Der Kinderkanal auf Mission

Screenshot KiKA

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BERLIN/ERFURT. (hpd) Der Kinderkanal KiKA von ARD und ZDF ist bereits schon ein­mal damit auf­ge­fal­len, dass er unre­flek­tiert Kindern reli­giöse Geschichten erzählt. Aktuell toppt er das jedoch mit einem wei­te­ren Missgriff und ver­harm­lost die Beschneidung.

Der Kinderkanal des öffentlich-rechtlichen Fernsehens KiKA mit Sitz in Erfurt will am kom­men­den Sonntag einen Beitrag aus­strah­len, des­sen Ankündigung sich so liest: »Aufgeregt und vol­ler Vorfreude blickt der elf­jäh­rige Tahsin auf das kom­mende Ereignis, das ihn und sei­nen klei­nen Bruder Emir end­lich zu Männern machen soll: Die Beschneidung.«

Nun könnte man erwar­ten, dass sich ein Sender, der der Bildung und Unterhaltung von Kindern im Alter von 3 bis 13 ver­pflich­tet ist, sich auch kri­tisch zur Beschneidung äußert. Das ist jedoch kaum der Fall, wenn man lesen muss: »›Wenn ich beschnit­ten bin, dann bin ich ein ech­ter Mann‹ - freut sich Tahsin. Jeder mus­li­mi­sche Junge muss beschnit­ten wer­den, so ver­langt es die reli­giöse Tradition.«

Weder wird der Sinn der Beschneidung hin­ter­fragt - und die­ses Thema wurde aus­führ­lich auch in deut­schen Medien kon­tro­vers dis­ku­tiert - noch über­haupt Distanz gewahrt zu Lehren, die aus reli­giö­sen Quellen her­rüh­ren.

Wenn den zuschau­en­den Kindern erklärt wird, dass man erst dann zum Mann (und also erwach­sen) wird, wenn man sich seine Penisvorhaut ampu­tie­ren lässt, dann ist das nicht nur ein Skandal. Sondern Anstiftung zur Körperverletzung. Denn wel­cher Junge im Alter zwi­schen drei und drei­zehn will nicht »ein Mann« sein?

Die berech­tigte Angst des Jungen, des­sen Beschneidung hier doku­men­tiert wer­den soll, wird mit dem faden­schei­ni­gen Hinweis auf »viele viele Geschenke« hin­weg­ge­fegt. Damit wird eine lebens­lange Beeinträchtigung der Sexualität auf eine Stufe mit Weihnachten gestellt.

Hier zeigt sich der KiKA aller­dings in sei­ner ganz eige­nen Tradition. Bereits im November 2010 macht der Sender nega­tive Schlagzeilen, als er die bib­li­sche Geschichte als Zeichentrickserie pro­du­zierte. Und damit Kinder mis­sio­nie­ren wollte.

Nicht umsonst jubelte sei­ner­zeit Udo Hahn, Leiter des Medienreferats der Evangelischen Kirche in Deutschland, das sei das »der­zeit inno­va­tivste Vorhaben, Kinder mit der Bibel ver­traut zu machen.« So wie vor gut drei Jahren der Beifall der Christen gewiss war, will der Kinderkanal von ARD und ZDF nun wohl der mus­li­mi­schen Gemeinde gefal­len.

Selbst die Wikipedia - sonst nicht gerade welt­an­schau­lich neu­tral - lässt die Kritik zu, dass der Sender Kinder mit reli­giö­sen Sendungen mis­sio­niert. »Kritisiert wurde auch, dass der Großteil der Produktionskosten an der Missionssendung vom Steuerzahler in den über­wie­gend athe­is­tisch gepräg­ten Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen getra­gen wurde.«

Der Verein intak­tiv pro­tes­tiert auf sei­ner Webseite bereits gegen die Sendung, »die Kinderrechte mit Füßen tritt, und ruft zu höf­li­chen aber bestimm­ten Beschwerden an den KiKA – vor und ggf. nach der Ausstrahlung – auf.«

Nic

[Erstveröffentlichung: hpd]

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