Der innere Nazi geht Gassi

Aufgewachsen ist er an der Straße der Gewalt, später engagierte er sich kommunalpolitisch, dann aber ging alles daneben: Hans Püschel, bis zu diesem Tage sozialdemokratische Bürgermeister der Gemeinde Krauschwitz im von NPD-Bundesschornsteinfegerführer Lutz Battke beherrschten Burgenlandkreis, stiefelte zum NPD-Bundesparteitag in Hohenmölsen in der Nachbarschaft, um sich selbst ein Bild zu machen, wie glaubte. Als er das hatte, machte der 62-Jährige es öffentlich: Er habe in den Redebeiträgen „kaum einen Satz gefunden, den ich nicht selbst hätte unterschreiben können“, führte er seinen inneren Nazi Gassi - und stellte den "bizarren Brief" (Die Zeit) auf eine Website der SPD. Gut gefallen habe ihm zum Beispiel die NPD-Idee eines Ehestandsdarlehens mit Teilerlass bei Kinderzuwachs, das ihm „noch von DDR-Zeiten in angenehmer Erinnerung“ sei, lobte Püschel, der weder verwandt noch verschwägert mit dem früheren Parteichef der Sozialdemokratie im westlichsten der östlichen Bundesländer ist.
Die Affäre zog mit Verzögerung Kreise. Die NPD applaudierte. Altermedia veröffentlichte den Brief. Der "Tagesspiegel"-Sonderkorrespondent Rechte Gefahr, der bei Altermedia im Stundentakt nach neuen Sauereien schaut, rief an. Püschel gestand, den Brief geschrieben zu haben. Mit dem flauen Argument, ihn habe die „zentrale Stimmungsmache gegen die NPD gestört“, versuchte er zu entschuldigen, warum er nicht zur Protestkundgebung gegen rechts gegangen war, zu der Ministerpräsident Wolfgang Böhmer und zwei seiner mutigen Minister in den weltvergessenen Zipfel im früheren Braunkohleland eingeflogen worden waren. Bunte Bänder gegen rechts, geknüpft von Funktionsträgern der Parteien und Kostgängern ihrer Fördermittelprogramme zur Stärkung der Einheitlichkeit der Zivilgesellschaft, so Püschel, seien doch nur „Symbolpolitik“.
Nach Recherchen des hauptstädtischen Tagesspiegel, der ganz nah dran ist, stehen die Sozialdemokraten in Sachsen-Anhalt nun "unter Schock". In der SPD sei "man fassungslos über Püschels Verharmlosung", konnte die Magdeburger Volksstimme parallel herausfinden, ohne die Anonymität von "man" lüften oder quantifizieren zu müssen. Es klang, als sei eine erste Selbstmordserie gerade noch verhindert worden. Doch die Partei, durch die frische Liebesbeziehung von Bundesparteichef Sigmar Gabriel zu einer besserverdienenden Magdeburger Zahnärztin gerade auf dem Weg zu neuer innerer Stärke, weiß nicht weiter. „Ich bin entsetzt“, diktierte der derzeit noch amtierende SPD-Vizechef und Innenstaatssekretär Rüdiger Erben, der bereits vor Monaten jeden Diktaturenvergleich im Bundesland untersagt hatte, um den Rechten nicht in die Hände zu spielen.
Als Kenner seiner Partei, in deren Auftrag er vom Ministerstuhl auf den des Bürgermeisters von Teuchern zu hoffen gedenkt, noch ehe eine von ihm in einem Parlamentsausschuß vorgebrachte Lüge endgültig auffliegt, habe er erst an einen „Fake der NPD“ geglaubt. Denen sei ja alles zuzutrauen, sogar die Erfindung von SPD-Bürgermeistern. Dann aber habe sich herausgestellt, dass der Genosse aus Krauschwitz sich bei der NPD in der Tat "wie auf einem SPD-Parteitag" gefühlt habe.
Ein Unding. Er selbst könne das aus der Ferne zwar nicht beurteilen, der er sei noch auf keinem NPD-Parteitag gewesen, halte es aber für ein "falsches Signal", das "etliche SPD-Mitglieder und -Wähler verstört" habe, die nun nicht mehr ein und aus wüssten. Nun sei zu befürchten, "dass die Rechtsextremen Püschels Worte im Wahlkampf ausschlachten", warnte Erben davor, aus Püschel per Parteiausschlussverfahren einen Märtyrer zu machen. Lieber wolle er den 20 Jahre älteren, der unter "großer Naivität" (Erben) leide, ins Gewissen reden und ihm die Chance geben, sich über die Wahrheit zu informieren, wie sie in den führenden Dokumenten der Partei niedergeschrieben sei. "Ich werde ihm noch heute die Erkenntnissammlung zusenden, die die SPD-Innenminister der Länder über die NPD zusammengestellt haben."


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