Bei einer Wanderung auf den Hochkarfelderkopf verbindest du zwei kaum begangene Steige zur einsamen Rundtour.
Ganz im hintersten Lammertal verbirgt sich ein fast vergessenes Wanderparadies. Keine Hütte versorgt hier die Bergsteiger, keine Quelle löscht den Durst. Die Wege sind steil, teilweise verfallen und drohen in Vergessenheit zu geraten. Zwei dieser alten Steige sind der Scharfe Steig und der Passrucksteig. Sie treffen sich am Hochkarfelderkopf und lassen sich zu einer anspruchsvollen Wanderung verbinden.
Dich erwartet eine Rundtour, die dich durch goldene Buchenwälder und steile Wiesenhänge über die schroffe Südseite auf einen einsamen Gipfel im Tennengebirge führt.
Toureninfos: Wanderung auf den Hochkarfelderkopf (2.218 m) über Scharfen Steig und Passrucksteig
- Anstieg: 1.300 Höhenmeter
- Abstieg: 1.300 Höhenmeter
- Länge: 12 Kilometer
- Ausgangspunkt: Parkplatz beim Lammertallift (Anreise planen)
- Schwierigkeit: mittel. Kurze ausgesetzte, nicht seilversicherte Passagen beim Aufstieg über den Scharfen Steig und beim Abstieg über den Passrucksteig auf der Höhe des Wasserfalls. Da vor allem der Passrucksteig sehr selten begangen wird, ist er an manchen Stellen stark verwachsen. Unbedingt auf den Wegverlauf achten.
- Route: Vom Parkplatz folgst du kurz der Straße weiter ins Tal hinein und zweigst an der ersten Kreuzung rechts ab (Beschilderung Lammertalrundweg). Die Straße endet bei vier Häusern und du wanderst auf einem Karrenweg (Gatter) weiter. Flach geht’s entlang des weiten Talbodens hinein, bis rechts der Scharfe Steig abzweigt. Diesen 1.000 Höhenmeter steil hinauf bis auf die Edelweißscharte. An der Edelweißscharte erneut nach rechts über die Hochkarfelderköpfe zum Hochkarfelderkopf (2.218 m). Vom Gipfel kurz den Aufstiegsweg retour und an einer Scharte an der Nordseite der Riffel links hinab auf das Karstplateau unterhalb des Hochkarfelderkopfs (Steinmänner und alte Markierungen). Nun über den Passrucksteig zurück ins Tal. Sei vor allem im oberen Abschnitt wachsam, damit du den Steig in den Latschen nicht verlierst. Der Passrucksteig windet sich über wunderschöne Wiesenhänge und dann steil entlang des Ruckwasserfalls zu einem Forstweg hinab. Über den Forstweg zurück ins Lammertal.
- Beste Jahreszeit: Juni bis in den Spätherbst. Im Frühjahr halten sich unterhalb des Hochkarfelderkopfs oft lange Altschneefelder (Achtung auf Dolinen).
- Anreise: Von Abtenau oder der A10 via St. Martin am Tennengebirge kommend Richtung Lungötz und dort zirka 2 km ins Lammertal. Parken kann man beim Lammertallift (keiner Schlepplift).
- Den GPS-Track zur Tour findest du hier!
- Tipp: die Tour lässt du am besten bei einem Bier und traditioneller Lammertaler Küche im Gasthof Wildau ausklingen.
Alte Wege neu entdecken
Es waren vor allem die Jäger, die die alten Steige im Tennengebirge etabliert haben. Viele dieser wilden Jägersteige winden sich durch die weiten Wiesenhänge, Latschengürtel und schrofigen Gipfelaufbauten. Sie wurden (und werden) hauptsächlich für die Jagd auf Gämse genutzt, die in den weiten Karen und steilen Rinnen grasen.
Zwei dieser alten Steige sind der Scharfe Steig und der Passrucksteig. Ersterer führt steil, ja in fast direkter Linie aus dem Lammertal auf die Edelweißscharte. Zweiterer zieht über die Südostseite auf den Hochkarfelderkopf. Dem Scharfen Steig habe ich hier übrigens einen eigenen Beitrag gewidmet.
Beide Wege streift die Sonne schon früh am Morgen. Am entspanntesten wandert man am Hochkarfelderkopf im Frühsommer oder im Herbst. Im Hochsommer ist es in den steilen Wiesen oft brütend heiß – denn kein Baum spendet hier Schatten und nur an einer einzigen, winzigen Quelle kannst du im Abstieg deinen Durst löschen.
Ganz im hintersten Lammertal, dort wo die steilen Flanken des Tennengebirges den Talboden einkesseln, zieht der Scharfe Steig zur Edelweißscharte hinauf.Wer im Frühsommer zu einer Wanderung auf den Hochkarfelderkopf aufbricht, streift vorbei an blühenden Glockenblumen, Heidekraut, Disteln und Almrosen. Schmetterlinge und Hummeln segeln von Blüte zu Blüte, im Tal grasen Kühe, auf den Bergrücken die Schafe, Bienen summen und Heuschrecken springen auf, wenn du die Schuhe ins Gras setzt.
