Der Mord am Gorilla Harambe

"Wo Tiger und Mensch zwei sind, kann er sterben. Doch wenn Tiger und Mensch eins sind, dann gibt es keine Furcht, keine Gefahr. Welches Geschöpf, das eins mit sich ist, würde sich schon selbst angreifen?"
(Meister Po in der TV-Serie "Kung Fu") 
Kein Ereignis hat mich in den letzten Wochen so bewegt wie der Mord am Silberrücken Harambe, einem Gorilla, der im Zoo von Connecticut gefangen war. Das Filmmaterial dürfte hinlänglich bekannt sein. Auf dieser Seite des US-TV-Senders ABC (auf dem kleinen Bildschirm im rechten Frame) macht ein Moderator am Ende die treffende Bemerkung: "Der Gorilla hat nichts falsch gemacht." Getötet wurde er trotzdem, um, so hieß es, das Leben eines kleinen Jungen zu retten, der zu ihm mehr oder weniger auf eigenen Wunsch (und durch Nachlässigkeit der Mutter) ins Gehege gefallen war.   Die Argumente, die für die Tötung von Harambe angeführt wurden, können mich nicht überzeugen, selbst wenn sie von angeblichen Experten kommen (die sich hier insgesamt nicht einig sind). Es vergingen fast zehn Minuten, in denen der Gorilla das Kind längst hätte töten können, allerdings nach Sichtung der Amateuraufnahmen und laut Zeugenaussagen eher Anzeichen von Beschützerinstinkt zeigte. Die Geste etwa, wo er den Jungen am unteren Rücken berührt, ähnelt der eines anderen Zwischenfalls aus dem Jahr 1986. Wenn zehn Minuten lang keine Tötung erfolgte (auch wenn es sicher ein paar Minuten gedauert hätte, einen Schützen beizubringen), dann stellt sich die Frage, wieso bei dieser Sachlage eine solche Hasenfuß-Entscheidung noch getroffen wurde. In einem weiteren vergleichbaren Fall von 1996, wenn dort auch ein Weibchen beteiligt war, gab es ebenfalls Hinweise darauf, dass die Gorillas kein Interesse daran haben, ein Menschenkind zu töten. Selbst bei einem Übergriff aus dem Jahr 2004, wo Kinder einen Gorilla aufs Äußerste gereizt hatten, er Amok lief und zwischenzeitlich den Kopf eines Dreijährigen im Maul hatte, blieb nur der Gorilla auf der Strecke - und erschossen wurde er, als er mit weißen Kindersandalen in der Hand auf ein Sondereinsatzkommando zulief. Wenn ein Gorilla droht, heißt das freilich nicht, dass er mordet:

Es mag lächerlich erscheinen, wenn ich nun meine einstige Spielerei mit Makaken in Angkor erneut auspacke, aber es gibt eine Parallele. Diejenigen, die dort mit den Affen vertraut sind und Bananen an Touristen verkaufen, damit diese die Tiere füttern können, halten selbst Abstand von den Tieren und raten anderen dazu. Ich konnte nur ungestört mit den Tieren spielen, als die "Experten" weg waren, Deren Anführer hatte anfänglich kurz an meinem Genick geknabbert, und ich habe das so gedeutet: Ein Alpha-Tier zeigt seine Zähne, macht klar, wer das Sagen hat. Es weiß aber auch, wie der grundsätzliche Wille zur Gewaltlosigkeit deutlich gemacht werden kann - indem man nicht die Haut des anderen verletzt.
   Bei einem Ausflug auf den Phnom Bokor trafen wir in einem buddhistischen Tempel auf eine alte, blinde Makakendame, die sich gern streicheln ließ. Es gab dort auch ein Jungtier, mit dem meine Bekannte und ich verletzungsfrei spielten. Das Tier ging bei seinen freundschaftlichen Bissen bis an die Grenze, ähnlich wie manche Hunde. Eine Touristin wurde jedoch von dem Jungtier leicht verletzt, sie zog sich eine blutige Hautverletzung zu. Es war diejenige, die vorher durch den Stuss, den sie redete, aufgefallen war.
   Eine andere Makakengruppe hatte einen Anführer (oder vielleicht eher "Stammesältesten") mit wirklich beeindruckenden Fangzähnen. Nachdem er sie mir vorgefletscht hatte, teilte ich ein Getränk mit ihm und er klatschte mich wahrhaftig zum Abschied ab, den er als einziger so lange herauszögert hatte, dass seine Horde fast schon in der Ferne nicht mehr zu sehen war.
   Die Tiere leben frei und haben doch ähnlich häufig Kontakt mit Menschen wie ihre Artgenossen im Zoo.      
   Seit diesen Erlebnissen verspüre ich eine besondere Verbundenheit mit Affen. 
 
