Die CIA kämpft nicht gegen Drogen, sondern mit Drogen gegen den Rest der Welt. 93 Prozent aller Herointoten weltweit gehen auf ihr Konto
Im Jahre 2000 tat Mullah Mohammes Omar etwas Vernünftiges. Er verbot den Mohnanbau in dem von ihm regierten Afghanistan so gut wie vollständig. Niemand hatte mit einem solchen Schritt gerechnet, doch Mullah Omar war schwer zu durchschauen. Seit er im Krieg gegen die russische Besatzungsmacht sein rechtes Auge verloren hatte, pflegte er sich zusehends vom öffentlichen Parkett zurückzuziehen. Persönliche Auslandskontakte hatte er allenfalls noch zu Osama Bin Laden, dessen Tochter er geheiratet hatte. Ein hagerer, scheuer Mann Mitte fünfzig, mit angegrautem Vollbart und einem verschlossenen, trotzig wirkenden Zug um die Mundwinkel. Er galt als wortkarg und ungesellig, war jedoch vor allem eines, zutiefst religiös. In einer der typischen, nahe der afghanisch- pakistanischen Grenze gelegenen Madrasse, wie die dortigen Koranschulen heißen, hatte er den Koran studiert und später eine eigene Schule eröffnet, die bis heute existiert. Als Anführer der Taliban trug er den Titel Amir al-Mu’minin, was soviel heißt wie ‘Führer der Gläubigen’. Harte Drogen wie Heroin waren mit seinem religiösen Weltbild unvereinbar.
Seine größten Gegner im Lande waren demnach die Drogenbarone, seinerzeit aufgebaut von der CIA, um junge Männer aus der Landwirtschaft abziehen zu können. Diese sollten dann dem Widerstand gegen die sowjetische Besatzung zugeführt werden. Um die fehlende Arbeitskraft in der Landwirtschaft zu kompensieren, waren die afghanischen Bauern dazu gezwungen, auf den weniger arbeitsintensiven und zugleich lukrativeren Mohnanbau umzusteigen. Der CIA war dies durchaus recht. Ersparte es den USA doch schließlich, den Widerstand der Mudschahedin selbst finanzieren zu müssen. Dieser trug sich nun durch die vielen Narkodollars selbst. Das hatte reiche und mächtige Drogenlords hervorgebracht, die wenig Interesse daran hatten, einem Anbauverbot zuzustimmen. Erst im Jahre 2000, vier Jahre nach seiner Machtübernahme durch die Taliban, war seine Organisation groß und mächtig genug, landesweit ein generelles Opiumverbot durchzusetzen. Es sollte nicht lange halten.
Nur drei Wochen, nachdem die Twin Towers und WTC 7 unter ominösen Umständen zu Staub zerfallen waren, rückten in den frühen Morgenstunden des 07. Oktobers 2001 amerikanische, britische und kanadische Truppen gegen eine militärisch hoffnungslos unterlegene Taliban vor. Mit der Operation ‘Enduring Freedom’, die dem afghanischen Volk alles andere als dauerhafte Freiheit bringen sollte, rückten zugleich zahlreiche Geheimdienstexperten der CIA in das unterworfene Land vor. Ihr Auftrag, unterwandern und auskundschaften des afghanischen Widerstandes, der gezwungenermaßen die Rolle einer Guerilla angenommen hatte. Asymetrische Kriegsführung gegen einen unsichtbaren Gegner aus dem Hinterhalt hatte die US- Army bereits einmal den Hals gekostet, damals in Vietnam. Dem galt es diesmal vorzubeugen. Ein weiteres Ziel war die Wiederbelebung des Opiumanbaus. Seither hatte sich das Gesicht des internationalen Drogenmarktes erheblich verändert.
Als George Tenet am 03. Juni 204 seinen Rücktritt einreichte, schien er äußerlich gelassen, gab private Gründe für seine Entscheidung an. Innerlich jedoch kochte er. Den Grund für seine Empörung gab er erst drei Jahre später am 29. April 2007 in einem CBS- Fernsehinterview bekannt. Seine Vorwürfe gegen das Weiße Haus wogen schwer. Die vielen Berichte über Massenvernichtungwaffen im Irak hatten sich als faustdicke Lüge entpuppt. Damals war er noch überzeugt gewesen von ihrer Echtheit, hatte sie sogar dem Präsidenten persönlich präsentiert. Als dieser ihn fragte, ob dies alles an Beweisen sei, hatte er geantwortet: „It’s a slam dunk.“ Ein Begriff aus dem Basketball, wenn der Ball aus dem Sprung von oben in den Korb gepfeffert wird. Ein todsichere Sache also. Diese Äußerung von ihm, völlig aus deren Zusammenhang gerissen, hatte Bush benutzt, um einen ungerechtfertigten Krieg gegen den Irak anzuzetteln. Er fühlte seinen guten Namen missbraucht und beschmutzt. Der amerikanische Journalist Bob Woodwards hatte in seinem Buch ‘Plan of Attack’ bereits früher auf diesen Betrug hingewiesen. Als der Schwindel dann so endgültig aufgeflogen war, dass sich sogar der damals amtierende Verteidigungsminister Colin Powell vor aller Öffentlichkeit entschuldigen musste, hatte das Weiße Haus ihn fallen lassen und kalt gestellt. Dies war ihm der Grund genug, seinem Posten den Rücken zuzukehren.
