Der Gentechnik-Kaiser ist nackt

Was wurde uns nicht alles versprochen, damals, Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, als die Gentechnik das als nächste ganz große Ding gefeiert wurde. Sie sollte mit neuartigen Gentherapien unheilbar Kranke heilen und dank genmanipulierter Wunderpflanzen den Hunger der Welt stillen. Nachdem nun viele Milliarden an Forschungsgeldern verbrannt wurden, steht fest: Die Gentechnik hat nicht gehalten, was die Genforscher versprochen haben. (Erinnert irgendwie an das vorletzte ganz große Ding namens Atomkraft) Noch immer gibt es keine sicher funktionierende Gentherapie, im Gegenteil, viele Versuche wurden wieder aufgegeben, weil sie zu gefährlich waren. Ja, es gibt einige Ansätze, etwa in der Krebstherapie, aber so richtig funktioniert das alles noch immer nicht, und vor allem sind die Verfahren unglaublich aufwendig und sehr, sehr teuer.

Und auch die nächste „grüne Revolution“ in der Landwirtschaft ist ausgeblieben – die meisten Genpflanzen erwiesen sich als jämmerliche Rohrkrepierer. Statt besserer Erträge bei weniger Bewässerung und einem geringeren Düngemittel- und Gifteinsatz haben sie im Gegenteil zu einem verstärkten Einsatz von Herbiziden und Pestiziden geführt und die Ernten sind auch nicht besser geworden.

Der Gentechnik-Kaiser ist nackt

Gentechnikfreie Balkonbepflanzung

Aber das ist nicht das einzige Problem, mit dem die Bauern kämpfen müssen, die in der Hoffnung auf bessere Erträge auf gentechnisch verändertes Saatgut gesetzt haben. Sie haben sich verschuldet, um das teurere Saatgut und die dazugehörigen Agrarchemikalien kaufen zu können und verdienen nun nicht genug, um die Kredite zurück zu zahlen. Allein in Indien sollen sich mehrere Hunderttausend hochverschuldete Kleinbauern angesichts ihrer hoffnungslosen Situation umgebracht haben. Damit nicht genug führt der Einsatz von herbizidresistenten Pflanzen nicht nur dazu, dass mehr und stärkere Unkrautkiller verwendet werden, die sich im Boden anreichern und die ganzen dort lebenden Mikroorganismen gleich mit vernichten, was wiederum zu einer schlechteren Qualität des Ackerbodens führt. Außerdem bedrohen die Gifte über die Nahrungskette auch Tiere und Menschen. Und schließlich lernt auch die Natur dazu: genau wie immer mehr gegen Antibiotika resistente „Supererreger“ auftauchen, gibt es inzwischen unempfindliche „Superunkräuter“ und „Superschädlinge“, denen mit herkömmlichen Herbiziden bzw. Pestiziden nicht mehr beizukommen ist. Damit ist die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht in den betroffenen Gebieten in einer bisher nicht gekannten Weise bedroht.

Der Gentechnik-Kaiser ist nackt“ lautet der Titel einer Global-Citizens-Studie, die der NABU gestern in Berlin vorgestellt hat. Zahlreiche Wissenschaftler und Aktivisten von 21 NGOs haben darin ihre Erkenntnisse zusammen getragen und sind zu dem erwartbaren, aber dennoch frustrierenden Ergebnis gekommen, dass eine mächtige Industrie-Lobby mit falschen Versprechen teure, aber nutzlose Technologien verkauft hat, die so ziemlich alle Probleme, die sie zu lösen vorgaben, verschlimmert haben. Es wäre an der Zeit, endlich auf Albert Einstein zu hören: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“



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