Kino
Veröffentlicht am 20. Dezember 2013 | von Greta Egle
Wertung
Summary: fiktionalisiertes Bio-Pic, bietet spannende Einblicke in die Geschichte der USA, bleibt jedoch zu sehr an der glatten Oberfläche
3
Drama
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Eisenhower, Kennedy, Johnson, Nixon, Ford, Carter, Reagan – das ist die lange Liste der Präsidenten der Vereinigten Staaten unter denen Cecil Gaines im Weißen Haus als Butler seinen Dienst verrichtet hat. Und schon beim Einstellungsgespräch wird klargemacht, was hier von ihm erwartet wird: you hear nothing, you see nothing, you just serve.
Der Regisseur Lee Daniels, der mit seinem Erstlingsfilm Precious 2009 einen Überraschungserfolg gelandet hat, beschäftigt sich in Der Butler mit der Lebensgeschichte des schwarzen Butlers Cecil Gaines, der 34 Jahre lang im Weißen Haus arbeitete. Der Film ist vage an die reale Person Eugene Allen angelehnt, dem kurz nach der Wahl Barack Obamas 2008 in der Washington Post der Artikel A Butler well served gewidmet war. Lee nutzt Eugene Allen als Ausgangspunkt, fügt jedoch dem dramatischen Aufbau zum Zwecke, viel Fiktionales hinzu.
Cecil (Forest Whitaker) wächst in ausbeuterischen Verhältnissen auf einer Baumwoll-Plantage auf und erlebt schon von Kindestagen an die Unterdrückung der Weißen. Schon zu Beginn des Films spart Lee nicht an dramatischen Szenen, der Vergewaltigung von Gaines Mutter durch den Plantagenbesitzer wird sogleich die Ermordung seines Vaters durch denselben nachgelegt. Daraufhin wird der Waise von der gestrengen, aber mitleidsvollen alten Gutsbesitzerin (Vanessa Redgrave) ins Haus genommen und in die Regeln des Servierens und Bedienens eingeführt. “The room should feel empty when you’re in it” wird fortan zum Motto seines Lebens. Immer zurückhaltend dienend und sich jeden Kommentars enthaltend, arbeitet er sich beruflich stetig empor bis er schließlich als Butler im Weißen Haus eingestellt wird. Dort arbeitet er in nächster Nähe der Mächtigsten des Landes.
Eingenommen von seiner Arbeit kann Cecil immer weniger Zeit für seine Frau Gloria (Oprah Winfrey) und seine beiden Söhne Louis und Charlie aufbringen. Es ist die Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Gaines älterer Sohn Louis (David Oyelowo) wählt einen anderen Weg als den des – scheinbar – angepassten Schwarzen. Er kann die assimilierte Lebensweise des Vaters nicht verstehen und betätigt sich bei drastischeren Aktionen. Durch ihn werden die KämpferInnen der Bürgerrechtsbewegung sichtbar. Er schließt sich den Free Riders an, die in Bussen in die Südstaaten fahren und – immer unter Bedrohung ihres eigenen Lebens – gegen die Rassentrennung protestieren. Lee handelt anhand Louis‘ Figur die dramatischen Eckpunkte der Bürgerrechtsbewegung ab und führt durch die blutigen Ereignisse in Birmingham 1961, Louis ist auch dabei als Martin Luther King Jr. umgebracht wird und als sich die Gruppierung schließlich unter den Black Panthers radikalisiert.
Der Butler legt nahe, dass Cecil, der anfangs komplett unpolitisch wirkte, in seiner beständigen und zurückhaltenden Art auch Einfluss auf die Präsidenten ausüben konnte und es so auch ermöglichte die Forderungen der Schwarzen zaghaft in den Blick zu rücken. Eine spannende Thematisierung schwarzer Selbstermächtigung wird im Film kurz angeschnitten, als Martin Luther King Jr. (Nelsan Ellis) Louis über die Subversivität der Figur des Butlers aufklärt.
Dem Film selbst mangelt es jedoch leider an Subversivität. Lee wagt es nicht unbequeme Fragen zu stellen. So schafft Der Butler anhand der Lebensgeschichte Gaines und der Spannung innerhalb der Familie zwar einen interessanten und auch packenden, geschichtlichen Abriss über die amerikanische Bürgerrechtsbewegung. Und auch die illuster besetzten Kurzauftritte der wechselnden Präsidenten (John Cusack als Nixon, Alan Rickman und Jane Fonda als Ronald und Nancy Reagan, Robin Williams als Eisenhower) sind recht unterhaltsam. Trotzdem bleibt Der Butler zu glatt, zu sehr an der Oberfläche, zu sehr um klare Antworten bemüht und mit der Obama Huldigung am Ende erstrahlt alles in weichgespültem Hollywood-Happy-End-Glanz. Es scheint, als seien allein durch die Wahl des ersten schwarzen Präsidenten der USA alle Probleme der Ungleichheit gelöst.
Regie: Lee Daniels, Drehbuch: Danny Strong, Wil Haygood
DarstellerInnen: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, David Oyelowo, Yaya Alafia, Lenny Kravitz
Laufzeit: 132 Minuten, Kinostart: 20.12.2013, www.weinsteinco.com/sites/leedanielsthebutler
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Greta Egle