Am Freitag erwartet die Besucher ein FRIDAY LATE, das es in sich hat: Anlässlich der Vortsellung des Kataloges führt Eva Maria Stadler, Kuratorin der Ausstellung »Geh und spiel mit dem Riesen! Kindheit, Emanzipation und Kritik« gemeinsam mit dem Künstler Johannes Porsch durch unser Haus. Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was der Katalag zu bieten hat, zeigen wir exklusiv vorab auf unserem Blog.
Der Katalog zur Ausstellung “Geh und spiel mit dem Riesen” ist ein Kunstwerk für sich. Der Künstler Johannes Porsch ließ Bilder zu Texten und Texte zu Bildern werden, um das Buch für Erwachsene und Kinder gleichermaßen zugänglich zu machen.
Neben Abbildungen der Kunstwerke, die in der Ausstellung zu sehen sind, vereint das Buch Texte der Kuratorinnen mit literarischen Beiträgen von Andreas Neumeister und Kathrin Röggla sowie einen kunsttheoretischen Beitrag von Helmut Draxler. Die von Kindern verfassten Sätze zu ausgewählten Kunstwerken wurden mit dem kuratorischen Text verschränkt, sozusagen zwischen die Zeilen geklemmt. Porsch schuf für die Kinder somit eine eigene Ebene. Ihre Stimmen stehen für sich, ohne dass sie dem Sprachduktus der Erwachsenen angeglichen sind.
Unser Direktor Michael Buhrs ruft uns Erwachsene im Editorial dazu auf, nicht zu vergessen, auch manchmal wieder Kind zu sein.
Das vorliegende Buch und die Ausstellung im Museum Villa Stuck, die es begleitet, sollen für Kinder und Erwachsene gleichermaßen offen und zugänglich sein. Dieser Wunsch klingt an sich erst einmal banal. Wie nie zuvor boomt der Zweig der kulturellen Bildung, werden pädagogische Begleitprogramme entwickelt und investieren Kulturins- titutionen in den Ausbau der Infrastruktur für das »Publikum der Zukunft«. Auch in der Villa Stuck wurde seit 2008 stetig an der Weiterentwicklung von FRÄNZCHEN, dem Kinder- und Jugendprogramm des Museums, gearbeitet. Zentrales Anliegen ist die aktive Beteiligung – weg vom bloßen Konsumieren sollen die Kursangebote dazu anregen, mit eigenen Augen und Händen zu sehen und zu gestalten.
Eva Maria Stadler und Anne Marr, die als Kuratorinnen für Geh und spiel mit dem Riesen! verantwortlich zeichnen, entwickelten schon bald erste Ideen zu einer Ausstellung, die das Thema Kindheit in einen künstlerischen Kontext stellen sollte. Und damit eine Erweiterung museumspädagogischer Konzepte hin zu einem Erfahrungsraum, in dem sich Kinder und Erwachsene zu etwas austauschen können, in dem die einen noch stecken und das die anderen dadurch für sich besetzen, dass sie vor allem immer alles besser wissen.
Vielleicht liegt einer der größten Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen darin, dass das Fragenstellen auf völlig natürliche Weise zum Kindsein gehört, ab einem bestimmten Alter jedoch eher als Schwäche interpretiert wird. Die hier versammelten Arbeiten von mehr als vierzig internationalen Künstlerinnen und Künstlern besitzen diese Qualität – sie hinterfragen die Kindheit als persönliche Erfahrung genauso wie als gesellschaftliches Phänomen. Und sie begeben sich damit auf Augenhöhe, manchmal im wörtlichen Sinn, zu einem kindlichen und doch ganz und gar nicht kindischen Publikum. Wir Erwachsenen sollten uns diesen Fragen ebenfalls stellen und zulassen, dass sich da- durch vielleicht sogar noch mehr Fragen vor uns auftun.
- Michael Buhrs
Das Buch ist im Kerber Verlag erschienen und ab dem 6.11.2015 im Museumsshop erhältlich.
FRIDAY LATE in der Villa Stuck, 6.11.2015 ab 18 Uhr, Eintritt frei
18:30 Uhr: Führung durch die Historischen Räume
20:30 Uhr: Kuratorenführung durch die Ausstellung “Geh und spiel mit dem Riesen!”