Ja, die Geschichte mit dem Mann, der mit einer Fußfessel nach Syrien abhaute, ist zweifelsohne ein Skandal. Wie kommt man denn eigentlich dazu, jemanden eine Fußfessel zu verpassen? Dieser Umstand ist für mich der eigentliche Skandal an der Story. Und nicht dieser »Entfesselungskünstler«.
Hassan B. ist wohl in Hessen bei Koranverteilungen aufgefallen. Mir hat auch schon mancher lausige Buchempfehlungen gegeben. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen, ihn deswegen zu fesseln oder mit Peilsender auszustatten, damit ich überwachen kann, wen er als nächstes mit seinen schlechten Literaturgeschmack beglückt. Das hätte auch der Bursche in der Stadtbücherei, der auf Bücher von Broder schwört, trotz allem nicht verdient. Deswegen sprechen die Medien aber auch nur von einem »mutmaßlichen radikalen Islamisten«. So sicher ist die Unterstellung also gar nicht. Aber dass er trotzdem Fessel an der Fessel trägt, daran stößt sich niemand.
Es gibt eben Skandale, die Skandale werden dürfen. Und solche, die man hinnimmt, nicht mehr hinterfragt, die Potential dazu hätten, wenn man mal kritisch bliebe. Klar, wenn Hassan B. nach Syrien ist, um dort dem Tod zu begegnen, dann ist das tragisch. Was ist denn los mit jungen Männern, die sich intellektuell so aufgegeben haben? Aber wenn man jemanden quasi auf Verdacht fesselt, weil er vielleicht ein mutmaßlicher Eventuell-Salafist ist, dann ist das für uns alle, die wir hier in diesem Lande leben, wahrscheinlich noch viel tragischer. Und einen Skandal wert. Aber nichts dergleichen. Alles ruhig. Wird schon seine Richtigkeit haben, oder nicht?
Wir stumpfen ab. Wiederhole ich mich? Ja, ich wiederhole mich. Wir nehmen alles so hin, wie sie es hinstellen. Aber ich sag mal so: Wenn man mich mit einer Fußfessel schmücken würde, weil ich vielleicht unter meinem Mantel mehr habe, als nur eine anarchistische Fibel oder so was in der Art, dann wäre die Option, mir fortan tatsächlich mehr als nur ein Büchlein unter den Mantel zu stecken, auch nicht mehr so verkehrt für mich. Ich sage jetzt nicht, dass dieser Hassan zu einem mutmaßlichen Salafisten gemacht wurde. Aber das Gegenteil kann man eben auch nicht behaupten.
Was verteidigten wir eigentlich dauernd gegenüber der islamischen Welt? Demokratie oder so? Jedenfalls sagten sie uns das. Und sie sagten: Mitsprache. Und: Freiheit. Nur die Fußfessel haben sie nicht erwähnt.
Hassan B. ist wohl in Hessen bei Koranverteilungen aufgefallen. Mir hat auch schon mancher lausige Buchempfehlungen gegeben. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen, ihn deswegen zu fesseln oder mit Peilsender auszustatten, damit ich überwachen kann, wen er als nächstes mit seinen schlechten Literaturgeschmack beglückt. Das hätte auch der Bursche in der Stadtbücherei, der auf Bücher von Broder schwört, trotz allem nicht verdient. Deswegen sprechen die Medien aber auch nur von einem »mutmaßlichen radikalen Islamisten«. So sicher ist die Unterstellung also gar nicht. Aber dass er trotzdem Fessel an der Fessel trägt, daran stößt sich niemand.
Es gibt eben Skandale, die Skandale werden dürfen. Und solche, die man hinnimmt, nicht mehr hinterfragt, die Potential dazu hätten, wenn man mal kritisch bliebe. Klar, wenn Hassan B. nach Syrien ist, um dort dem Tod zu begegnen, dann ist das tragisch. Was ist denn los mit jungen Männern, die sich intellektuell so aufgegeben haben? Aber wenn man jemanden quasi auf Verdacht fesselt, weil er vielleicht ein mutmaßlicher Eventuell-Salafist ist, dann ist das für uns alle, die wir hier in diesem Lande leben, wahrscheinlich noch viel tragischer. Und einen Skandal wert. Aber nichts dergleichen. Alles ruhig. Wird schon seine Richtigkeit haben, oder nicht?
Wir stumpfen ab. Wiederhole ich mich? Ja, ich wiederhole mich. Wir nehmen alles so hin, wie sie es hinstellen. Aber ich sag mal so: Wenn man mich mit einer Fußfessel schmücken würde, weil ich vielleicht unter meinem Mantel mehr habe, als nur eine anarchistische Fibel oder so was in der Art, dann wäre die Option, mir fortan tatsächlich mehr als nur ein Büchlein unter den Mantel zu stecken, auch nicht mehr so verkehrt für mich. Ich sage jetzt nicht, dass dieser Hassan zu einem mutmaßlichen Salafisten gemacht wurde. Aber das Gegenteil kann man eben auch nicht behaupten.
Was verteidigten wir eigentlich dauernd gegenüber der islamischen Welt? Demokratie oder so? Jedenfalls sagten sie uns das. Und sie sagten: Mitsprache. Und: Freiheit. Nur die Fußfessel haben sie nicht erwähnt.