Als anlässlich der letzten Winterolympiade die Deutsche Bahn Freifahrten an den Tagen spendierte, die auf Goldmedaillengewinne der deutschen Sportler folgten, nutzte ich diese für etliche Tagestrips in deutsche Zoos. In einem verbrachte ich lange Zeit vor einer Scheibe, hinter der ein Gorilla saß. Wir sahen uns an, und ich hatte sogar den Eindruck, dass es uns gelang, miteinander zu scherzen.
   Ich habe drei deutsche Zoos angeschrieben*, um zu erfahren, ob sie genau so wie in Cincinatti gehandelt hätten und ob es außer Betäubungspfeilen keine Alternativen für schneller wirksame Betäubung von Gorillas gibt. Ich hätte auch fragen können, welche Statistiken über die Mordwilligkeit von Gorillas gegenüber Menschen und speziell Kindern Aufschluss geben, aber diese Peinlichkeit wollte ich den Zoos ersparen. Die erste Frage, die ich mir selbst nach dem Mord an Harambe stellte, war die, ob ich noch jemals wieder einen Zoo betreten sollte, wenn man dort offensichtlich so wenig von den Tieren versteht.   Mehrere Aktionen sind unmittelbar nach dem Vorfall ins Leben gerufen worden, die vor allem darauf abzielen, Eltern in die Haftung zu nehmen, die ihr Kind nicht hinreichend im Zoo beaufsichtigen. Das interessiert mich nicht, zumal wir hier den Sonderfall haben, dass ein kleiner Junge ins Gehege selbst hineinwollte und sofort alle davon ausgehen, dass dies für den Vorfall keinerlei Bedeutung hätte. Man bedenke hierbei, dass der Junge in keinem Augenblick des Kontaktes mit dem Gorilla geschrien oder geweint haben und beim Todesschuss dessen Hand gehalten haben soll.   Mich interessiert, ob man den Schützen vor Gericht bekommt** und diejenigen, die íhn zu dem Schuss veranlasst haben. Die Sache sollte verhandelt werden, nicht weil ich diese Menschen bestraft sehen will, sondern weil man hieran exemplarisch erörtern kann, ob wir Menschenaffen nicht möglichst so behandeln sollten wie Menschen, wenn es um moralische Fragen geht. Und einen "unbescholtenen" Menschen, sagen wir von geringem IQ, der ein Kind durch ein Wasserbad geschleift und vor sich abgesetzt hätte, den hätte man auch nicht erschossen, wenn er 300 Kilo auf die Waage brächte, nur weil er dem Kind den Schädel hätte zertrümmern können. Um so etwas müsste sich eigentlich das Great Ape Project kümmern, also habe ich auch da mal nachgehakt und werde ggf. diesen Beitrag aktualisieren (obwohl sich in einem Kommentar auf deren Facebook-Seite bereits andeutet, dass Zoos Affen wie Sklaven halten und behandeln, also auch abschießen dürfen ...).   Vielleicht wird der kleine Junge, der zu den Gorillas wollte und für dessen Leben ein anderes geopfert wurde, mal ein engagierter Tierschützer.
Der Mord am Gorilla Harambe
Nachtrag: Ich habe diesen Beitrag vor einigen Tagen verfasst und inzwischen einige Antworten erhalten. Das Great Ape Project sieht aufgrund der Rechtslage keine Chance, gegen den Zoo in Cincinatti vorzugehen. Die Tiere würden dort wie Sklaven betrachtet, weshalb es wichtig sei, ihnen so bald wie möglich Grundrechte zu verschaffen.
   Als einziger deutscher Zoo antwortete mir der Frankfurter aus meiner Heimatstadt. Maßnahmen wie die obigen erforderten nun einmal Zeit (weswegen zehn Minuten verstrichen), das Erschießen sei aber dann ohne Alternative und man hätte unter solchen Umständen in Frankfurt genauso handeln müssen, da das Verhalten des Gorillas unberechenbar sei.
   Das Projekt von Jane Goodall, der bekannten Schimpansenexpertin, verweist auf diese email. Sie gibt einen Hinweis auf die Deutung des Affenverhaltens und auf das Problem, dass die verbleibende Horde nun hat.

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