Der methodenlose Wahnsinn
Am 11.03.2011 kam es in Japan, nahe der Küste vor Sendai um 14:46 Uhr (06:46 Uhr MEZ) zu einem schweren Erdbeben.
Hierdurch und durch die darauffolgende Flutwelle waren auch die Kernkraftwerksstandorte Fukushima I (Daiichi), Fukushima II (Daini), Onagawa und Tokai betroffen.
Unter den zahllosen Seiten, die darüber berichten, scheint mir die Geschichte und die aktuellen Ergebnisse in deutscher Sprache am besten und (soweit beurteilbar objektivsten) auf der Seite der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (www.grs.de) zusammengefasst.
Über meine persönlichen Erlebnisse der medialen Aufbereitung in den ersten acht Tagen nach dem Ereignis, werde ich hier wohl noch mehrfach reflektieren, ehe ich für mich eine abschließende Beurteilung finden kann.
Auch wenn augenblicklich das Medieninteresse wieder merklich nachläßt, muss klar festgestellt werden, dass es keinen Grund zur Entwarnung gibt.
Eigentlich ist dieses Nachlassen des medialen Interesses ein weiteres Symptom dieses methodenlosen Wahnsinns.
Wenn wir kurz zusammenfassen:
Als es für Europa aus rein naturwissenschaftlichen Gründen absolut keine Möglichkeit gab, mit der ausgetretenen Radioaktivität in Berührung zu kommen, weil
- die Menge in den ersten Tagen relativ gering war
- nach allen vorliegenden Informationen im Ggs. zu Tschernobyl nicht so hoch ausgeworfen wurde, dass damals eine Verfrachtung in hohen Luftschichten zu befürchten war
- das Ereignis tausende Kilometer entfernt ist, d.h. eine mögliche Verfrachtung nach Europa mindestens 2 Wochen benötigt hätte
erreichte der Medienhype solche Ausmaße,
- dass um Kaliumjodidtabellten gekämpft wurde,
- politische Parteien ihre Mitgliedern per Mail aufforderten sich die Tabletten von ihnen abzuholen
- offizielle Stellen mit sinnlosen Messungen am Flughafen den Betrieb lahm legten
- Messgeräte ausverkauft waren
- auch angeblich seriöse Medien wie der ORF unter dem Vorwand der Information schamlos Quote machte ("und welche verheerenden Folgen wären noch möglich", "Sind die 50 Arbeiter nicht ohnehin dem Tode geweiht", ...)
- dass AKW Gegner (Kromp, et al.) und AKW Befürworter (Atominstitut et al.) statt Information Stimmung für ihre Sicht machten
- und unvermeidlich auch Politiker (Stress-Test-Berlakovitsch, Volksabstimmungs-Feymann, ...).
ICH WILL DAMIT NICHT DIE GEFAHR VERHARMLOSEN, ABER DARAUF HINWEISEN, DASS PANIK GESCHÜRT WURDE, ALS ES DENKUNMÖGLICH WAR, DASS ZU DIESEM ZEITPUNKT IN ÖSTERREICH EINE GESUNDHEITLICHE GEFAHR BESTAND.
Nachdem die üblichen Epen des kollektiven Unbewußten abgearbeitet wurden:
In den ersten Tagen
CHINA SYNDROM:
http://de.wikipedia.org/wiki/China-Syndrom
ab Mittwoch
DIE LETZTEN KÄMPFER: 300, Schlacht bei den Thermopylen
http://de.wikipedia.org/wiki/300_(Film)
ab Donnerstag
48 Stunden entscheiden:
wie in Hollywood:
http://www.imdb.de/title/tt0083511/
http://www.imdb.de/title/tt0099044/
wie schon bei der Ölpest:
http://www.abendblatt.de/vermischtes/article1570584/48-Stunden-entscheiden-ueber-Erfolg-im-Kampf-gegen-Oelpest.html
so auch beim AKW
http://www.focus.de/panorama/welt/tsunami-in-japan/ungluecks-akw-fukushima-die-kommenden-48-stunden-entscheiden_aid_609483.html
erlahmt das Interesse,
kam es noch immer nicht zum Super, Super, Super-GAU
und den GAU haben wir doch schon eine Woche überlebt, also was solls, was macht Libyen eigentlich ...
Wie bei allen großen Zwischenfällen mit offenen Radionukliden, sollte sinnvollerweise die Erregungskurve nicht aussehen, wie bei den evolutionär eingeübten Katastrophen:
Löwe sieht mich, ich benötige rasch maximale Aufmerksamkeit, um evtl. zu flüchten, gelingt es mir, kann ich mich wieder abregen.
Sondern sich der Halbwertszeit der involvierten Radionuklide anpassen, und die liegt z.T. im Bereich mehrerer tausend Jahre!
Wenn die Kaliumjodidtablette geschluckt wurde, ist der Spuk nicht gegessen, nun muss gemessen, dekontaminiert und hoch gerechnet werden.
Wer das begriffen hat, der schätzt die Gefahren eines AKWs richtig ein, Herr Chefredakteur. Alles andere ist methodenloser Wahnsinn.