George Tenet war bestimmt nicht zimperlich. In den sieben Jahren seiner Amtszeit als CIA- Direktor hatte er selbst an einigen Sauereien mitgewirkt. Seine eigenen Leute nannten die CIA spöttisch ‘Criminal Inventions Agency’. Er hatte sich eingerichtet in seinem Leben und gemeinsam mit seiner Frau Stephanie einen Sohn großgezogen. Er wusste also auch, wie frische Windeln rochen. Seine buschigen Augenbrauen und sein markantes Kinn, Zeugen seiner griechisch- albanische Abstammung, hatte er ihm vererbt. Nun war er zum ersten mal besorgt um ihn und das aus gutem Grund, denn der Grund war er selbst. Er war es gewesen, der seine Agenten in Afghanistan damit beauftragt hatte, gemeinsam mit den Soldaten für den Schutz der Mohnfelder zu sorgen und die Anbauflächen nach Möglichkeit zu erweitern. Diese waren ihrem Auftrag nachgekommen und hatten die Feldflächen bis 2007 bereits von 7.500 Hektar auf 193.000 Hektar vergrößert. Seither hatte sich die Produktion von Opium, die unter den Taliban fast vollständig zum Erliegen gekommen war, von 185 Tonnen im Jahr auf jährliche 8500 Tonnen mehr als vervierzigfacht. Offenbar waren dabei großen Mengen Dünger eingesetzt worden, denn die gesamten Anbauflächen hatten sich im selben Zeitraum lediglich verzwanzigfacht. Der Ertrag pro Mohnfeld musste sich also seit der Intervention verdoppelt haben. Das Geschäft war riesig. Während die afghanischen Bauern sich mit 300 Dollar pro Kilogramm begnügten, kassierten die Großhändler dafür bereits 10.000 Dollar. Der jährliche Reingewinn lag bei mhr als einer Billion Dollar. Wiegesagt, ein lohnendes Geschäft.
Um das Rohopium zu verarbeiten, waren Dutzende von Heroinfabriken in Afghanistan errichtet worden. Ganze Wagenkolonnen transportierten das Heroin anschließend in Geländefahrzeugen und unter strickter Bewachung der US- Army über Usbekistan gen Westen. Seither steckte vor allem Russland in Schwierigkeiten. Da das Heroin durch löchrige Grenzen von Usbekistan auch in großen Mengen über Kasachstan nach Russland gelangte, waren dort die Todeszahlen durch Heroin sprunghaft in die Höhe geschnellt. Seit 2001 hatte Russland mehr als eine Million Drogentote zu beklagen. Erst im Dezember 2010 hatte der Direktor der russischen Drogenkontrollbehörde Victor Iwanow die Zahl von 10.000 Drogentoten für das selbige Jahr verkündet und sprach dabei von einer „apokalyptischen Dimension.“ Jährlich waren durchschnittlich fünf Millionen Menschen in Russland, wenn noch nicht tot, so doch heroinabhängig. Dies schuf enorme soziale und gesellschaftliche Probleme in seinem Land. Daher hatte er wiederholt von der NATO die Vernichtung der Drogenfelder gefordert. Diese hatte ihn mehr oder weniger ausgelacht.
Viktor Iwanow war selbst kein Unschuldslamm. Der streng blickende Mittsechziger mit dem weisgrauen Oberlippenbart und den dunklen, vollen Augenbrauen, hatte seine Laufbahn 1977 beim KGB begonnen. Zuvor hatte er Elektrotechnik in Petersburg studiert. Wissen, welches ihm nun in seiner neuen Karriere zugute kam. Er hatte einige schmutzige Sachen mitgedreht. Ein Jahr lang hatte er in Afghanistan gegen die Mudschahedin gekämpft und wusste, wie Blut aussah. Als eine seiner Geldquellen, der Möbelimporteur 3Kita bei der Steuerfahndung unter Verdacht geriet, hatte er kurzerhand dafür gesorgt, dass die ermittelnden Beamten entlassen worden waren. Daneben hatte er sich eingerichtet in seinem Leben und gemeinsam mit seiner Frau einen Sohn großgezogen. Er wusste also auch, wie frische Windeln rochen. Nun war er zutiefst besorgt um ihn und das aus gutem Grund. Denn was die US- Army da in Afghanistan und seinem Land anrichtete, war so ungeheuerlich, dass selbst der russische Außenminister Sergei Lawrow sich zu der Bemerkung hatte hinreißen lassen, die US- Army benähme sich schlimmer, als seinerzeit die Wehrmacht. Dem konnte er nur zustimmen.
Er überlegte, welche der beiden Antworten der NATO an ihn die zynischere gewesen sein mochte. Von Seiten der CIA- Administration hatte es geheißen, „Wir haben Verständnis für Ihre Sorgen, müssen jedoch auch an die afghanischen Bauern denken, deren Lebensunterhalt sich nun einmal aus dem Betrieb der Mohnfelder speist.“ Die zweite erfolgte Jahre später durch den amerikanischen Spitzendiplomaten Richard Holbrook und war weniger heuchlerisch, jedoch provokanter: „Unser Interesse richtet sich nicht auf die Mohnfelder, sondern auf die Taliban.“ Er hatte dem Kerl die Pest an den Hals gewünscht. Offenbar mit Erfolg, denn nicht lange darauf, im Dezember 2010, war der amerikanische Politiker, Publizist und Zeitungsverleger an einem Aortenaneurisma, einem Riss der Hauptschlagader, verstorben. Dennoch wurde es allerhöchste Zeit, konkrete Maßnahem einzuleiten. Daher hatte er gemeinsam mit der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) beschlossen, bei internationalen Gerichten zahlreiche Klagen ggen die NATO einzureichen wegen der Verschlechterung der Lage durch Drogenanbau- und Handel. Neben Russland würden auch China, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan klagen. Dass dies nicht viel nützen würde, war ihm klar. Es war jedoch notwendig, ein Zeichen zu setzen und wenn es ihm dabei gelänge, dem Heiligenschein der NATO- Staaten ein paar gehörige Kratzer zuzufügen, sollte ihm das nur recht sein.
Nicht nur er war um seinen Sohn besorgt, sondern auch George Tenet. Die unzähligen Tonnen an Heroin waren nicht samt und sonders in Asien und Europa hängen geblieben, sondern hatten ihren Weg auch über den Pazifik nach Amerika gefunden. Gab es in den Staaten im Jahr 2000 noch 17.000 Drogentote, so war die Zahl 2008 bereits auf 36.450 Fälle angestiegen. Seither kletterte sie ständig weiter nach oben. 1,2 Millionen vergebliche Notaufnahmen durch Drogenmissbrauch waren allein im Jahr 2009 registriert worden. Die Patienten waren dennoch verstorben. Gegenüber dem Jahr 2004 entsprach dies einer Steigerung von 98,4 Prozent, die HIV- und Hepatitisopfer nicht mitgerechnet. Eine weitere Million Süchtiger hatten 2009 mehr Glück in der Notaufnahme und verließen diese lebend.
Insgesamt kontrollieren die USA- und damit die CIA, 93 Prozent des weltweiten Opiumhandels. Im Kokainhandel haben ebenfalls die führende Position inne und somit auch im Crackhandel. Bereits im Jahre 1978 untersuchte die CIA gemeinsam mit dem britischen MI6 die Auswirkungen einer Kokainpaste namens Basuco, die von Einheimischen Südamerikas geraucht wurde. Da das Suchtpotential erkennbar größer war, als das von reinem Kokain, erschufen sie in ihren Laboren nach der Basuco-Formel eine neue Droge, genannt Crack. Anschließend überfluteten sie damit vor allem die USA und Großbritannien. Unter den Augen Bill Clintons, der zu dieser Zeit Gouverneur von Arkansas war, flossen jeden Monat rund 100 Millionen Cocadollars durch den Flughafen von Mena- 1975 ausführlich beschrieben in dem Buch ‘Compromise and Dope Inc’ von Lewis DuPont. Als der bekannte amerikanische Mafiaboss John Gotti im Rahmen einer Gerichtsverhandlung direkt gefragt wurde, ob er am Rauschgifthandel beteiligt sei, antwortete er wahrheitsgemäß: „Nein, wir können nicht mit der Regierung konkurrieren”.
Quellennachweis und weiterführende Links:
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