Der Frühling ist da. Eines Tages, zwar erwartet und ersehnt, letztlich dann doch aber wieder ganz plötzlich wurde es nachts nicht mehr wirklich kalt. Die Sonne prickelte auf der nackten blassen Haut, die Sonnenbrille wurde hervorgekramt, Shorts von Mottenkugelgerüchen befreit, Lichtschutzfaktoren studiert… Man empfindet stärker, bewusster, nimmt Gerüche und Geräusche wahr, die der Winter unterdrückt hatte. Ihr Frühling ist vermutlich bunt und grün, warm und feucht. Mein Frühling hat Flügel.
Diese Woche war Gartenarbeit angesagt. Weil ich die letzten drei Jahre eher malad durchs Leben gekrebst bin, mich jetzt aber wieder fit und voller Tatendrang fühle, hieß es mit steigenden Temperaturen: Ab ins Beet! Büsche und Sträucher stutzen, Bäume schneiden, Rasenkante setzen, das erstemal mähen und und und. Mittendrin statt nur dabei waren Snoopy sowie das Spatzen- und Meisengeschwader. Und natürlich das Amselpärchen, das in meiner fast sechs Meter hohen einzeln stehenden Thuja auch dieses Jahr wieder Wohnung bezogen hat. Mietfrei natürlich. Auch auf Kostgeld für die Leckereien, die auf dem Komposter landen, verzichten die Schwarzröcke großzügig. Dafür werde ich vom Ahorn herunter angepöbelt, wenn ich meinen Kaffee in zu geringer Nestdistanz trinke. Machtworte meinerseits verhallen ungehört. Also rücke ich ab, schließlich bin ich ein netter Mensch, sanftmütig, minderheitentolerant und konfliktscheu. Naja, tierlieb wohl auch irgendwie.
Wie gesagt, waren an den letzten Tagen schwielige Hände, zerkratzte Finger und tiefschwarze Fingernägel angesagt. Der Ahorn wurde fünf Meter kürzer und deutlich schmaler, was das Geschwader lautstark protestierend zur Kenntnis nahm. Auch zwei weitere verholzte Irgendwasse mussten bis auf die Grundmauern heruntergeschnitten werden, um noch auf Lebensrettung hoffen zu können. Das kenne ich ja: Mit Chemiebomben auf böse Zellen respektive – in diesem Fall – mit der Astschere auf morsches Geäst. Traurig sieht das nun aus, was nicht nur meine Nachbarin entsprechend kommentierte. Auch meine geflügelten Mitbewohner finden es unschön. Schön, vor allem aber lecker aber finden Sie das in Nullkommanix insektös belebte Gestrüpp, das nun auf zwei riesigen Haufen im Garten auf Irgendwas und Irgendwen wartet. Zerschnitten zu werden etwa. (Uli!? Hast Du dieses Wochenende nicht mal wieder Lust auf etwas Sonnenbräune?)
Richtig munter wird es in meiner Großvoliere, wenn ich morgens Snoopys Futter im Rasen verteile oder ihm den Napf auf die Terrasse stelle. Er liebt es, im Freien zu fressen und sucht sein Trockenfutter lieber mühsam zusammen, als es wesentlich einfacher und schneller aus einem Gefäß in sich hinein zu schaufeln. Jeder, wie er mag. Dass er dabei allerdings öfter mal den Kopf einziehen und sich mit so manchem Konkurrenten abfinden muss, irritiert diesen Stoiker nicht wirklich. So duldet er auch ausgiebige Badesessions in seinem Wassernapf, wartet geduldig, bis er an der Reihe ist, seinen Durst zu stillen. Er ist eben mein Hund. Gutmütig. Leises Knurren sei gestattet. Der Form halber.