Ihr Lieben,
in etlichen E-Mails wurde ich gebeten, die folgende Geschichte noch einmal zu erzählen, ein Wunsch, den ich gerne erfülle:
"Der Junge, der den Wind einfing"
"Viele von uns beginnen mit etwas Neuem erst dann, wenn sie genau wissen, dass es auch sicher funktioniert. Was dazu führt, dass viele Wünsche niemals realisiert werden.
Bei gewaltigen Problemen, wie z.B. der Energiegewinnung, fühlen wir uns meist ziemlich machtlos. Viele würden vielleicht gerne etwas ändern - aber als Einzelner?
Ja, wenn die anderen, dann ... .
Doch es gibt immer wieder auch Menschen, die deutlich schlechtere Voraussetzungen und praktisch keine Chance haben - und trotzdem weitreichende Veränderungen schaffen. Wie zum Beispiel William Kamkwamba.
William stammt aus Malawi und ist Anfang 20. Malawi ist ein Land in Südostafrika, in dem mehr als 86 Prozent der Bevölkerung keinen oder einen nur sehr eingeschränkten Zugang zu Bildungseinrichtungen und Gesundheitsfürsorge haben. Die durch-schnittliche Lebenserwartung liegt bei 46 Jahren und die Ernährungslage ist für die meisten Einwohner katastrophal.
Da seine Eltern nach einer verheerenden Dürreperiode das Schulgeld nicht mehr bezahlen konnten, musste William 2001 die Schule verlassen. Aber er gab nicht auf und lernte mit Büchern aus der Dorfbücherei und anhand der Mitschriften seiner ehemaligen Schulkameraden weiter. Dabei kamen ihm auch Skizzen über eine Windmühle in die Hände. Er beschloss, eine solche zu bauen, um endlich auch Strom zuhause zu haben.
Als er begann, einen schwindelerregend hohen Turm aus Gummiholz zu bauen und aus Schrott, alten Fahrradteilen, einem alten Stoßdämpfer, einem Traktormotorteil, einem Kugellager aus einer Erdnussmühle und geschmolzenen PVC-Rohren als Rotorblätter ein Windrad zu basteln, wurde er zuerst belächelt. Dann verspottet und vermutlich von allen Dorfbewohnern für verrückt gehalten.
Mit "seinem Windrad" brachte er tatsächlich eine Glühbirne zum Leuchten. Trotz der vielen guten Ratschläge, dass dies alles Nonsens sei, verbesserte der 14-jährige William seinen "Prototyp aus Müll" kontinuierlich. Und er baute eine Batterie ein, um den gewonnenen Strom zu speichern. Und eines Tages brannte in seinem Zimmer abends - zur Verwunderung vieler (vermutlich aller) Dorfbewohner - Licht.
Was ihm nach dem Spott jetzt auch noch jede Menge Neid einbrachte.
Mittlerweile hat jedes Haus in William‘s Heimatdorf Wimbe Licht durch eine solche Anlage. Zudem schöpfen Windmühlen Wasser und eine solarbetriebene Pumpe füllt die Wassertanks aus dem Dorfbrunnen. Dass die Kritiker inzwischen verstummt sind - und jetzt vermutlich alle schon immer wussten, dass in William etwas Besonderes steckt - dürfte klar sein. ;-)
William Kamkwamba ist in seiner Heimat heute berühmt. Dank eines Stipendiums studiert er in Johannesburg und plant die Gründung einer Firma zum Bau von Windrädern in Afrika. Auf seinem Blog (LInk ist unten zu finden) sammelt er Spenden für den Wiederaufbau seiner alten Grundschule. Und er hat ein Buch über seine Geschichte geschrieben, dessen deutsche Übersetzung „Der Junge, der den Wind einfing: Eine afrikanische Heldengeschichte“ heißt.
In einem Interview wurde er einmal gefragt, wovon er noch träumt. Seine Antwort:
Afrika soll aus eigener Kraft leuchten!Auf die Frage, wie das bloß gehen soll, meinte er lapidar:
Hätte ich damals über diese Frage nachgedacht, dann hätte ich nie damit begonnen mein Windrad zu bauen.http://williamkamkwamba.typepad.com/
Ihr Lieben,
diese Geschichte ist ein ganz wunderbares Beispiel dafür, was es im praktischen Leben bedeutet, sich nicht entmutigen zu lassen.
Das, was mich so oft traurig macht, ist die Tatsache, dass junge Menschen oft tolle Ideen haben, aber nur wenige ihnen zutrauen, die Ideen auch verwirklichen zu können.
Aber statt dann wenigstens den Mund zu halten, entmutigen diejenigen, die an den Erfolg nicht glauben, diese feinen jungen Menschen auch noch.
Dabei können wir unseren Kindern und Enkelkindern nichts Besseres tun, als sie wieder und wieder zu ermutigen. Die ERMUTIGUNG ist eines der wichtigsten Dinge, die wir unseren Kindern und Enkelkindern mitgeben können, wenn wir möchten, dass sie zu starken selbstbewussten Persönlichkeiten heranreifen.
Und die Ermutigung kostet nicht viel: Ein paar aufmunternde Worte, das Angebot der Hilfestellung (Wie kann ich Dir helfen?) und Worte, die zeigen, dass wir an unsere Kinder und Enjkelkinder glauben, helfen unseren Kinder und Enkelkindern auf ihrem Weg zu ihrem Ziel.
Und sollten sie tatsächlich ein Ziel nicht erreichen, können wir ihnen dabei helfen, indem wir ihnen klarmachen, dass sie durch das Ansteuern des bisherigen Ziels bereits viel gelernt haben, und wir können sie beim nächsten Ziel wieder unterstützen.
Auch Euch selbst, Ihr Lieben, wünsche ich von Herzen recht viel Mut und Zuversicht auf Eurem, Weg zu Eurem Ziel.
Ich wünsche Euch heute einen fröhlichen sonnigen Sonntag und grüße Euch ganz herzlich aus Bremen vom Weserstrand.
Seid ganz lieb gegrüßt
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt