Laos 1978: Trotz seiner 73 Jahre ist Dr. Siri Paiboun der erste und einzige Forensiker im ganzen Land. Und eigentlich würde er es sich gerne in der Nudelküche seiner 2. Frau, der Witwe Deng gemütlich machen, aber auf seinem Seziertisch befindet sich die Leiche einer übel zugerichteten jungen Frau.
Nicht genug, dass in der Provinz des Landes ein frauenhassender Serienmörder sein Unwesen treibt muss sich Siri auch noch mit der kommunistischen Bürokratie herumschlagen, einen verschwundenen Obdachlosen suchen, ein paar Outlaws Obdach gewähren und gegen die Widrigkeiten des Alters und die immerwährende Hitze kämpfen.
Colin Cotterill
Der Brite Colin Cotterill ist bereits um die ganze Welt gereist und tut die immer noch. Im Moment lebt er mit seiner Familie in Thailand. Wenn er nicht gerade unterrichtet, beschäftigt er sich mit dem Schreiben und dem Zeichnen.
Meine Meinung:
Ein Schauplatz in Laos ist nicht nur exotisch, sondern auch außergewöhnlich und verlangt von dem Autor viel Einblick in die örtlichen Lebensumstände. Der Leser (oder Hörer) tut gut daran, sich einmal im Atlas anzuschauen, wo dieses kleine, seltsame Land überhaupt liegt und sich über die politischen Umstände in den 70ern zu informieren.
Cotterill stand vor der Schwierigkeit, einen Kriminalfall zu konstruieren, der ohne große kriminologische Technik á la CSI Miami auskommt: Das gerichtsmedizinische Labor befindet sich im Chemiesaal einer Schule, es gibt keine Verbrecherdatenbank, nicht einmal ein funktionierendes Einwohnermeldeamt, mit Fingerabdrücken braucht man sich gar nicht erst aufzuhalten und Telefon?
Seltsam, dass man hier mehr Schwierigkeiten vermutet, als bei einem Mittelalterkrimi.
Aber der Autor lässt seinen Protagonisten mit sehr viel Witz und Nonchalance die örtlichen Unzulänglichkeiten umschiffen, zumal seine gewitzte Gattin das Ihre tut.
Zwischendurch kann man das Geschehen vom Standpunkt des Mörders aus verfolgen, der einem dennoch bis kurz vor Schluss einige Rätsel aufgibt.
Der Krimi ist sehr lustig, sehr schnell und spannend, leider verliert er zum Ende hin ein wenig. Ich finde es nicht so gut, wenn einem die Auflösung auf der grünen Wiese in einer Rückblende erzählt wird.
Das Hörbuch wird von Jan Josef Liefers gelesen, der dies in einen wahren Ohrenschmaus verwandelt. Kein Wunder, als Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne im Münsteraner Tatort hat er ja genug Erfahrung von der Materie.
Nachdem ich Schweden, Großbritannien, Niederbayern und Venedig aus Sicherheitsgründen von der Liste meiner Urlaubsziele streichen musste, gehört Laos nun auch dazu!
Bibliografisches:
- Titel: Der fröhliche Frauenhasser
- Autor: Colin Cotterill (aus dem Englischen von Thomas Mohr)
- Sprecher: Jan Josef Liefers
- Verlag: der Hörverlag; Auflage: ungekürzte Lesung (2. September 2013)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 386717993X
- ISBN-13: 978-3867179935
- Laufzeit: 7 CDs, 9 Stunden
- Preis: 19,99 Euro oder 12,99 als Download
- Amazonlink:Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt
Mit dieser Rezension beteilige ich mich an Daggis Buchchallenge, Aufgabe 13: Lese einen Krimi oder Thriller.
Foto: Modell eines Ohrs ©Sabienes
Text: Der fröhliche Frauenhasser ©Sabienes