Originaltitel: The Lion King
USA | 1994 | 88 Min. | FSK: ab 0
Animation, Abenteuer
Roger Allers, Rob Minkoff
Irene Mecchi, Jonathan Roberts, Linda Woolverton
Synchronisation: Matthew Broderick / Frank-Lorenz Engel, James Earl Jones / Wolfgang Kühne, Jeremy Irons / Thomas Fritsch u.a.
17.11.94
DVD/Blu-Ray VÖ: 23.10.13/10.11.11
Worum geht's?
Löwe Mufasa ist der König eines idyllischen Tierreichs. Seinem neugierigen Sohn und Thronfolger Simba erklärt er das Gleichgewicht der Natur. Mufasas Bruder Scar hält sich für den besseren König und schmiedet mit den Hyänen listige Pläne, um den Thron unerbittlich an sich zu reißen.
Wie ist der Film?
Mit „Der König der Löwen" begaben sich die Walt Disney Animation Studios auf neues Terrain. Nach rund 30 abendfüllenden Zeichentrickfilmen sollte es der erste werden, der nicht auf einer Vorlage basiert, sondern eine originäre Geschichte erzählt - was sich allerdings als Lüge entpuppte. Nicht nur, dass „Der König der Löwen" eine Mischung aus „Bambi" und „Hamlet" aufwärmt; der Film klaut umfangreich von der japanischen Serie „Kimba, der weiße Löwe" aus den 60er Jahren, was der Konzern zu allem Übel abstreitet. Von einer neuen Geschichte kann kaum die Rede sein. Neu für Disney-Zeichentrick war jedoch, wie explizit das Publikum mit schwierigen Themen konfrontiert wird.
In eindrücklichen Bildern zeigt „Der König der Löwen" den Tod als Teil des Lebens. Kinderseelen müssen Tragödien verdauen, die angebotenen Lichtblicke sind fadenscheinig. Der ewige Kreislauf der Natur taugt als poetischer Aufhänger, doch Mufasas Erklärung an seinen Sohn ist ein Bluff, wenn er behauptet, Löwen werden nach dem Tod zu Gras und Antilopen fressen das Gras. Die Balance wahrt sich lediglich durch den gemäßigten Konsum der Stärksten in der Nahrungskette. Unter der romantisierten Oberfläche steckt also eine noble Sozialkritik. Doch nicht nur das.
Der deutsche Titel „König der Löwen" ist ja eine absichtliche Falschübersetzung aus ästhetischen Gründen. Schließlich geht es um den König aller Tiere, welcher ein Löwe ist - den Löwenkönig. Und hier wird der Film problematisch, weil er eine absolute Monarchie propagiert (denn ein Parlament kommt nicht vor). Wir erleben das Land als patriarchisches, geschlossenes System ohne Aufstiegschancen, und wer sich nicht fügt, muss gehen. Timon und Pumbaa kommen nicht nur als Comic Relief, sondern auch als zwei Gesetzlose ins Spiel. Die lustigen Sidekicks ergänzen sich perfekt und tun dem Film unheimlich gut, jedoch scheinen sie letztendlich auch nachzugeben.
Scar - ein grandios manipulativer, herrlich sarkastischer Bösewicht - ist tatsächlich die intelligenteste Figur des Ensembles, nur ruiniert von Gier, welche die erwähnte Balance zerstört. Sein Traum von der Diktatur ist übel, aber auch die ‚gute' Alternative bietet keine Freiheit. ‚Kann es wirklich Liebe sein?' fragt der Chor während einer übereilt abgewickelten Romanze - zu Recht, denn die Ehe ist längst arrangiert, wie Vogel Zazu früh verrät. Für eine ‚neue' Geschichte vermittelt „Der König der Löwen" ein gruselig konservatives Weltbild. Dafür ist der Film technisch umso fortschrittlicher.
Die Animation wirkt sorgsam und realistisch, was gleich in der mächtigen Eröffnung zum Tragen kommt. Mit der Stampede gibt es noch eine zweite, ebenso herausragende Sequenz. Cartooneske Einschübe sorgen für clevere Brüche, um die erstaunlich schwere Geschichte aufzulockern. Hans Zimmers Musik lässt sofort in das tierische Afrika eintauchen, die Songs von Elton John und Tim Rice bleiben lange im Ohr. Die zahlreichen Synchronstimmen sind glänzend gewählt, in der englischen wie in der deutschen Fassung. Nur James Earl Jones (Darth Vader) als englischer Mufasa irritiert etwas.
Abgesehen von dem bitteren politischen Beigeschmack und der Lüge über die Originalität der Grundidee ist Disneys Megahit „Der König der Löwen" ein meisterhaftes Zeichentrickabenteuer - bahnbrechend inszeniert, kurzweilig, mutig, emotional.
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