In Verbindung mit der Idee hinter dem Projekt eat drink think sing, war es mir ein Glücksmoment, ein Licht ging auf, als ich mich den stetigen Summen Glenn Goulds entsann und mögliche künstlerische und inhaltliche Verknüpfung überlegte. Dieser großer Pianist sang immer und – wie er meinte – unbewusst musste immer singen.
Wie einige Individuen, die viel aufnahmen, viel in sich trugen, viel zum Ausdruck bringen wollten und scheinbar viel zu sagen hatten, starb er viel zu früh. Dennoch spielte er sehr viele Rollen – mit viel Lob und mit viel Kritik.
Er spielte die Rollen der Dekan der Britischen Dirigenten, Sir Nigel Twitt-Thornwaite, der Taxifahrer Theodore Slutz aus Brooklyn Heights, New York und des deutschen Komponisten und Kritikers Dr. Karlheinz Klopweisser. Er sang fast immer, genau in der Momente, wo man seine Stimme nicht hören wollte. Aber vor allem spielte er – mit viel Lob und mit ebenso viel Kritik – das Klavier.
Seine Haltung war ungewöhnlich, für die meisten Pianisten ja unmöglich. In jungen Jahren schlug ihn sein Lehrer vor, die Klaviertastatur, anstatt zu schlagen, zu streichen. Hierfür ist eine ganz andere Haltung nötig, als was man von Pianisten kennt und auch für seine Haltung ist wohl aufgefallen.
Darüber, dass er während des Klavierspiels summte kann man sicherlich einiges aus der Bereich der Psychologie schließen und schreiben. Ich ziehe aber vor, mich über die Seele und der Rausch des Daseins zu äußern und erlaube mir hiermit, Verbindungen herzustellen.
Glenn Gould wurde in Toronto, Kanada am 25. September 1932 als Glenn Herbert Gold geboren. Um Verwechslung mit Juden zu vermeiden übernahm die Familie um 1939 den Namen Gould und wenn Glenn gefragt würde, ob er Jude sei, antwortete er mit: ‘nur während den zweiten Weltkrieg’. Seine Ur-ur-urgroßeltern mutterlicherseits waren zugleich die Großeltern Edvard Griegs. Seine erste Klavierstunden erteilte ihn der eigenen Mutter, und, obwohl seine Eltern ihn die Zeit geben wollten, sich als Kind zu entwickelt, bevor eine Musikkarriere ihre Bahn nimmt, mit 13 verdiente er sein erstes Geld mit der Musik und mit 15 spielte er sein erstes Klavierkonzert.
Nach einem sehr lebendigen Musikleben entfernte er sich von der Bühne und gab sein letztes Konzert in 1982. Danach widmete er seiner Energie das Schreiben und die Aufnahme von mehreren Schallplatten.
Kurz vor seinem 50. starb er an den Folgen eines Schlaganfalls.
Eine kurze – relativ – aber bewegtes und energiereiches Leben, wie ich meine.
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Das Heft zum Tanztheaterstück „Glenn Gould“ ist hier.
Glenn Gould Archive im Library and Archives Canada