Von Heide Seele
Heidelberg. Wanderer auf dem Heiligenberg in Heidelberg kennen die wahrscheinlich zwischen 450 und 250 v. Chr. von den Kelten angelegten Ringwälle. Rote Sandsteinblöcke weisen auf die einstigen Befestigungen hin. Hier hatten die Kelten gesiedelt und den unteren Neckarraum beherrscht. Reiche Funde aus dem 6. bis 1. vorchristlichen Jahrhundert wie hauswirtschaftliche Geräte, Gefäßscherben, Mahlsteine belegen ihr Wirken. Aber nicht nur Heidelberg, ganz Baden-Württemberg steht dieses Jahr im Zeichen der von Herodot so genannten "keltoi". Den Höhepunkt wird ab 15. September die große Landesausstellung in Stuttgart "Die Welt der Kelten. Zentren der Macht - Kostbarkeiten der Kunst" bescheren. In Heidelberg beteiligen sich neben dem Kurpfälzischen Museum auch das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität sowie der Förderkreis Archäologie in Baden an dem Projekt.
Filigran gearbeitet: 'Situla' heißt dieser Bronzegriff eines Antennendolches. Er war eine Beigabe aus einem zerstörten 'Fürstengrab'. Foto: Friederike Hentschel
Einen informativen Einstieg in die historische Materie ermöglicht die von Dr. Renate Ludwig, Leiterin der Archäologie-Abteilung des KMH, organisierte Kabinettausstellung im Kurpfälzischen Museum: "Kelten am Fluss - Handel und Verkehr am Unteren Neckar" heißt die Schau, die zum ersten Mal alle in der Region entdeckten bedeutenden Ausgrabungen aus besagtem Zeitraum gebündelt vorstellt. Den Mittelpunkt gibt der Heiligenberg mit seinen Funden ab, aber auch in den Stadtteilen Neuenheim und Bergheim spürten Archälogen viele Objekte auf. Sie liegen in den Vitrinen aus und werden durch Texttafeln ergänzt, so dass der Besucher punktuelle Einblicke in die Lebenssituation dieses Stammes erhält, der seine Spuren in ganz Europa hinterließ, über den man aber immer noch zu wenig weiß, zumal schriftliche Zeugnisse fast vollständig fehlen.
Doch auch die überwiegend aus Museumsbesitz stammenden Gegenstände, ergänzt durch Leihgaben, sind aussagekräftig - allerdings nicht für "die Kelten", wie Renate Ludwig unterstrich, denn die Objekte dokumentieren primär einige Aspekte ihres Fernhandels.
So erfährt man, dass die Region Rhein-Neckar zu keltischer Zeit ein Verkehrsknotenpunkt war, dass Handel, Wirtschaft und Fernkontakte auf Wasserstraßen verliefen und der Neckar die wichtige Verbindung zur großen Wasserstraße Rhein abgab.
Der Hackteufel im Neckar stellte dabei bis weit ins 20. Jahrhundert ein Hindernis dar. Die Vernissagegäste erfuhren, wie Weinamphoren über den Wasserweg nach Ladenburg gelangten oder Würz- und Duftstoffe über die Alpen in die hiesige Gegend kamen.
Als bedeutendsten Fund im Rhein-Neckar-Raum bezeichnete die Archäologin den sogenannten "Heidelberger Kopf", der 1893 in Bergheim entdeckt wurde. Attraktiv ist aber auch der aus Privatbesitz stammende Prunkdolch aus dem Fürstengrab bei Brühl, das in den 1960er Jahren geplündert wurde.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Grabbeigaben mit Münzen und Schmuckstücken. Imposant ist der große Mahlstein aus Basalt oder der doppelpyramidenförmige Spitzbarren vom Heiligenberg. Ihm gebührt als einstigem Machtzentrum der Kelten besondere Beachtung.
Neben einem Riesenschwert aus Eisen und baulichen Fragmenten, etwa vom Vierschanzeneck in Ladenburg, belegen manche Stücke auch die Inspiration der Kelten durch Künstler aus dem Mittelmeerraum.
Bei der Eröffnung der Schau im überfüllten Festsaal des Kurpfälzischen Museums hatte Direktor Dr. Frieder Hepp den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim und zwei privaten Leihgebern für ihre Unterstützung gedankt, und Dr. Martin Schönfelder vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz hielt einen Vortrag zum "Kult der Kelten".
Info: Die Kabinettausstellung im Kurpfälzischen Museum Heidelberg läuft bis zum 26. August. www.museum-heidelberg.de
via Die Rhein-Neckar-Zeitung im Web - Kultur Regional - Der Heiligenberg war ein Machtzentrum.