Von Stefan Sasse
Die Union jammert: seit Guttenbergs Rücktritt hat man zwei Prozentpunkte verloren, die Partei erreicht in Umfragen nur noch 33%, so schlecht wie seit drei Monaten nicht mehr. Mit Guttenberg, so der O-Ton, habe man den "Garanten für hohe Zustimmungswerte in der Bevölkerung" verloren. So sehr es sich auch sträubt, der Union in ihrer so dunklen Stunde beizustehen - es ist alles halb so schlimm. Die Vorstellung von den Guttenberg-Wählern führt total in die Irre, und es gibt auch ein historisches Beispiel, das sehr gut passt.
Zuerst die rein mathematische Beruhigung: das Fehlerspektrum der Demoskopen liegt bei +/-3%. Das heißt, dass die zwei Prozent Guttenberg-Wähler, die der Union seit dem Rücktritt abhanden gekommen sind, genausogut eine statistische Unreinheit sein können und es wahrscheinlich auch sind. In zwei Monaten ist Guttenberg Schnee von gestern.
Dann die Beruhigung der Befragungen: schwindelerregende 74% der befragten Deutschen denken, dass die Union durch den Rücktritt Guttenbergs geschwächt wurde. Selbstverständlich wurde sie das. Zeitweise. Aber die Wahl ist im Herbst 2013, und bis dahin sind es noch über zwei Jahre, in denen viel Gras über die Guttenbergsache wachsen wird. Im Sommer 2013 werden in einer Umfrage 74% der Deutschen nicht mehr wissen, welches Amt Guttenberg überhaupt hatte.
Und schließlich der historische Präzedenzfall. Bei der Bundestagswahl 1969 gewann die SPD so viele Stimmen hinzu, dass es knapp für die sozialliberale Koalition reichte. Die Demoskopen waren sich einig: dieser Erfolg und damit die Regierungsmehrheit war Wechselwählern zuzuschreiben, die normalerweise Union wählen würden, aber wegen dem damaligen SPD-Wirtschaftsminister Professor Schiller zur SPD gekommen waren. Auf 4% bezifferten die Demoskopen diese Wählerschicht, die man "Schiller-Wähler" nannte. In den Kommentaren der damaligen Leitmedien liest man deswegen auch beständig, dass ein Wegfall Schillers jene 4% und damit die Regierungsmehrheit kosten würde.
Im Sommer 1972 trat Minister Schiller nach wochenlangen, äußerst zermürbenden Querelen innerhalb des Kabinettes (gegen die Guttenbergs Auswüchse wie ein laues Lüftchen wirken) zurück und später aus der SPD aus. Zusammen mit der Wirtschaftswunder-Legende Erhardt machte er Wahlkampf für die Union und geißelte die Wirtschaftspolitik der SPD. Die Wahl im November 1972 gewann die SPD mit dem besten Ergebnis ihrer Geschichte.
Also keine Bange, liebe Unionspolitiker: Guttenberg wird euch bei der Bundestagswahl 2013 keine Stimmen kosten. Das habt ihr euch schon alles ganz alleine zuzuschreiben.
Die Union jammert: seit Guttenbergs Rücktritt hat man zwei Prozentpunkte verloren, die Partei erreicht in Umfragen nur noch 33%, so schlecht wie seit drei Monaten nicht mehr. Mit Guttenberg, so der O-Ton, habe man den "Garanten für hohe Zustimmungswerte in der Bevölkerung" verloren. So sehr es sich auch sträubt, der Union in ihrer so dunklen Stunde beizustehen - es ist alles halb so schlimm. Die Vorstellung von den Guttenberg-Wählern führt total in die Irre, und es gibt auch ein historisches Beispiel, das sehr gut passt.
Zuerst die rein mathematische Beruhigung: das Fehlerspektrum der Demoskopen liegt bei +/-3%. Das heißt, dass die zwei Prozent Guttenberg-Wähler, die der Union seit dem Rücktritt abhanden gekommen sind, genausogut eine statistische Unreinheit sein können und es wahrscheinlich auch sind. In zwei Monaten ist Guttenberg Schnee von gestern.
Dann die Beruhigung der Befragungen: schwindelerregende 74% der befragten Deutschen denken, dass die Union durch den Rücktritt Guttenbergs geschwächt wurde. Selbstverständlich wurde sie das. Zeitweise. Aber die Wahl ist im Herbst 2013, und bis dahin sind es noch über zwei Jahre, in denen viel Gras über die Guttenbergsache wachsen wird. Im Sommer 2013 werden in einer Umfrage 74% der Deutschen nicht mehr wissen, welches Amt Guttenberg überhaupt hatte.
Und schließlich der historische Präzedenzfall. Bei der Bundestagswahl 1969 gewann die SPD so viele Stimmen hinzu, dass es knapp für die sozialliberale Koalition reichte. Die Demoskopen waren sich einig: dieser Erfolg und damit die Regierungsmehrheit war Wechselwählern zuzuschreiben, die normalerweise Union wählen würden, aber wegen dem damaligen SPD-Wirtschaftsminister Professor Schiller zur SPD gekommen waren. Auf 4% bezifferten die Demoskopen diese Wählerschicht, die man "Schiller-Wähler" nannte. In den Kommentaren der damaligen Leitmedien liest man deswegen auch beständig, dass ein Wegfall Schillers jene 4% und damit die Regierungsmehrheit kosten würde.
Im Sommer 1972 trat Minister Schiller nach wochenlangen, äußerst zermürbenden Querelen innerhalb des Kabinettes (gegen die Guttenbergs Auswüchse wie ein laues Lüftchen wirken) zurück und später aus der SPD aus. Zusammen mit der Wirtschaftswunder-Legende Erhardt machte er Wahlkampf für die Union und geißelte die Wirtschaftspolitik der SPD. Die Wahl im November 1972 gewann die SPD mit dem besten Ergebnis ihrer Geschichte.
Also keine Bange, liebe Unionspolitiker: Guttenberg wird euch bei der Bundestagswahl 2013 keine Stimmen kosten. Das habt ihr euch schon alles ganz alleine zuzuschreiben.