Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich mir einen eReader anschaffen soll. Die ersten Geräte waren mir zu teuer und ich war mir nicht so sicher, ob es das wirklich braucht. In meinem Haushalt gibt es noch ein iPad, welches von mir nicht genutzt wird. Darauf kann man ja prinzipiell auch Bücher lesen, hat eine Hintergrundbeleuchtung etc. Ich habe mir den Kindle schon mal angesehen und waren immer schon beeindruckt von der Darstellung der Schrift. Ich lese ja auch viel, aber ich habe auch gerne ein Buch in der Hand. Warum muss es jetzt also ein Kindle sein?
Mein Interesse wurde durch diesen Artikel bei Spiegel online geweckt. Auch wenn mich der Titel: “Duell der Billig-E-Reader” erstmal ein wenig abgeschreckt hat. Ich bin doch nicht billig! Also, nicht offiziell. Aber prinzipiell bin ich ja impulsiv und muss immer alles haben, was man mir nur vor die Nase hält (vor allem, wenn es mit den Worten Yoga, Bio oder Herbstkollektion versehen ist, das war hier jetzt nicht der Fall, aber man ist ja flexibel), daher hatte auch der “Billig-Kindle” eine Chance bei mir. Was ist daran jetzt billig?
Das gute Stück kostet 99 Euro. Damit ist er ein gutes Stück billiger als der Vorgänger. Außerdem fehlt die Tastatur. Das macht ihn kleiner. Der Speicher ist auf 1,25 GB begrenzt worden (statt 2,5 GB), was aber, glaube ich, überhaupt keinen Unterschied macht. Man kann immer noch schier endlos Bücher darauf speichern, nämlich ganze 1400. Die musste erstmal gelesen haben. Das fehlende Keyboard finde ich jetzt auch nicht so schlimm. Die Eingabe z.B. des Passworts für WLAN ist damit zwar etwas aufwendiger, aber für viel mehr braucht man das Keyboard ja auch nicht. Von daher verzichte ich lieber zugunsten der Platzersparnis auf die Tastatur. Überhaupt, im Gegensatz zum Vorgänger ist das gute Stück sowieso nur WLAN fähig und hat nicht mehr die 3G-Variante. Das stört mich jetzt nicht so, ich muss ja nicht unbedingt in Nicaragua mir Bücher runterladen, das kann ich dann auch vorher machen. Das finde ich übrigens über den Kindle umständlich, da gehe ich lieber per Laptop bei Amazon rein und suche mir in Farbe meine Bücher aus. Die werden dann problemlos und innerhalb weniger Sekunden auf den Kindle übertragen.
Jetzt zu “meinem” Kindle. Was mir auffiel, war schon mal die Tatsache, dass ich noch nie irgendetwas so schnell geliefert bekommen habe. Am Donnerstag um 17 Uhr fiel die Entscheidung, das gute Stück zu kaufen, am Freitag um 12 Uhr wurde es geliefert. Das nenne ich prompt. Es ist auch echtes plug & play. Hab es angemacht, mein WLAN-Password eingegeben und das gute Stück wusste, wer ich bin und was ich jetzt vielleicht lesen möchte. Jemand, der datenschutzrechtlich etwas sensibel ist, mag damit ein Problem habe. Wenn der Kindle “versehentlich” vom Laster fällt, hat derjenige, der ihn aktiviert, auch gleich Zugriff auf Euer Amazon-Konto. Ansonsten war die Bedienung und Einrichtung, wie gesagt, sehr einfach. Und schnell hatte ich mir zwei Bücher runtergeladen, um das Gerät gleich live und in schwarz-weiß in Betrieb nehmen zu können. Ich fing an mit “Todeshauch: Island Krimi” von Arnaldur Indriðason. Ja, ich hätte jetzt auch behaupten können, ich lesen gerade Krieg und Frieden (im Original), aber ich bin eben ein eher schlichtes Gemüt. Ich habe mir auch ein Probeabo von der Zeit runtergelassen, das ging auch problemlos, hat nur keine Bilder dabei.
Das Umblättern soll jetzt schneller gehen als beim Vorgänger, kann ich nicht beurteilen. Es geht schnell. Die Seite flackert kurz, das sieht man aber nach drei Mal umblättern nicht mehr. Umblättern lässt sich mit den Tasten an der Seite, und zwar jeweils rechts oder links. Das ist praktisch, wenn man mal die Hand wechselt. Unpraktisch finde ich, dass die Tasten so angeordnet sind, dass man sie von oben drücken muss. Jetzt habe ich alles andere als kleine Patschhändchen, trotzdem kann ich den Kindle mit einer Hand nur schwerlich so umgreifen, dass ich gleichzeitig problemlos von oben die Tasten drücken kann. Das geht mit etwas Übung schon, aber meistens wird man sich irgendwie anders arrangieren und dann lieber beidhändig das Gerät bedienen. Wer aus der Tablett/ Smartphone Generation kommt, wird anfangs jedoch schier daran verzweifeln, dass sich die Seite nicht über einen Touchscreen umblättern muss. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon versucht habe, die Seite mit einem Streichen über das Display umzublättern. Da muss man sich erst dran gewöhnen.
Das Lesen empfinde ich als angenehmer als auf einem iPad oder Smartphone. Es liest sich irgendwie schöner – finde ich. Und solange es nur um das Lesen geht, und nicht darum, sich (farbige) Fotos anzusehen, finde ich, dass der Kindle 4 sich auch lohnt. Für alle Leseratten, die gerade auf Reisen ihr Gepäck minimieren wollen, lohnt er sich allemal. Ich bin soweit zufrieden damit und würde es auch uneingeschränkt weiterempfehlen. Lohnen tut es sich meiner Meinung nach aber nur für Leute, die wirklich viel lesen und dabei viel unterwegs sind. und ich werde mit Sicherheit auch noch weiterhin gedruckte Bücher kaufen. Denn die Vorfreude bei Blick auf einen schön aufgemachten Einband – das fehlt beim Kindle einfach.