Im Herbst sind die Gräser trocken, die Natur noch stiller und die orangen Blätter der Buchen tauchen das Lammertal in goldenes Licht.
Steiler Einstieg: Über den Scharfen Steig auf den Hochkarfelderkopf
Ein letztes Mal weitet sich der Talboden, ehe die Flanken des Tennengebirges das Lammertal gänzlich einkesseln. Der Aufstieg über den Scharfen Steig ins Tennengebirge könnte abwechslungsreicher nicht sein: Unten ursprüngliche, dichte Mischwälder, darüber steile Latschen- und Wiesenhänge, die in felsdurchsetzte Gipfel übergehen. Nichts deutet noch darauf hin, dass sich ganz oben ein 280 km² weites Karstplateau erstreckt – einer Mondlandschaft gleich.
Der Scharfe Steig beginnt direkt am trockenen Bachbett der Lammer hinter den Feldern der letzten Bauern im Lammertal. Dort, wo alte Stacheldrahtzäune die Kulturlandschaft von der wilden Berglandschaft abgrenzen, tritt man den steilen Anstieg an. 1.000 Höhenmeter überwindet der Scharfe Steig auf nur drei Kilometern.
Wer im Frühsommer zu einer Wanderung auf den Hochkarfelderkopf aufbricht, streift vorbei an blühenden Glockenblumen, Heidekraut, Disteln und Almrosen.Auf den ersten Höhenmetern windet sich der Scharfe Steig in Serpentinen durch den Wald. Der Untergrund ist weich von den Blättern der Buchen, die hier jeden Herbst zu Boden segeln und sich in lockeren Humus verwandeln.
Der Wald lichtet sich bald. Was nun vor einem liegt, ist ein scheinbar nicht enden wollender Grashang. Dieser Grashang ist so unverkennbar, dass er im Lammertal einen eigenen Namen hat. Wir nennen ihn den Grea Onga – den Grünen Anger.
Der Grea Onga zieht immer steil ansteigend bis zu den Südwänden des Edelweißkogels und der Hochkarfelderköpfe empor. In rhythmischen Rechts- und Linkskurven kreuzt der Weg die Bergwiese.
Erst scharf, dann sanft
Nach dem Grea Onga beginnt der anspruchsvolle Teil des Scharfen Steigs, der spätestens hier seinem Namen gerecht wird.
Es folgt ein ausgesetzter Quergang über grasbewachsene Schrofen. Zur Linken fällt das Gelände steil ab. Etwa 250 Höhenmeter arbeitest du dich in dieser Schwierigkeit (I) nach oben. Der Weg weicht bald nicht mehr nach links und rechts aus, sondern verläuft in direkter Linie über Graskuppen und kleinere Felsabsätze.
An der Edelweißscharte auf 1.950 Metern Seehöhe enden der Scharfe Steig und damit die Schwierigkeiten der Tour. Das Gelände flacht ab und die sanften Grasrücken des Edelweißkogels und der Hochkarfelderköpfe erheben sich um dich.
An der Edelweißscharte geht der Scharfe Steig in sanfte Grasrücken über.Ein Abstecher auf den Edelweißkogel dauert nicht lang, belohnt aber mit einer grandiosen Aussicht zum Gosaukamm und den Dachstein, in die Hohen Tauern und gegen Norden bis in die Stadt Salzburg. Zurück an der Edelweißscharte geht’s dem eigentlichen Tourenziel entgegen.
Wanderung über den Hochkarfelderkopf und seine Gefährten
Die Hochkarfelderköpfe, es sind ihrer vier, gehören bei uns in der Gegend zu den beliebtesten Tourenzielen. Die meisten Wanderer steigen aber nicht über den Scharfen Steig oder den Passrucksteig, sondern über Abtenau und die Laufener Hütte (nicht bewirtschaftet) auf. Den höchsten der vier Gipfel nennen wir einfach das Hehkoa (2.218 m).
Spätestens jetzt zieht sich die Wanderung auf den Hochkarfelderkopf. Denn dreimal muss man über die sanften Grasrücken kurz auf- und wieder absteigen, ehe man den Hauptgipfel erreicht.
Auf und ab über sanfte Grasrücken wandern wir dem Hochkarfelderkopf entgegen.Im Sommer begleitet dich das Blöken der Schafe und das Bimmeln ihrer Glocken. Im Herbst und im Winter fegt meist ein beißender Wind über die Grasberge.
Ist es windstill, lässt man sich am Gipfel gerne auf die weiche Bergwiese nieder und den Blick über das Plateau des Tennengebirges schweifen. Dorthin, wo vermutlich gerade auch niemand unterwegs ist.
