Der Leipziger Aufschrei: Darf ein Schwarzer “Neger” sagen?

In ihrem Wahn, der Menschheit vollkommene Gerechtigkeit zu schenken, sorgt die Universität Leipzig einmal mehr für Kopfschütteln. Vor einem Jahr hatte die Hochschule mit der Änderung ihrer Grundordnung Aufsehen erregt, in der seither sämtliche Universitätsgrade und -titel nur noch in der weiblichen Form auftauchen dürfen. Den Vogel schoss nun das universitäre Referat für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik ab, das sich so befremdlich und skurril präsentiert, wie es der zweite Teil der Referatsbezeichnung befürchten lässt. Wegen der vermeintlichen Darstellung rassistischer Inhalte verlieh es – wie jetzt bekannt wurde – dem Carlsen-Verlag einen Schmäh-Preis. Der Hamburger Verlag hatte Ende letzten Jahres ein satirisches Buch auf den Markt gebracht, in dem der Autor Marius Jung die politische Korrektheit aufs Korn nimmt und humorvoll mit der allgegenwärtigen Sprachpolizei abrechnet. Schon das allein muss den Leipziger Gerechtigkeitswächtern als pure Blasphemie erschienen sein. Dass Verlag und Autor dem Werk aber auch noch den Untertitel “Handbuch für Negerfreunde” gaben, sorgte bei den Referatsmitgliedern für Schnappatmung. Über die Segnungen der Political Correctness macht niemand sich ungestraft lustig.

Dabei hätten sich die überkorrekten Sachsen ihre Aufregung sparen können. Mit etwas mehr Eifer bei der Recherche und weniger Lust am Ritual hätten sie bemerkt, dass Marius Jung nicht nur über den verkrampften Umgang selbsterklärter Weltverbesserer mit Menschen anderer Hautfarbe schreibt, sondern selbst dunkelhäutig ist. So versteht er sein Buch vor allem als Appell eines direkt Betroffenen an die politisch Korrekten, es mit ihren Sprachtabus nicht zu übertreiben. Doch den offenbar nicht besonders humorbegabten Verantwortlichen hätte sich die (Selbst-)Ironie des 49-Jährigen vermutlich auch dann nicht erschlossen, wenn sie sein Buch tatsächlich gelesen hätten. Ihnen reichte der Buchtitel, in dem das “N-Wort” seine Rolle als Auslöser des Pawlow´schen Reflexes zuverlässig erfüllte. Gemeinsam mit vielen Millionen “Leidensgenossen” darf sich Jung nun darüber freuen, dass die Leipziger Aufpasser ihn vor sich selbst schützen. Denn natürlich wissen sie viel besser als die scheinbar Betroffenen, was Menschen diskriminiert. Wehe dem Behinderten, der sich durch die Umschreibung “besonders herausgefordert” nicht besser fühlt, oder dem Farbigen, der nicht dankbar dafür ist, nun schwarz sein zu dürfen.

Mit seinem Erstlingswerk hat es Jung unter unfreiwilliger Mithilfe aus Leipzig zu Bekanntheit gebracht. Und die weltfremden Eiferer haben ihrem Anliegen einen Bärendienst erwiesen. Sicher wünscht sich eine große Zahl von Beobachtern ohnehin weniger die Säuberung unserer Sprache, als vielmehr, dass sich die mit Steuergeldern finanzierten Universitäten doch bitte sinnvollen Beschäftigungen widmen mögen. Das dürfte wohl kaum zu viel verlangt sein und dem Ideal maximaler Gerechtigkeit durch die sachgemäße Verwendung von Hochschulmitteln schon ziemlich nahekommen. Konfus gestaltete sich übrigens die für Mitte nächster Woche geplante “Preisverleihung”, die von einer Podiumsdiskussion mit den Prangeropfern begleitet werden sollte. Weil sich das Interesse der 150 Prämierten an einer Vorführung durch den “Wächterrat” des Referats nachvollziehbarer Weise in Grenzen hielt, wurde die Veranstaltung kurzfristig abgesagt. Dumm gelaufen für die angeblichen Experten für Lebensweisenpolitik, die ihre Ideologie anderen künftig hoffentlich etwas weniger aufdringlich näherbringen werden. Vielleicht tröstet sie der “Klodeckel des Tages” – ganz ohne Urkunde und Podiumsdiskussion.


Tagged: Gleichstellung, Leipzig, Marius Jung, Political Correctness, Satire

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