Der kolossale Kinobesuch. Oder: Die Fünf Freunde – Hölle.

Ich gehe sehr gerne ins Kino. Dort gibt es bequeme Sitze, einen phantastischen Sound und eine Bildqualität hochauflösender als die Realität. Alles Annehmlichkeiten, die unser altersschwaches Sofa und unser zehn Jahre alter Fernseher mit unzuverlässigem DBTV-Empfang nicht bieten.

Kinosaal. Leer.

Kinosaal. Leer.

Gut, im Kino stören manchmal die anderen Zuschauerinnen und Zuschauer. Insbesondere wenn sie aufgrund ihrer letzten Mahlzeit olfaktorisch herausfordernd sind und ihre Vorstellungen von Körper- und Haarpflege vom sozial akzeptierten Standard deutlich abweichen. Diese Menschen sitzen nämlich grundsätzlich neben mir. Anscheinend gibt es in den modernen Kino-Buchungssystemen Fragen wie, „Haben Sie Bier getrunken?“, „Hatten Sie zum Abendessen einen Döner mit extra Knoblauchsauce?“ und „Lehnen Sie die Verwendung von Seife und Deodorants grundsätzlich ab?“. Wenn ein Kinobesucher dies alles bejaht hat, platziert ihn der Computer automatisch auf den Sitz direkt neben mir.

Trotz dieser das Kinoerlebnis einschränkenden sozialen Komponente habe ich aber nie einen wirklich schlechten Film im Kino gesehen – und das schreibe ich, obwohl ich mir seinerzeit „Texas“ von Helge Schneider angeschaut habe. Hat man aber erstmal einen halben Monatslohn für Kinokarten, Babysitter sowie Essen und Trinken ausgegeben, möchte man sich nur ungern eingestehen, dass der ausgewählte Film selbst für die Verleihung der „Goldenen Himbeere“ zu schlecht ist und man die 90 Minuten besser mit dem Ausfüllen der Steuererklärung oder einem Besuch beim Proktologen verbracht hätte.

Obwohl die Freundin und ich gerne ins Kino gehen, ist es schon etwas länger her, dass wir gemeinsam einen Film gesehen haben, dessen Altersfreigabe über sechs Jahren liegt. Stattdessen sind wir voll auf der Höhe, was Kinderfilme angeht, und dürfen regelmäßig mit der Tochter und dem Sohn cineastische Zumutungen wie „Bibi und Tina“ (Der Antichrist unter den Kinderfilmen), „Lauras Stern“ (Eine gute Gelegenheit, um versäumten Schlaf nachzuholen) oder „Mein Freund Knerten“ (Wahrscheinlich der Film mit den langsamsten Schnitten aller Zeiten.) über uns ergehen lassen.

Daher schwante mir nichts Gutes, als kürzlich die Litfaßsäulen den neuesten „Fünf Freunde“-Film ankündigten. Dabei habe ich als Kind die von Julian, Dick, George, Anne und dem Hund Timmy regelrecht verschlungen und wollte auch immer solche tollen Abenteuer erleben. Das wäre spannend gewesen. In dem kleinen Ort im Westerwald, in dem ich aufwuchs, geschah nie etwas Aufregendes. Der Ort war geradezu die Antithese von Aufregung. Der größte Skandal, an den ich mich erinnern kann, war einmal der nächtliche Diebstahl eines Baustellenschildes durch einen Besoffenen, der es auf dem Heimweg vom Dorffest mitgehen ließ (Meine Eltern hielten meinen älteren Bruder aber an, das Schild am nächsten Tag heimlich wieder zurückzubringen, und so beruhigte sich die Dorfgemeinschaft schnell wieder.).

Inzwischen sind die Tochter und der Sohn so alt, dass sie selbst die Geschichten der „Fünf Freunde“ lesen. Und noch lieber schauen sie sich die Filme an. Ich selbst kann mich für die Verfilmungen nicht so recht erwärmen. Wenn ich schlecht schauspielernde Kinder sehen möchte, kann ich mir einfach Theateraufführungen in der Grundschule anschauen und muss nicht extra Geld fürs Kino ausgeben.

Aber es kommt, wie es kommen muss: Eines Samstagmorgens steht der Sohn vor mir und erklärt, er möchte in „Fünf Freunde“ gehen. Er habe von Weihnachten noch den Gutschein für zwei Kinokarten und davon lade er seine beiden besten Freunde ein. Weise ihn darauf hin, dass dann für ihn keine Karte mehr übrig sei.

