24.07.2013: Häufig wird davon ausgegangen, dass die Zinsen ein guter Indikator für langfristige und mittelfristige Trends am Aktienmarkt sind. Ich bin dieser Frage genauer nachgegangen.
Im Juni hatte ich bereits einen Beitrag zum mittelfristigen Zusammenhang von Zinsen und Aktienkursen geschrieben. Das Ergebnis war eher ernüchternd - hier
Heute gehe ich der Frage nach, wie es um den langfristigen Zusammenhang von Zinsen und Aktien bestellt ist. Unlängst schrieb Max Otte in Börse Online Folgendes. „Es ist allerdings hilfreich, sich ein Bild über die grobe langfristige Richtung der Zinsentwicklung zu machen, was auch Warren Buffett so macht.“ Ich dachte, dann mache ich das `mal.
Die Grafik zeigt die Umlaufrendite und den DAX in den letzten 22 Jahren. Die Beschriftung links bedeutet für die Umlaufrendite den Prozentsatz. Der DAX wurde einfach durch 1000 geteilt und ist somit gut mit der Umlaufrendite in einem Chart unterzubringen.
Zusammenhang von 1991 bis heute
Zunächst ist festzuhalten, dass die Zinsen seitdem fast ununterbrochen gefallen sind. Im gleichen Zeitraum ist der DAX von rund 1400 auf heute 8400 Punkte gestiegen. Der statistische Zusammenhang ist hier eindeutig und beträgt r = -0,61. Man könnte meinen: Fallen die Zinsen, steigt auch der DAX.
Das Jahr 1991 ist jedoch mehr oder weniger zufällig gewählt. Wähle ich das Zeitfenster 2000 bis heute, hat sich der DAX seitwärts bewegt und die Zinsen sind trotzdem gefallen. Für diesen Zeitraum beträgt der statistische Zusammenhang r= -0,06. Ein Zusammenhang ist somit nicht gegeben.
Wendepunkte und Entwicklungen
Des Weiteren ist es möglich, die Entwicklungen von Zinsen und Aktien anhand der Verläufe nach gemeinsamen Wendepunkten zu untersuchen. Die These dabei ist: Steigen die Zinsen, fallen die Aktienkurse und umgekehrt. Drei Beispiele habe ich herausgegriffen:
- 1993 / 1994 stiegen die Zinsen und die Aktienkurse tendierten seitwärts
- Mai 2000 bis April 2003 fielen Zinsen und Aktienkurse Hand in Hand
- August 2005 bis Mai 2007 steigen die Zinsen – und die Aktienkurse auch
Überzeugend sind die Beobachtungen nicht. Pauschal ist also davon abzuraten, Zinsen grundsätzlich als Indikator für die langfristige oder mittelfristige Aktienkursentwicklung heranzuziehen.
Extreme Zinsen haben einen Einfluss
Allerdings zeigt der Chart zwei Dinge. Sind Zinsen sehr hoch, z. B. bei 8% und fallen sie, dann steigen auch Aktienkurse. Das war 1992 / 1993 der Fall. Sind die Zinsen so niedrig wie momentan, scheint das positiv für die Aktienkursentwicklung zu sein. Die tiefen Zinsen haben einen positiven Einfluss auf die Aktienkurse - und das seit 2012.
Auch leichte Zinssteigerungen dürften an diesem positiven Faktor nichts ändern.