Der DBV, das Geld und die Frauen (3)

Irgendwie bewundere ich auch die Begründung des Sportdirektors und Generalsekretärs des Deutschen Boxverbandes (DBV) Michael Müller dafür, dass die Teilnehmerinnen der U17 / U19 Nationalmannschaft bei der WM in Antalya die Kosten für die Betreuer mittragen mussten. Das klingt doch schon ziemlich dreist, wenn er da sagt: „Wenn wir eine WM ausstatten, dann gibt es keine Kompromisse. Die jungen Damen haben das legitime Recht von den Besten betreut zu werden. Es gab wie bei allen wichtigen Turnieren einen Arzt, einen Physiotherapeuten, Trainer und Betreuer. Die dafür anfallenden Kosten gehen in die Gesamtkosten ein und werden, wie anfänglich erwähnt, durch die Anzahl des gesamten Teams geteilt. Fest angestellt waren in Antalya übrigens nur die beiden Bundestrainer. Finanziert wird jedoch jedes Team-Mitglied, unabhängig von der Anstellung.“
Der DBV macht wohl wirklich keine Kompromisse. Zwar hat der DBV schon, soweit ich weiß, Boxer nur mit einem Trainer zu WMs geschickt. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Vielleicht irrt sich aber auch Herr Müller oder er weiß es nicht besser, weil er zu dieser Zeit noch hauptberuflich mit Rudern beschäftigt war. Bleibt ja auch noch die Frage, wieso Herr Müller eigentlich die Sportart gewechselt hat und was ihn denn als Sportdirektor und Generalsekretär für die Amateurboxer qualifiziert?
Wenn ich so lese, wie Herr Müller wortreich erklärt, dass die Kosten für Trainer, Betreuer und Physiotherapeuten „in die Gesamtkosten“ eingehen und „durch die Anzahl des gesamten Teams geteilt“ werden, habe ich doch irgendwie das Gefühl, gerade eine Nebelbombe explodieren zu sehen. Wenn ich dann versuche, Herrn Müllers Sprachgebrauch nachzuvollziehen, dann kriege ich den Eindruck, das Team besteht nur aus den Boxerinnen, denn nur die haben schließlich gezahlt. Trainer, Betreuer und Physiotherapeuten haben nichts gezahlt und gehören dann also auch nicht zum Team. Ich hoffe Herr Müller hat das dem Bundestrainer Zoltan Lunka und seinem Kollegen auch schon gesagt.
Das Team, die Athletinnen, mussten also die Kosten für Trainer, Betreuer und Physiotherapeuten aufbringen. Ich sage es noch mal etwas genauer: Bei einer Aufteilung von 10 Boxerinnen zu 5 Betreuern mussten dann je 2 Boxerinnen jeweils 1.567 Euro aufbringen. Jeder Trainer, jeder Betreuer und jeder Physiotherapeut kostete somit 3.134 Euro. Flüge, Übernachtungen und Essen sollten aber doch für jeden gleich viel kosten. Dann bleiben aber noch pro Begeleitperson 1.567 Euro übrig, die ich mir nicht erklären kann.
Herr Müller erklärte: „Fest angestellt waren in Antalya übrigens nur die beiden Bundestrainer. Finanziert wird jedoch jedes Team-Mitglied, unabhängig von der Anstellung.“ – Diesen Satz muss man sich mal langsam auf der Zunge zergehen lassen. Sagt Herr Müller da nicht allen Ernstes, dass die beim DBV festangestellten Trainer, obwohl sie ihr Gehalt vom DBV bekommen, zusätzlich noch einmal finanziert wurden? Wo ist das Geld denn geblieben, bei Zoltan Lunka und seinem Kollegen, die jeder zusätzlich zu ihrem Gehalt noch mal schätzungsweise 1.567 Euro bekommen haben, oder beim DBV? Oder?
© Uwe Betker



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