Ist es windstill, kann man die Rast am Gipfel richtig genießen und den Blick über das weite Plateau des Tennengebirges schweifen lassen.Spurensuche am Passrucksteig
Komplett wird die Runde über den Hochkarfelderkopf, wenn du über den Passrucksteig zurück ins Lammertal absteigst. Der Passrucksteig ist mittlerweile aus fast allen digitalen topografischen Karten verschwunden. Er ist deshalb noch verwachsener und wilder als der Scharfe Steig, in Summe aber weniger anspruchsvoll aber nicht minder abenteuerlich!
Denn beim Abstieg musst du besonders gut darauf achten, den Weg nicht unter den Füßen zu verlieren.
Im Frühsommer versteckt er sich häufig unter Schneeresten, im Sommer überwuchert ihn hohes Gras, Latschen verdecken seinen Verlauf und am karstigen Untergrund sind Fußspuren schlecht erkennbar. Ein aufmerksames Auge und mein GPS-Track helfen, damit du den Rest der Tour auf Kurs bleibst.
Steinmänner und verblasste Markierungen weisen den Weg entlang des Passrucksteigs.Bei meinem letzten Besuch habe ich zur besseren Orientierung ein paar Steinmännchen hinterlassen. Vielleicht setzt du ja auch eines dazu und wir helfen zusammen, um den Steig möglichst lange zu bewahren.
Rosenblüten und eine kleine Quelle
Hast du dich am Gipfel sattgesehen, wanderst du den Aufstiegsweg ein kurzes Stück bis in die Scharte zwischen Hochkarfelderkopf und seinem Vorgipfel zurück. Dort leitet dich ein Wegweiser in den großen Kessel aus karstigem Kalk auf der Südseite des Hochkarfelderkopfs.
Rau und wasserzerfressen, von Höhlen und Dolinen durchzogen ist das Gestein unter deinen Füßen. Stürzen will man hier nicht. Denn der Fels ist messerscharf und die Dolinen bis zu 30 Meter tief.
Hier wird offensichtlich, was tief im Tennengebirge verborgen liegt. Der Gebirgsstock ist von einem weit verzweigten Höhlensystem durchzogen. Das erklärt auch, warum es am Plateau kein Wasser gibt. Der durchlöcherte Kalk saugt es nach Regenfällen sofort auf und gibt es erst im Tal wieder preis.
Scharfe Felsen. Im großen Karstkessel unterhalb des Hochkarfelderkopfs.Auf unserer Wanderung über den Hochkarfelderkopf finden wir nur eine einzige, kleine Quelle. Und zwar im Abstieg, bevor saftige Wiesen und Latschenfelder den felsigen Untergrund ablösen. Wir nennen dieses Rinnsal das Tischnwossa.
Mein Nachbar hat an der Quelle eine Tasse installiert, um das vom Kalk gefilterte Wasser richtig genießen zu können.
Das klare Wasser erfrischt und gibt Motivation für den weiteren Abstieg. Der Passrucksteig windet sich nun durch dichte Latschenfelder. Im Sommer wird es zwischen den dicken Nadeln brütend heiß. Ja am liebsten würde man dann gleich nochmal zum Tischnwossa aufsteigen.
Wer am Tischnwossa vorbeikommt, kann sich vor dem langen Abstieg ein letztes Mal erfrischen.Sind die Latschen aber einmal durchdrungen, läuft es sich auf den letzten Höhenmetern fast wie von selbst. Man kreuzt einen breiten Wiesenhang, der im Frühsommer von rosa blühenden Almrosen überzogen ist. Die Rosnleitn lautet sein treffender Name.
Ein Wasserfall – ohne Wasser
Nach der Rosnleiten wuchern die Gräser bald hüfthoch und der Passrucksteig liegt immer wieder verborgen unter dem dichten Blattwerk. Eine kurze, seilversicherte Passage führt am Ruckwasserfall entlang talwärts.
Eine kleine Sehenswürdigkeit ist der Wasserfall nur während der Schneeschmelze. Das restliche Jahr kullern lediglich einige Topfen über die von Algen bewachsene Felsplatte.
Auf der Rosnleitn blühen im Frühsommer die Almrosen. Im Herbst leuchtet das Gras und die Sträucher golden.Unterhalb des Ruckwasserfalls mündet der Passrucksteig in einen Forstweg, den man rechtshaltend zurück ins Lammertal folgt.
Noch mehr vergessene Wege…
findest du in der Tourensammlung der Haglöfs Hidden Trails. Sie beinhaltet die ganz persönlichen Lieblingswege der Haglöfs Markenbotschafter in ihren Heimatregionen.
Schau vorbei und lass sich zu einer Wanderung oder einem Trailrun abseits der bekannten Pfade inspirieren!
Auf den Bilder trage ich übrigens die neue L.I.M.-Kollektion von Haglöfs.