Der Sohn schaut mich daraufhin stirnrunzelnd an und denkt scharf nach. Schließlich leuchten seine Augen auf. Er verkündet, ich solle seine Karte kaufen. Wenn er schon seinen Gutschein an die beiden Freunde abgibt, wäre es nur recht und billig, wenn ich ihn einlade. Finde zwar, dass seine Argumentation auf recht tönernen Füßen steht, aber gleichzeitig hat er mich rhetorisch in eine Ecke gedrängt, aus der ich mich nicht so leicht hinausmanövrieren kann, ohne wie ein pfennigfuchsender Geizkragen auszusehen. Willige zähneknirschend ein.

Schaue im Internet nach, wann der Film läuft. Stelle dabei fest, dass „Fünf Freunde“ gar nicht in dem Kino läuft, für das der Sohn die Gutscheine hat. Erkläre ihm, der gemeinsame Kinobesuch mit den Freunden müsse wohl leider ausfallen. Er schüttelt energisch den Kopf. Das ginge nicht, denn er habe die beiden doch schon eingeladen und versprochen sei versprochen. Ich müsste daher auch die Karten für die Klassenkameraden bezahlen, sonst stünde er als Versprechen-Brecher da und das könne ich wohl nicht wollen. Erneut hat er mich argumentativ ausgetrickst und ich kann seine Bitte nicht abschlagen, ohne als herzloser, sadistischer Vater dazustehen, der die freundschaftlichen Beziehungen seines Sohnes mit Füßen tritt.

Der Sohn fällt mir dankbar um den Hals und sagt, dafür würde er mich demnächst von seinem Gutschein einladen. Bald gäbe es den neuen Teil von „Hanni und Nanni“ und den könnten wir uns dann gemeinsam anschauen. Erkläre ihm, dass sei wirklich nicht nötig. Und zwar gar nicht, unter gar keinen Umständen. Frage ihn in ernstem Ton, ob er das verstanden habe. Der Sohn nickt verschüchtert.

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Am nächsten Tag kommen die Freunde des Sohns zu uns nach Hause und ich mache mich mit den drei Jungs auf den Weg ins Kino.

1 Erwachsener fährt in der U2 mit 3 Jungs ins Kino, um Teil 4 von 5 Freunde zu schauen. Ich nenne es gelebte Mathematik für Anfänger.

— Familienbetrieb (@Betriebsfamilie) 7. Februar 2015

Am U-Bahnsteig vertreiben sich die Knaben die Zeit damit, die Tore vom gestrigen Bundesliga-Spieltag nachzustellen. Einerseits ist ihre Liebe zum Detail bewundernswert und der Sohn führt sehr realistisch und formvollendet einen pantomimischen Fallrückzieher vor. Andererseits werden die anderen Wartenden ins Spiel der Jungs einbezogen und sie halten unfreiwillig als gegnerische Abwehrspieler her, die es zu umdribbeln gilt.

Zur Deeskalation der Lage schlage ich vor, wir könnten Fische spielen und dabei ganz leise sein. Zu meiner eigenen Überraschung sind die Jungs begeistert. Allerdings spielen sie Haie, die sich gegenseitig verfolgen und auffressen. Glücklicherweise kommt schon bald die U-Bahn und ich scheuche die Jungs in den Waggon, bevor die Situation vollkommen aus dem Ruder läuft.

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Nach kurzer Fahrt und ebenso kurzem aber für die drei Jungs anscheinend dennoch unzumutbar langem Fußweg („Wie lang müssen wir noch laufen?“ „Sind wir endlich bald da?“ „Ich kann nicht mehr.“) erreichen wir schließlich das Lichtspielhaus. Es ist ein kleines Porgrammkino, bei dem der ältere Besitzer mit wenig Enthusiasmus Eintrittskarten sowie Süßigkeiten und Getränke an einer Theke verkauft. Da wir recht früh sind, müssen wir nicht anstehen und kommen sofort dran.

Bestelle als erstes die Eintrittskarten. Bedauerlicherweise gibt es für mich weder eine Kinderermäßigung (zu viel Bart) noch einen Seniorenrabatt (zu wenig graues Haar). Frage scherzhaft, ob noch Plätze in der letzten Reihe frei seien, damit ich den Jungs zeigen könne, wie man die anderen Gäste mit Gummibärchen bewirft. Der Typ an der Kasse findet das aber nicht einmal halb so lustig wie ich – also eigentlich gar nicht, was ja irgendwie auch für ihn spricht – und er platziert uns in die dritte Reihe. Um den Kartenverkäufer zu besänftigen, erkläre ich den Jungs, jeder könne sich ein Getränk und eine Süßigkeit aussuchen. Sie können ihr Glück kaum fassen und sind geradezu ekstatisch.

