung nicht mal “so eben” ist. Beispielsweise bedeutet eine Stunde Kinderturnen 2 km (Anm. d. Red: gut, dass die Smartphone-App immer mitläuft ;-) )durch eine Turnhalle zu laufen, ein 12 kg Kind zu heben, umzuziehen etc.
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Mit einem Kleinkind im Haus muss man sich den Haushalt neu aufteilen. Ich kann nicht stillen. Stillt meine Frau gerade, dann muss ich den Rest machen: Hinter Tocher 1.0 herrennen, zur Tür, zum Telefon, Mittagessen kochen, zur Waschmaschine laufen, etc. Klar, das muss ab Montag auch ohne mich funktionieren. Wird es auch. Aber es ist einfacher, die neuen Abläufe zu zweit zu üben und zu schauen, wie man Tochter 1.0 mit einbinden kann (was auch mit fast zweieinhalb Jahren schon sehr gut funktioniert).
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Was war an der Elternzeit besonders toll? Hey, ich habe die Nacht mit drei Frauen verbracht! Und was war besonders schlecht? Ich habe mit drei anderen das Bett geteilt. Die Nächte waren i.d.R. zwischen 7 und 8 vorbei. Ausschlafen war nicht. Dafür waren die Nächste i.d.R. ruhig. Also kein stundenlanges durch die Wohnung laufen und auf den Rülpser warten. Blieb denn da noch Zeit für andere Dinge? Och… ich habe vielleicht nicht so viel gebloggt wie gedacht. Aber ich habe zwei Zertifizierungsprüfungen ablegen können, wir (also eher meine Frau…) haben uns einen Kleingarten angeschafft, wir waren bei der Familie, immer mal wieder Twitter und das eine oder andere Mal konnte ich in mein geschäftliches Postfach schauen. Die Wohnung sieht auch nach Wohnung aus. Ach und joggen konnte ich auch ab und an.
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Würde ich wieder Elternzeit nehmen? Nächstes Jahr steht noch ein Monat auf dem Programm. Danach ist das Thema Elternzeit eh abgehakt. Nachwuchs 3.0 ist nicht auf der Roadmap. Ansonsten finde ich das Modell Elternzeit mittlerweile verbesserungsbedürftig. So wie das Thema Work-Life Balance generell. Aber das ist ein anderes Thema.
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Vielen Dank, lieber Ehemann und Vater der Beiden, für diesen Artikel und Deine Sicht auf den letzten Monat. Für mich warst und bist Du eine Große Hilfe und für die Kinder ein toller und liebevoller Papa. Wir freuen uns schon auf den letzten Monat Elternzeit im nächsten Jahr.
Und wie war es bei Euch, liebe Papas? Wie habt Ihr die Elternzeit erlebt? Oder war es nicht möglich, Elternzeit zu nehmen, obwohl ihr gerne hättet? Oder habt Ihr lieber Urlaub genommen? Und an die Mamas? Waren Euch die Papas eine Hilfe oder bedeutete es zusätzlichen Organisationsaufwand? Ich freue mich auf Eure Kommentare.
Eure Mami Renate
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