Einer der beiden Freunde des Sohns will eine Cola. Interveniere und sage ihm, da sei Koffein drin und das sei nichts für Kinder. Er erklärt, bei seinen Eltern dürfe er das aber trinken. Entgegne ihm, das sei mir egal, bei uns gäbe es keine Cola. Er schaut mich missmutig an. Möglicherweise hätte er dem Kinobesuch nicht zugestimmt, hätte er meine restriktive Einstellung bezüglich koffeinhaltiger Kaltgetränke gekannt. Schließlich entscheidet er sich für eine Fanta und möchte dazu ein Eis. Schreite erneut ein, da er sich mit dem Eis seine ganzen Klamotten einsauen wird. Seinem verächtlichen Gesichtsausdruck entnehme ich, dass er mich für einen humorbefreiten Spießer hält gegen den Fräulein Prysselius aka Prusselise aus „Pippi Langstrumpf“ die reinste Spaßbombe ist. Als Geste des guten Willens und zum Aufpolieren meines ramponierten Images erlaube ich ihm eine Tüte Chips.

Inzwischen hat sich hinter uns eine kleine Schlage gebildet. Unser kulinarischer Entscheidungsfindungsprozess wird amüsiert beobachtet, der Kassierer wirkt dagegen etwas angespannt. Man könnte annehmen, dass der Sohn und sein anderer Kumpel inzwischen die Zeit genutzt haben, um sich über ihre Getränke- und Süßigkeitenauswahl klar zu werden. Haben sie aber nicht.

Der andere Freund fragt erstmal, ob das Popcorn Erdnüsse enthält. Verneine und erläutere, dass Popcorn aus Mais besteht. Er verzieht das Gesicht und erklärt, er hasse Mais. Danach erkundigt er sich, ob in den Choco Crossies Erdnüsse sind („Nein“) oder in dem Mars-Riegel („Nein“) oder in den Gummibärchen („Ebenfalls nein“). Frage ihn, ob er allergisch gegen Erdnüsse sei. Er schüttelt den Kopf. Im Gegenteil, er möchte gerne etwas mit Erdnüssen haben. Schlage vor, dann wäre es doch das Beste, einfach eine Tüte Erdnüsse zu nehmen. Er lehnt ab. Es müsse unbedingt Schokolade mit dabei sein. Die Erdnuss-M&Ms treffen schließlich auf seine Zustimmung. Als Getränk bestellt er ein stilles Wasser, das aber nicht zu kalt und auch nicht zu warm sein soll.

Die Wartenden in der Schlange, die inzwischen deutlich länger geworden ist, sind nicht mehr ganz so amüsiert, sondern genervt. Der Kinobesitzer schwitzt sehr stark und knurrt etwas Unverständliches, das sich entfernt nach Klingonisch anhört.

Der Sohn entscheidet sich erfreulich schnell für eine Apfelsaft-Schorle. Danach bestellt er zielstrebig eine Rolle Fruchtdrops, wechselt zu einem Päckchen M&Ms, hadert mit seiner Wahl, möchte doch lieber ein paar Schoko-Kekse haben, wählt stattdessen eine Tüte Gummibärchen, liebäugelt dann mit einer Portion Nachos, wägt kurz ab, ob er vielleicht ein paar Erdnuss-Flips nehmen sollte, und landet schließlich bei Popcorn. Die Entscheidung, ob süß oder salzig überfordert ihn, so dass ich sie ihm abnehme und süß bestelle.

Der Unmut der anderen Wartenden ist derweil in unverhohlenen Hass umgeschlagen. Es scheint allgemeiner Konsens in der Schlange zu sein, dass ich ein unfähiger Vollidiot bin, dem man keine Kinder anvertrauen sollte. Der Typ an der Kasse fragt, ob wir sonst noch etwas wünschen, wobei Tonfall und Miene signalisieren, dass er nur ein „Nein“ für eine akzeptable Antwort hält. Kann ihm diesen Gefallen aber nicht tun, da ich mir noch selbst etwas aussuchen muss. Aber was nur?

Es ist mir vollkommen schleierhaft, warum die Auswahl an Süßigkeiten und Getränken so groß sein muss, dass es einem unmöglich ist, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Würde am liebsten ein Bier bestellen, bin mir aber meiner Vorbildfunktion bewusst, die es mir verbietet, an einem frühen Sonntagnachmittag in Begleitung von drei Kindern Alkohol zu konsumieren. Warum eigentlich? Nehme schließlich eine Sprite und eine Tüte „Saure Pommes“.

Der vollkommen entnervte Kinobesitzer fragt gar nicht mehr, ob das nun alles sei, sondern tippt unsere Bestellung in die Kasse ein. Dann verlangt er einen Betrag, für den ich einen japanischen Mittelklassewagen kaufen könnte. Meine Frage, ob ich damit auch Anteile an dem Kino erwerbe, ignoriert er.

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Nehme im Saal mit den Kindern unsere Plätze ein und ermahne den Sohn, er solle aufpassen, dass er sein Popcorn nicht verschüttet. Dies erschreckt ihn so sehr, dass ihm die Popcorn-Schachtel aus der Hand fällt und der gesamte Inhalt auf dem Boden landet. Sofort geht für ihn die popcornlose Welt tränenreich unter. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf das Schimpfen zu verzichten und ihm neues Popcorn zu versprechen.

Erzähle dem Kinobesitzer von dem Missgeschick des Sohns. Er gibt mir eine neue Schachtel Popcorn und verzichtet darauf, dafür Geld zu verlangen, damit er mich schneller wieder los wird. Außerdem drückt er mir wortlos eine Kehrschaufel und einen Handfeger in die Hand. Nachdem die Spuren des Popcorn-Desasters beseitigt sind, setzen wir uns endlich hin.

Erkläre den Jungs, es sei gute Kino-Tradition, alle Süßigkeiten bis zum Beginn des Hauptfilms aufzuessen. Die Knaben schauen mich fragend an. Stecke mir zu Demonstrationszwecken eine handvoll saure Pommes in den Mund. Die Jungs lernen sehr schnell und stopfen sich im Zeitraffertempo Chips, M&Ms und Popcorn in ihre Münder. Ich bin sehr stolz auf sie. Bezahle für meinen pädagogischen Ansatz „Lernen durch Imitation“ allerdings einen hohen Preis, denn die Citronensäure der sauren Fruchtgummi-Pommes hat mir die Hälfte meiner Mundschleimhaut weggeätzt.

Während wir unsere Süßigkeiten verputzen, lassen wir die Werbung über uns ergehen. Die Jungs fragen abwechselnd minütlich, wann der Film endlich losgeht, ich antworte minütlich, dass es bestimmt nicht mehr lange dauert. Nachdem ich dies zum siebten Mal gesagt habe, ziehen die Knaben meine Kinokompetenz allmählich in Zweifel („Warst du überhaupt schon mal im Kino?“).

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Da ertönt zu meiner Erleichterung endlich die „Fünf Freunde“-Titelmelodie. Der letzte Ton ist noch nicht verklungen, als mir der Sohn ins Ohr flüstert, ihm sei schlecht vom schnellen Popcorn-Essen, er müsse aufs Klo und ich solle mitkommen. Gemeinsam zwängen wir uns „Entschuldigung“ murmelnd durch die Reihe und suchen die Toilette auf. Glücklicherweise entpuppt sich die Übelkeit als Fehlalarm und wir gehen zurück zu unseren Sitzen. Auf der Leinwand betätigt sich gerade ein arabischer Junge politisch wenig korrekt als Taschendieb und bestiehlt auf einem Marktplatz ausländische Touristen.

Kaum sitzen wir wieder, als einer der Freunde sagt, er müsse Pipi. Der andere Freund verneint meine Frage, ob er ebenfalls aufs Klo muss, mit energischem Kopfschütteln. Also ziehen wir zu zweit los und ich nötige wieder die Zuschauerinnen und Zuschauer in unserer Reihe zu einer La-Ola-Welle. Ihre Begeisterung hält sich in Grenzen.

Nach ungefähr fünf Minuten kehren wir zurück. Der Sohn bejaht zwar meine Frage, ob etwas Interessantes passiert sei, hält es aber nicht für nötig, irgendwelche erhellende Details preiszugeben. Rekonstruiere, dass die fünf Freunde anscheinend inzwischen nach Ägypten gereist sind, wo sie sich in einem Museum aufhalten.

Plötzlich erscheint Mehmet Kurtuluş, der ehemalige Hamburger Tatort-Kommissar, und spielt unter Verleugnung seiner schauspielerischen Ausbildung den Direktor des Museums. Die Freundin fand Mehmet Kurtuluş als Undercover-Ermittler Cenk Batu immer äußerst scharf. Wenn ich es mir recht überlege, eigentlich unangemessen scharf, wenn man bedenkt, dass sie in einer festen Partnerschaft lebt. Weil er Kurtuluş als Kommissar abgelöst hat, hasst die Freundin Til Schweiger. Ich dagegen finde ihn aus dem gleichen Grund eigentlich ganz gut.

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Inzwischen erreicht der Film seinen ersten Höhepunkt. Unter den entsetzten Schreien der Kinder im Kinosaal wird auf der der Leinwand der Vater von Julian, Dick und Anne, der sie augenscheinlich nach Ägypten begleitet hat, im Museum hinterrücks niedergeschlagen, dann des Diebstahls bezichtigt und schließlich von der Polizei verhaftet. Warum? Keine Ahnung!

Komme auch gar nicht dazu, mir darüber weiter Gedanken zu machen, da mich nun der andere Freund des Sohns am Ärmel zupft und verkündet, er müsse jetzt auch aufs Klo. Meine leicht genervte Bemerkung, er hätte doch eben mitkommen können, erwidert er indigniert, da hätte er aber noch nicht gemusst. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als die Leute in unserer Reihe erneut zu belästigen. Meine Bemerkung, das ständige Aufstehen und Hinsetzen sei ein gutes Training für die Gesäßmuskulatur, kommt nur mittelmäßig an. Inzwischen ist meine Beliebtheit im Saal niedriger als die von Markus Lanz als Wetten-dass-Moderator.

Auf der Toilette stellt sich heraus, dass der Junge die würzigen Chips nicht so gut verträgt. Er hat Durchfall. Verbringe die nächsten 20 Minuten mit ihm auf dem Klo. Das ist nicht schön. Weder der Geruch, noch der Anblick.

Als wir den Kinosaal wieder betreten, ist die Handlung inzwischen so weit fortgeschritten, dass ich ihr nicht mehr so recht folgen kann. Die fünf Freunde schleichen sich gemeinsam mit dem arabischen Taschendieb, den sie jetzt anscheinend an der Backe haben, auf einen Empfang (bitte fragen Sie mich nicht, warum), entkommen danach in letzter Sekunde aus einem explodierenden Auto und verdursten dann fast in der Wüste. Möchte nicht ausschließen, dass die Handlungssprünge und logischen Inkonsistenzen darauf zurückzuführen sind, dass ich gelegentlich einnicke. Möglicherweise hat sich aber auch der Regisseur von David Lynch inspirieren lassen. Dies wäre eine äußerst überzeugende Erklärung für die postmoderne und poststrukturalistische Erzählweise sowie die komplette Abwesenheit eines stringenten Handlungsverlaufs.

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Glücklicherweise nähert der sich Film nun allmählich dem Ende. Mehmet Kurtuluş entpuppt sich wenig überraschend als Oberschurke und Anführer eines obskuren Geheimbundes. Anscheinend hat er sich von einer Karriere als ernstzunehmender Schauspieler verabschiedet und beschwört in einer surrealen Szene in einem pseudo-arabischen Kauderwelsch irgendeine altägyptische Gottheit. Danach kommt es zum großen Showdown in einem unterirdischen Verließ in der Wüste. Die Kinder geraten in Lebensgefahr und retten sich, der Hund gerät ebenfalls in Lebensgefahr und wird auch gerettet.

Den fünf Freunden und ihrem arabischen sechstem Rad am Wagen gelingt die Flucht aus der Wüste in einem Auto der Bösewichte, bei dem anscheinend praktischerweise der Schlüssel steckt. Nun gibt es noch einen weiteren Showdown, in einem Gerichtssaal in Kairo, die fünf Freunde entlarven einen Oberoberschurken und der Vater von Julian, Dick und Anne kommt frei. Dann sind sowohl Handlungslogik als auch der Film endgültig am Ende.

Beim Rausgehen sagt der Sohn, er möchte gerne so tolle Abenteuer wie die fünf Freunde erleben. Bei uns sei es immer total öde. Ich könne mich doch auch mal niederschlagen und von der Polizei verhaften lassen. Verspreche ihm, es mir zu überlegen. In der der Untersuchungshaft darf man bestimmt keine „Fünf Freunde“ schauen und es gibt obendrein keine Kinder, die ständig aufs Klo müssen. Das klingt sehr reizvoll.


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